laut.de-Biographie
The Wrens
Ein Wren ist ein Troglodytes Troglodytes, besser bekannt unter dem Namen Zaunkönig. Auf jeden Fall ein Vogel, der seinem Zirpen schöne Melodien entlockt. Die Band The Wrens ist ihrem Namen treu: Ihren Instrumenten entlocken sie feinfühlige Melodien.
In den ausgehenden Achtzigern tun sich Kevin und sein sieben Jahre älterer Bruder Greg Whelan zusammen. Der große hatte gerade sein Jura-Studium abgeschlossen und eine Laufbahn als Anwalt vor sich, als er beschließt, dass sich in seinem Leben was ändern müsse. Gemeinsam spielen sie erste Auftritte am College, das Kevin damals noch in ihrer Heimat New Jersey/USA besucht.
Doch in diesem kleinen Rahmen wollen die beiden nicht bleiben. So nehmen sie 1998 die Einladung von The Fixx - einer New Wave Band aus dem Vereinigten Königreich, die ihren Zenit zu diesem Zeitpunkt schon lange überschritten hatte - in deren Vorprogramm zu spielen, begeistert an. Leider entpuppt sich dieser Gig als absoluter Reinfall. Der Überlieferung nach muss die Band 175 Tickets für den Gig kaufen, um spielen zu dürfen. Verzweifelt versuchen sie die Tickets an den Mann zu bringen. Dabei hilft ihnen ein Typ, den sie bei ihren Auftritten am College kennen lernen: Charles Bissell steigt als Gitarrist bei den Brüdern ein. Das Konzert findet schlussendlich gar nicht statt. Neben all der Frustration eine gute Lektion in Sachen Musikbusiness.
So setzen die drei ihren Weg eher ungewöhnlich fort: Als Hausband eines Schiffs, das zwischen Delaware und New Jersey pendelt. Auf dem Weg greifen sie mit Jerry McDonald ihren ersten festen Schlagzeuger auf. Doch auch diese Geschichte nimmt ein abruptes Ende: Die Band startet den Versuch, das etwas ältere Publikum mit dem Pixies-Song "Debaser" aufzuheitern. Gelingt natürlich nicht und endet mit dem Rausschmiss. Doch sie lassen sich nicht beirren. Die vier ziehen gemeinsam in ein Haus in Secaucus/New Jersey. 1993 nehmen sie ihre erste 7" "Low" auf. Als Demo verschicken sie das gute Stück unter anderem an Grass Records. Auf eigene Faust beginnen sie eine Tournee, auf der auch das besagte Label Kontakt mit den Wrens aufnimmt.
Nur ein Jahr später bringt Grass Records das Debüt "Silver" raus. Auf dieser ersten Tour landet die Band auch in Omaha/Nebraska. Im Publikum stehen nur sehr wenige Leute, alle sind mit dem damals noch komplett unbekannten Label Saddle Creek verbandelt. Seitdem verbindet die Wrens dicke Bande mit The Faint und den Bright Eyes. Nach dem Release bringt eine Tournee die Wrens nach Europa. Doch es ist nicht alles Gold was glänzt. Ein großes Tier der US-Amerikanischen Musikindustrie, Alan Metzler, möchte die Wrens unter Vertrag nehmen ... und kauft kurzerhand ihr Label.
1996 veröffentlichen die vier Jungs aus New Jersey ihr Zweitwerk "Secaucus" noch unter unkomplizierten Verhältnissen. Doch Metzler hat sich in den Kopf gesetzt, mit dieser Band einen durchschlagenden Hit zu landen. Leider sehen seine Pläne vor, die Wrens in ihrer künstlerischen Freiheit zu beschneiden. Sie sollten ihm bitte seinen Radio-Hit schreiben und einen Millionen Dollar-Vertrag unterschreiben. Sonst würde er sämtliche Promo-Aktivitäten auf der Stelle einstampfen und die Europa-Tour ersatzlos streichen.
Die Wrens behalten ihren Stolz und lehnen die unmoralischen Vorschläge des Chefs ab. Ein neues Management findet sich schnell, doch die Kreativität geht erst einmal flöten. Die Jungs nehmen Bürojobs in Manhattan an und halten sich so finanziell über Wasser. Musikalisch läuft dafür nicht viel. Eine EP ("Abbott 1135") bekommt die Band 1997 noch zustande, bevor sie in der kreativen Versenkung verschwindet. Diese ist wohl voll und ganz den Wirren um einen neuen Plattenvertrag zuzuschreiben. So stehen die Wrens 1998 kurz vor einem Abschluss mit Interscope, als der zuständige A&R-Manager gefeuert wird. Die Band beginnt laut über eine Trennung nachzudenken, vollzieht diese jedoch nicht.
Im Jahr 2002 besinnen sie sich ihrer Wurzeln und unterzeichnen einen Vertrag beim Label Absolutely Kosher ihres Freundes Cory Brown, den sie schon seit "Silver"-Tagen kennen. Auf diesem sind sie mit Xiu Xiu und den Hidden Cameras in bester Gesellschaft. Schon im Januar des folgenden Jahres liegt eine limitierte Auflage ihres dritten Albums in den Läden. "Meadowlands" - benannt nach einem Sumpfgebiet bei New York - besticht mit ausgereiften, ruhigen Melodien, die low-fi von Alan Douches (Alkaline Trio, The Rapture) produziert, ein rundes Ganzes ergeben. Geschrieben wurden die meisten Songs allerdings schon 1998. Damals dachte die Band noch, sie würde das Album in wenigen Monaten fertig stellen ...
Im April 2003 stehen die Wrens - inzwischen fast alle verheiratet, Jerry hat sogar schon drei Kinder - das erste Mal seit vier Jahren auf der Bühne. Am 9. September wird das Album wiederveröffentlicht - die erste Version ist bereits ausverkauft. Doch erst im November 2005 erscheint das gute Stück auch endlich in Deutschland.
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