Die Reggae-Stars Beenie Man, Sizzla und Capleton unterzeichnen ein Abkommen mit den Initatoren der Kampagne "Stop Murder Music", in dem sie sich verpflichten, in Zukunft schwulenfeindliche Texte in ihren Songs zu unterlassen.
London/ Jamaika (sk) - Die Kampagne "Stop Murder Music" kämpfte jahrelang gegen die Diskriminierung von Homosexuellen in den Texten jamaikanischer Reggae-Stars. Nun konnten die Initiatioren der Kampagne einen Erfolg für sich verbuchen. Die Künstler Beenie Man, Sizzla und Capleton unterzeichneten ein Abkommen, in dem sie erklärten, ab sofort jegliche Hetze, die zum Teil sogar den Tod von Schwulen beinhaltete, zu unterlassen.
Die Erklärung heißt "Reggae Compassionate Act" und ist als Grundsatzerklärung für alle Reggae-Repräsentanten gedacht. Das Papier besagt, dass niemand wegen seiner Herkunft, seines Geschlechts, seiner sexuellen Orientierung oder wegen seiner Religion benachteiligt werden darf. Jeder Künstler, der unterschreibt, verpflichtet sich somit, auf diskriminierende oder gewaltverherrlichende Darbietungen zu verzichten.
"Der 'Reggae Compassionate Act' ist ein großer Druchbruch", erklärt Peter Tatchell gegenüber dem englischen Musikmagazin NME. Tatchell ist Vorstand von OutRage!, einer Organisation, die sich um die Rechte von Schwulen und Lesben in England kümmert. Sie ist unter anderem Träger der Kampagne "Stop Murder Music" und verantwortlich für den "Reggae Compassionate Act". Mitgewirkt haben außerdem noch die jamaikanische Schwulenorganisation J-Flag und die Black Gay Men Advisory Group, eine Vereinigung schwuler und bisexueller Männer afrikanischer Abstammung.
Tatchell erklärt, dass die drei Künstler, die das Abkommen unterschrieben haben, sich hiermit bereit erklären, in Zukunft keine homosexuellenfeindlichen Lieder oder Re-Releases rauszubringen und keine öffentlichen Statements abgeben, die schwulenfeindlich sind. Das Unterzeichnen der Jamaikaner sei ein Meilenstein und die Initiatoren würden sich über das Einverständnis, Musik ohne Voruteile zu machen, sehr freuen: "Dass diese großen Reggae-Stars auf Schwulenfeindlichkeit verzichten, wird ihre Fans beeinflussen und ein größeres Publikum dazu anhalten, bigotte Ansichten zu überdenken."
Drei Jahre lang kämpfte "Stop Murder Music" gegen Diskriminierung von jamaikanischen Musikern. Dabei wurden hunderte Konzerte abgesagt und Sponsoringdeals gebrochen, was für die Künstler einen enormen finanziellen Verlust bedeutete. Der Kampf gegen die Herabsetzung von Homosexuellen geht dennoch weiter, da nicht alle Künstler den Deal unterzeichnet haben: Elephant Man, TOK, Bounty Killer, Vybz Kartel und Buju Banton wehren sich gegen den "Reggae Compassionate Act". Gegen diese fünf Musiker will die Bewegung "Stop Murder Music" daher weiterhin vorgehen.
Skepsis gegenüber den dreien, die das Abkommen unterschrieben haben, hegen die Initiatoren dennoch. Denn schon 2005 versprach Beenie Man bei einer ähnlichen Erklärung, zukünftig gewaltverherrlichende Texte zu unterlassen. Desweiteren verpflichteten sich die Reggae-Labels, keine weiteren homophoben Songs zu veröffentlichen. Doch nur drei Monate später brachen Beenie Man, Buju Banton und Bounty Killer ihr Versprechen und kehrten zu alten Mustern zurück.
206 Kommentare
logo... die rastaman's sind bei weitem nicht nur die sunhine liebenden, peace und jah singenden, pot rauchenden gesellen wie es bob marley vielleicht glaubend gemacht hat.
frauenfeindlichkeit und homophobie sind/waren/(werden) quasi salonfähig (sein)
Ziemlich traurig das Ganze. Schade, dass das alles nicht selbstverständlich ist.
@SomethingLost (« logo... die rastaman's sind bei weitem nicht nur die sunhine liebenden, peace und jah singenden, pot rauchenden gesellen wie es bob marley vielleicht glaubend gemacht hat. »):
Unsinn, wer sich auch nur etwas mit Bob Marley beschäftigt hat, wird doch sofort auf die Tatsache aufmerksam, dass Marley streng die Rastafari-Kultur befolgt hatte, welche eben auch die Ablehnung von Homosexualität beinhaltet und in dieser Hinsicht war auch Marley nicht anderer Meinung als die Rastafari-Kultur.
@SomethingLost («
frauenfeindlichkeit und homophobie sind/waren/(werden) quasi salonfähig (sein) »):
Homophobie ja, Frauenfeindlichkeit nein... Frauen werden zwar wenn man es konkret sieht weniger Freiheiten zugeschrieben, aber feindlich tritt man diesen keinesfalls entgegen.
Nachtrag:
Naja, Ironie... Es hatte eigentlich eher die Intention einer Satire, indem ich einfach die Intoleranz aufgegriffen, und in selber Qualität an den Absender zurück geschickt habe.
Denn es ist in meinen Augen nunmal 100% das Selbe, ob ich jetzt rassistische oder homophobe Scheiße von mir gebe. Der Grundansatz, das assoziale Denkmuster dahinter ist der Selbe.
Richtig lustig ist natürlich der Abschnitt mit der anderen Kultur. Da hast Du sogar ein Stück weit recht, und ich habe auch Bedenken, eonem Menschen in der Karribik meinen Wertekanon aufzuzwingen.
Wäre auch sehr schwierig, einem Künstler auf Jamaika von hier aus den Mund zu verbieten. Nur, wenn er halt in Europa auftreten will, muss er sich eben an europäische Gesetze halten, und die verbieten nun mal Aufrufe zur Gewalt und Volksverhetzung.
Und daran entzündete sich diese Debatte ursprünglich.
Wenn jetzt Künstler aus wirtschaftlichen Überlegungen (Wir wollen auch Platten in Europa verkaufen!) sich zu einer Art FSK verpflichten wollen, sollen sie.
Richtig bizarr wird Dein Argument aber auf eine andere Weise.
Denn Du bist Europäer, stammst aus dem hiesigen Kulturkreis, und da ist es nunmal Konsens unter Gesetzgebern, Medizinern, Psychologen und anderen Wissenschaftlern, dass Homosexualität weder ungesetzlich noch unmoralisch noch unnormal im Sinne von krank ist, sondern ein ganz natürliches Phänomen. Das, um das nochmals zu betonen, niemandem schadet.
Wenn Du jetzt also die homophobe Weltansichts-Scheiße von Künstlern aus einem anderen Kulturkreis übernimmst, dann machen die sich schuldig, anderen Kulturen ihre Denkweise aufzuzwingen, oder zumindest sie zu beeinflussen.
das war doch jetzt ein schönes Schlußwort