laut.de-Biographie
1914
Das blutige Thementrio Krieg, Leid und Tod spielt in der Metalbranche schon seit den Anfangstagen eine große Rolle. Im Jahr 2014 gründet sich in der Ukraine eine Band, die den Schrecken des Ersten Weltkrieges so intensiv und ungefiltert zurück an die Oberfläche befördert wie kaum eine zweite. Die Rede ist von 1914, einer Band, die sich nach dem Jahr benennt, in dem der Erste Weltkrieg begann.
Den Ukrainern geht es weniger um das Ausschlachten von detailliert beschriebenen Gräuelszenarien, sondern mehr darum, dem im Digitalzeitalter etwas eingestaubten Geschichtsunterricht wieder etwas mehr Leben einzuhauchen. Bereits mit ihrem ersten Studioalbum "Eschatology of War", das im Jahr 2015 über das ukrainische Label Archaic Sounds veröffentlicht wird, sorgen 1914 für viel Aufsehen in der Szene.
Die zu Beginn als Trio fungierende Combo wächst irgendwann zu einem Quintett heran. Soundtechnisch bewegen sich 1914 in einer bebenden Nische zwischen Doom-, Death- und Black Metal. Der intensive Soundmix und das damit verbundene außergewöhnliche Konzept sprechen sich in Szenekreisen schnell rum.
Und so klopft pünktlich zur Fertigstellung des zweiten Longplayers "The Blind Leading The Blind" im Winter 2018 das Kultlabel Napalm Records bei den fünf Ukrainern an die Pforten. Aus dem dunklen Keller raus auf die großen Bühnen: Für 1914 öffnen sich plötzlich unzählige Türen. Große Headliner-Shows, Festivalauftritte in ganz Europa und jede Menge Presseanfragen stehen ins Haus. Aber die Pandemie macht auch 1914 einen dicken Strich durch die Rechnung.
Statt auf große Tournee zu gehen, verbarrikadieren sich die Ukrainer im Studio und basteln an ihrem Drittwerk "Where Fear And Weapons Meet" – ein Prozess, der Spuren hinterlässt: "Wir stritten, debattierten und schlossen uns manchmal sogar jammend in meiner Wohnung ein, setzten Riffs zusammen, nahmen etwas auf. Ich würde so nicht mehr arbeiten wollen, weil es emotional ziemlich schwierig ist. Der Mangel an Konzerten, die schwer nachvollziehbare Situation und die konstante Erwartung, dass irgendetwas schiefgehen könnte, sind der Kreativität nicht wirklich dienlich - zumindest unserer nicht", erinnert sich Dmytro Kumar im Spätherbst 2021.
Soundtechnisch geht die Band mit ihrem dritten Album einen Schritt weiter. Erstmals arbeiten die Ukrainer mit orchestralen Elementen, die ihren Sound noch atmosphärischer und dichter machen. Thematisch ist und bleibt der Erste Weltkrieg oberste Priorität. Einzelschicksale, die Trauer der Hinterbliebenen und das familiäre Leid stehen genauso im Fokus wie markante Schlachten, Ereignisse und Kriegsgeräte.
Vier Jahre nach dem von der Presse hochgelobten dritten Studioalbum melden sich 1914 mit "Viribus Unitis" zurück. Das thematische Konzept der Band und der Alltag in der Ukraine sind 2025 nicht mehr voneinander zu trennen. Der russische Angriffskrieg setzt auch der Band und dem näheren Umfeld aller 1914-Mitglieder arg zu: "Wir leben noch – und das bedeutet heutzutage schon einiges. Unser Gitarrist dient in der Armee, der Rest von uns hilft als Freiwillige im Krieg: Wir liefern Drohnen, Fahrzeuge und medizinische Ausrüstung an unsere Soldaten. Das Leben geht weiter – zumindest bis die nächste russische Drohne oder Rakete entscheidet, es zu beenden."


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