laut.de-Biographie
Altin Gün
Anatolischer Funk und psychedelischer Rock bilden die Grundpfeiler von Altin Güns Musik. Tief im Sound der 70er verwurzelt ist die Band ab Mitte der 2010er-Jahre maßgeblich daran beteiligt, ein Revival dieser Spielarten voranzutreiben. Das feiern nicht nur volle Hallen und tanzende Festivalcrowds auf der ganzen Welt, sondern bald auch das Grammy-Kommittee und der Mainstream-Feuilleton.
Alles beginnt 2016 mit einer Anzeige auf Facebook: Der niederländische Bassist Jasper Verhulst sucht nach türkischen Musiker:innen, um mit ihnen traditionelle Klänge ihrer Heimat in neuem Kontext aufzugreifen. Merve Da?demir (Vocals, Keyboard, Percussion) und Erdinç Ecevit Y?ld?z (Saz, Keyboard, Vocals) melden sich und prägen fortan maßgeblich den Sound Alt?n Güns. Drummer Daniel Smienk, Perkussionist Chris Bruining und Gitarrist Thijs Elzinga vervollständigen das Lineup. Der Bandname bedeutet übersetzt übrigens "Goldener Tag".
Hauptantrieb für die Truppe ist anfangs die Verehrung türkischer Künstler:innen wie Ne?et Erta?, Baris Manço, Selda Ba?can und Erkin Koray. Vor allem Ersterer bestimmt das Schaffen des Sextetts. Auf ihrem 2018 veröffentlichten Debütalbum adaptieren Alt?n Gün größtenteils Stücke Erta?' und interpretieren sie auf eigene Weise völlig neu.
"Diese Songs haben eine lange Tradition", so Verhulst. "Es ist Musik, die versucht, eine Stimme für viele Menschen zu sein. Wir versuchen nicht, sie zu kopieren, aber das sind die Klänge, die wir mögen. Wir versuchen, etwas eigenes daraus zu machen. Viele dieser Songs erfuhren über die Jahre hinweg hunderte verschiedene Interpretationen. Wir müssen also schaffen, etwas hinzubekommen, das die Leute aufhorchen lässt – so als ob es das erste Mal wäre, dass sie das hören."
Tatsächlich trifft die in Amsterdam ansässige Band mit ihrer Deutung der Musik einen Nerv. Eine Live-Session beim amerikanischen Radiosender KEXP verschafft Alt?n Gün international Aufmerksamkeit. 2020 folgt für das zweite Album "Gebe" eine Nominierung für den Grammy Award in der Kategorie "Bestes Weltmusikalbum".
Während der Covid-19-Pandemie erweitern Alt?n Gün ihren Sound um deutlich mehr Synthesizer-Elemente und Disco-Vibes. Die Ergebnisse präsentieren sie 2021 auf gleich zwei Alben: "Yol" und "Âlem". Wenige Monate später stehen sie auf der Bühne des wichtigsten Pop-Festivals der Welt: Coachella.
2023 besinnen sich Alt?n Gün auf ihre Wurzeln, kehren zurück zum organischeren Folk-Funk-Sound und nutzen für "A?k" wie zu Anfangszeiten wieder traditionelle türkische Nummern als Basis. "Wir haben es auch nicht aufgenommen wie das vorhergehende Album", erklärt Da?demir. "Das hatten wir wegen der Pandemie im Grunde zuhause produziert. Jetzt dagegen haben wir live auf Tonband aufgenommen." "Wir entschieden uns für eine sehr traditionelle Weise, ans Recording eines Rockalbums heranzugehen – wie in den 70ern", bestätigt Verhulst. "In unserem Fall hieß das nicht nur, sechs Musiker:innen mit ein paar Mikros in einem Raum zusammenzubringen, sondern betraf auch das Equipment, das wir nutzten." Vintage-Gear war also ein Muss.
Kurz nachdem "A?k" im März 2023 erschienen ist, starten Alt?n Gün eine vielerorts ausverkaufte Konzertreise durch Europa. Mehr Goldene Tage (und Nächte) stehen bevor.
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