laut.de-Biographie
Billy Nomates
"In a world of Yes Men, I'll be a No Woman, thanks!" (Billy Nomates im NME 2020) Sprechgesang ist schon lange nicht mehr auf Hip Hop beschränkt. Immer mehr Post-Punk-Acts artikulieren sich so deutlich. Ein Land wie Großbritannien bietet nicht nur auf politischer Ebene viel Stoff für Rotz- und Motz-Geschichten.
Billy Nomates alias Tor Maries benennt ihren Widerstand mit nur einem Wort "No". So heißt 2020 die Debütsingle der Musikerin, die in Melton Mowbray (Leicestershire) aufwächst. Sie verarbeitet in ihren minimalistischen Punk-Songs sämtliche Begegnungen und Erfahrungen. Mit ihren klaren Worten und Statements versteht man ihren Standpunkt sehr schnell. Warum muss man seine Körperhaare rasieren? Warum muss man stets die Erwartungen von anderen erfüllen? Sag einfach: Nein!
Ihr selbstbetiteltes Debütalbum erscheint in einer Zeit, in der nicht nur Musiker und Künstler leiden. 2020 beherrscht Covid-19 die ganze Welt. Ein Virus breitet sich aus, soziale Kontakte sind nicht mehr selbstverständlich. Krankenhäuser und Personal sind überlastet. Und dann steht für Großbritannien auch noch der Austritt aus der EU an.
Das ist natürlich bestes Futter für neue Songtexte. Aber das Material für ihre lyrische Besessenheit hatte Billy Nomates auch schon vor der Pandemie. Bereits 2019 läuft es für die Musikerin recht gut. Immer mehr Menschen werden auf sie aufmerksam. Die Entdeckungs-Credits gehen vorzugsweise an die Frau von Sleaford Mods-Sänger Jason Williamson. Claire Herron Williamson supportet die Sängerin, und somit werden nicht nur die Mods-Fans auf sie aufmerksam, sondern auch Geoff Barrow. Portishead Urgestein, Beak>-Schlagzeuger und Labelbesitzer von Invada Records. Hier erscheint das selbstbetitelte Debüt "Billy Nomates" am 7. August 2020. Am finalen Sound hat Geoff dann auch noch mitgemischt. Die Single "No" läuft im Radio. Iggy Pop spielt sie in seiner Show auf BBC Radio 6 Music und auch in Deutschland steht sie auf diversen Hit-Listen, u.a. bei Radioeins.
Mehr Aufmerksamkeit hat sich Billy schon gewünscht, als sie als Kind noch Geige spielte. Sie war auch Mitglied in diversen Bands, doch nie damit zufrieden. Depressionen holten die Sängerin ein, und erst ein Konzert der Sleaford Mods bewegte sie dazu, wieder Musik zu machen. Dass nach dieser kreativen Offenbarung sich sogar eine gemeinsame Zusammenarbeit mit Sleaford Mods ergibt, hätte Billy zu Beginn wohl nicht gedacht. Jason Williamson singt auf ihrem Debüt ("Supermarket Sweep"), Billy ist Gastsängerin der Mods-Single "Mork n Mindy" (erschien bereits im Oktober 2020), die auf dem 2021er Album "Spare Ribs" zu hören ist.
Tanzwütiger Lofi-Punk-Rock Sound, ein bisschen Peaches, ein bisschen Patti Smith, Captain Beefheart und Sonic Youth finden in ihrer Musik zusammen Stimme, Gitarre, Bass und Synthesizer spielt sie selber ein. Live-Schlagzeug und weitere Basslines werden von anderen Musikern beigesteuert.
Billy Nomates pendelt zwischen Bournemouth und Bristol. Hier schreibt sie ihre bissigen und wütenden Texte. Dabei stets mit einem kritischen Blick auf die englische Klassenstruktur und die Ungleichheit der Geschlechter. Eine Rebellion gegen sexuelle Belästigung und die Diskriminierungen am Arbeitsplatz. Warum stehen immer noch so wenig Frauen auf den Festivalbühnen?
Ihre Musik ist der Ort des Trotzes. In ihrem Sound findet sie Trost und eine Art Befreiung. In den sozialen Netzwerken motzt und performt sie ebenfalls aktiv, und man lernt dort Tor Maries schon ein bisschen besser kennen. Allerdings gehört Billy Nomates mit ihren Songs auf die Bühne. Im September 2020 gibt es schon mal einen kleinen Vorgeschmack. Da ist sie Support vom Sleaford Mods Live-Stream im 100 Club in London. Willkommen in der Bunch of Kunst-Familie!
Mit "Cacti" erscheint 2023 das zweite Album, ein Prachtstück zwischen Motz-Punk und catchy Melodien. In jenem Jahr muss die Musikerin einen Shitsorm aushalten, in dessen Folge sie ihren Instagram-Account löschte. Der Grund: Hasserfüllte und beleidigende Kommentare bezüglich ihrer vermeintlich mangelnden Live-Qualitäten nach einem Glastonbury-Festival-Gig.
Nach einer Pause meldet sich die Musikerin 2025 mit ihrem dritten Album "Metalhorse" zurück, einer kraftvollen Songpackung aus Indie-Pop und New-Wave-Punk. Die Melodien sind eingängiger und trotz schlimmer Ereignisse lebendiger und kraftvoller. Tor verarbeitet den Tod ihres Vaters und generell den Verlust und die Schwebe zwischen Trauer und Hoffnungslosigkeit. Im Studio steht sie diesmal nicht alleine, sondern hat eine Band als mentale Verstärkung dabei. Einer davon ist Hugh Cornwell, bis 1990 Frontmann von The Stranglers. Billy Nomates' Papa war ein großer Fan der britischen Punkrockband.
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