laut.de-Biographie
Blakroc
Manchmal braucht es nur eine kurze Artikulierung der gegenseitigen Wertschätzung, und die Basis für eine künstlerische Zusammenarbeit ist gelegt - da mögen die Lebenswelten noch so weit auseinander liegen. So geschehen bei Damon Dash, Mit-Begründer von Roc-A-Fella Records und ehemaliger Jay-Z-Intimus, und The Black Keys, aufstrebende Blues-Rock-Kapelle aus Ohio.
Dash, der seit der Trennung von Jay-Z ein wenig aus der Rap-Öffentlichkeit verschwunden ist, outet sich gegenüber Black Keys-Drummer Pat Carney und -Sänger Dan Auerbach als Fan und deutet an, gerne ein gemeinsames Projekt auf die Beine stellen zu wollen. Auerbach und Carney willigen ein, und schnell vergräbt man sich in einem hippen Studio im noch hipperen New Yorker Stadtteil Williamsburg.
Musikalisch bringt Dash selbst freilich nichts auf den Tisch, aber als einer der einflussreichsten Geschäftsmänner des Genres hat er Kontakte zu etlichen Künstlern, die er nach und nach ins Williamsburger Studio G schleift und mit den Black Keys harmonieren lässt. Auf Dipset-Representer Jim Jones folgen bald Indie Rap-Held Mos Def und Wu-Tang-Chef RZA.
Damon Dashs Idee eines freien, nicht-kommerziell orientierten künstlerischen Austausches avanciert zum vollen Erfolg. Bald hat sich die Geschichte in der New Yorker Szene herumgesprochen, und schnell wollen auch Q-Tip, Pharoahe Monch, M.O.P.s Billy Danze und Raekwon auf die Blues-Gitarren, Mundharmonikas und simplen Drums von Carney und Auerbach jammen.
Die Begeisterung steht nicht nur den Rappern ins Gesicht geschrieben. Tatsächlich erfüllt das Projekt einen lang gehegten Traum der Black Keys. "Wir haben als Black Keys angefangen, weil wir den Sound der RZA-Produktionen so sehr liebten. Vom ersten Tag an wollten wir, dass unser Demo so dreckig klingt wie das Wu-Tang-Zeug. Im Prinzip haben wir die Blakroc-Aufnahmen vorbereitet, seit wir 16 Jahre alt waren", gibt das Duo aus Ohio zu Protokoll und unterstreicht damit, welche künstlerische Motivation hinter dem Blakroc-Projekt steckt.
Die neue Medienwelt sorgt dafür, dass die im Gesamten lediglich elf Tage andauernden Jam-Sessions auch ordentlich gehypet werden. Im Juni 2009 berichtet Jim Jones das erste Mal via Twitter von seinen Aufnahmen mit den Black Keys und Mos Def. Bald darauf reicht die globale Blogosphäre kurze Clips von den Aufnahme-Sessions im Studio G herum und steigert die Vorfreude auf die außergewöhnliche Zusammenarbeit.
"Blakroc", das Album, hält laut Kritikerstimmen allen Erwartungen stand. Die Idee ist gut, die Ausführung noch besser, heißt es zwischen Pitchfork, Rolling Stone und Juice Magazin unisono. Die Journaille einigt sich schnell auf Vergleiche mit vorangegangenen Rock und Rap-Kollaborationen wie bei Run DMC und Aerosmith, dem "Judgement Night"-Soundtrack oder dem Beastie Boys-Prinzip.
Blakroc ist jedoch in erster Linie die konsequent weitergedachte Definition eines Sub-Genres, das Kritiker im Jahr 2009 "Hipster Rap" taufen: Die Rap-Helden der Neunziger treffen auf die führenden V-Neck-Träger der neuen Indie Rock-Generation.
Mit "Best Of Both Worlds" hat Damon Dash, als Manager des ehemaligen Kumpels Jay-Z, bereits Erfahrungen gemacht. Was früher eben die überladene Zusammenführung von Jiggas Raps und R. Kellys schmonzigem R'n'B war, ist nun die Förderung eines freien, kreativen und vor allem hippen Austauschs zwischen Blues-Gitarren und Rap-Lyrics. Schöne neue Hip Hop-Welt.
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