laut.de-Biographie
Bluestaeb
Mitte der Zehnerjahre scheint die deutschsprachige Produzentenszene an einem vorläufigen Höhepunkt angekommen zu sein, die Kultur ist so vielfältig wie nie zuvor. Einer der Protagonisten dieser Entwicklung nennt sich Bluestaeb, der mit seinem Sound wie nur wenige andere für Diversität und Openmindedness im Hip Hop steht. Zu Beginn noch als reiner Boombap-Producer wahrgenommen, entwickelt sich Leon Giseke mit den Jahren zu einem vielseitigen und eigenständigen Künstler, der nichts von den Hip Hop-üblichen Scheuklappen hält. Dieser lange währende Prozess ist es, der Bluestaeb immer wieder neu antreibt.
Aufgewachsen ist Giseke in Berlin, seine ersten Kontakte zur Hip Hop-Kultur hat er, wie viele andere Jugendliche um die Jahrtausendwende auch, durch Eminem. Wenig später versucht er sich mit Computer-Programmen wie Fruity Loops und HipHop-Creator an ersten eigenen Songskizzen. Weil er davor bereits mehrere Jahre afrikanische Trommeln wie Djembé und Daruka spielt, fällt bereits früh auf, dass Bluestaeb ein feines Gespür für Rhythmik und Melodien aufweist. Gleichzeitig taucht er immer tiefer in die virtuosen Soundwelten von Ausnahmekünstlern wie J Dilla oder Madlib ein, die sein späteres Schaffen maßgeblich beeinflussen.
In Berlin formiert sich Anfang der Zehnerjahre eine Beat-Community, die sich auf Partys und Jams trifft und miteinander austauscht. Dabei lernt Giseke Figub Brazlevic kennen, der sich zu dieser Zeit bereits einen Namen in der Boombap-Szene gemacht hat. Die beiden intensivieren ihren Kontakt fortan, Figub avanciert zu so etwas wie Bluestaebs Mentor. Zusammen mit S. Fidelity bilden sie wenig später das Supergroup Oldschool Future Tribe, die ersten Ergebnisse sind bald nachzuhören. Nach der "Future Neo EP" macht Bluestaeb auch solo ernst: Sein Debütalbum von 2013 trägt den Titel "1991 Extraterrestrial" und schlägt ob seines spannenden Soundentwurfs zwischen Oldschool und Jazz weiter über die Stadtgrenzen hinaus Wellen.
Zwei Jahre und ebenso viele EPs später beginnt Bluestaeb, sich allmählich von der Berliner Boombap-Schmiede zu lösen. Er lernt Jannis Stürtz kennen, seines Zeichens Labelhead des aufstrebenden Imprints Jakarta Records. Er öffnet seinen Sound noch weiter für jazzige und soulige Einflüsse. Zeitgleich machen in Amerika Movements wie Soulection auf sich aufmerksam, die mit ihren futuristischen Beat-Ansätzen neue Wege und Möglichkeiten ebnen - Bluestaeb fühlt sich in seiner Vision bestätigt. Als Konsequenz dieser Entwicklung erscheint Ende 2015 die intime und hochgelobte Platte "Rodalquliar" auf Jakarta und katapultiert Bluestaeb mal eben auf ein neues Level: vom Beatmaker zum autonomen Künstler, sozusagen.
Im Folgejahr beginnt Bluestaeb unmittelbar mit den Arbeiten am Nachfolgeralbum. Der Prozess wird jedoch jäh unterbrochen von der Idee, eine Kollaboplatte mit dem Rapper JuJu Rogers aufzunehmen. Die beiden arbeiteten zuvor schon auf dem starken Song "Hungry" zusammen und fühlen sich ob der brodelnden politischen Weltlage, die in der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten gipfelt, dazu angespornt, ein kluges und bisweilen sogar wütendes Statement zu setzen. "Lost In Translation" verkommt so zu mehr als nur einem Einschub zwischen zwei Soloprojekten Bluestaebs.
Inmitten dieser Zeit zieht Giseke in die französische Metropole Paris, wo er sich einem gänzlich neuen künstlerischen Umfeld ausgesetzt sieht. Fortan bestimmen Live-Sessions mit befreundeten Musikern den Studioalltag, dem Etikett des Bedroom-Producers ist Bluestaeb längst entwachsen. Als Ergebnis erscheint zum Sommerbeginn 2018 die Platte "Everything Is Always A Process", die als Snapshot des gesamten zweijährigen Schaffensprozess verstanden werden soll. Darauf zu finden sind neben reinen Instrumentalsongs auch vielversprechende Kollaborationen mit Sängerinnen wie Harleighblu.
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