Porträt

laut.de-Biographie

Crime And The City Solution

Ihre Musik wandert unheilschwanger zwischen schleppendem Düsterblues und ruckartigen Rockattacken. Heiliger, nahezu sakraler Ernst mischt sich mit psychedelischem Hedonismus. Jeder Ton schreit vor Schmerz und Leidenschaft.

So klingen Simon Bonneys Crime And The City Solution seit ihrer Gründung 1977 in Sydney. Geboren auf dem Höhepunkt der Punkwelle, nutzen sie die rohe Energie des neuen Genres, nur um es für die eigenen messianischen Pläne auszuschlachten.

Der Australier Bonney nämlich will mehr als mit knappen drei Akkorden schocken. So hypnotisch wie die der Doors soll jeder Song funktionieren, dabei so ungehobelt wirken wie eine Abrissbirne. Solche Ideen im Kopf, den Drogen nicht abgeneigt und den ganz eigenen sandigen Australoblues in den Adern, gibt es ab 1979/1980 eigentlich nur ein Ziel: Berlin.

Die noch immer geteilte Stadt bietet nicht nur ihnen besonderes Flair: eine einmalige Atmosphäre aus Zerrissenheit und kaputter Kreativität. Alle Freunde und Brüder im Geiste treffen sich dort. Gemeinsam mit Nick Cave And The Bad Seeds, Birthday Party, Michael Giras Swans und den Einstürzenden Neubauten bilden sie ein Kleeblatt ungleicher, philosophisch gleichwohl sehr ähnlicher Schwesternbands.

C&CS bleiben auch die folgenden dreißig Jahre von allen Genannten am meisten Underground. Ein Weg analog Cave oder Bargeld in den so bildungsbürgerlichen wie schulbuchtauglichen Kunstkanon wird dem recht unsteten Bonney verwehrt. Nicht mit Leichen, sondern mit charismatischen Gigs pflastern sie ihren Pfad zum Alternative-Ruhm.

Der erste echte Studio-Longplayer erscheint relativ spät, anno 1986. Sinistre Songperlen wie "On Every Train (Grain Will Bear Grain)", "The Bride Ship" oder "I Have The Gun" liefern gefundenes Fressen für Fans von Caves "First Born Is Dead" oder "Your Funeral My Trial". Wer dessen frühe Werke wie "Tupelo" mag, sollte Crime unbedingt mehr als nur ein Ohr leihen.

Der Cocktail aus Ruppigkeit und schwerblütiger Melancholie prägt andere Ikonen, darunter Mark Lanegan, der das Album "Shine" oft als künstlerische Inspiration und großen Einfluss bezeichnet.

Doch all das rettet die Band vorerst nicht. Anfang der 90er löst sie sich infolge interner Querelen auf. Bonney zieht frustriert nach Los Angeles. Hier experimentiert er mit einer Art Alternative-Country und veröffentlicht zwei Soloalben. Alles, das Conor Oberst und Konsorten in geglätteter Form Jahre später zur Blüte führen, nimmt er hier bereits vorweg, ohne Beachtung zu finden.

Erst 2012 tauchen Crime aus der langen Versenkung wieder auf. Es folgt eine erfolgreiche Tour in brandneuer Besetzung und mit ebensolchem Material, das sie teilweise unterwegs komponieren.

Als prominente Verstärkung hat Bonney live den alten Kumpel Alexander Hacke von den Neubauten dabei. Hinzu kommt als Gitarrist David Eugene Edwards (16 Horsepower, Woven Hand).

Beide helfen, das Comebackalbum "American Twilight" auf die Beine zu stellen. Die Scheibe erscheint im Frühjahr 2013. Sie knüpft mit Songs wie "Domina", "The Colonel" oder "Beyond Good And Evil" genau dort an, wo Bonney mehr als 20 Jahre zuvor aufhörte.

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