laut.de-Kritik

Sadboy-Pop-Debüt des Måneskin-Frontmanns.

Review von

Damiano David hat das Make-up abgelegt und das Glitzer-Outfit ausgezogen. Mit "Funny Little Fears" veröffentlicht der Måneskin-Frontmann sein Solo-Debüt, das gleichzeitig persönliche Katharsis und künstlerischer Neuanfang sein will.

"Voices" eröffnet das Album mit einer offensiven Pop-Offenbarung. Ein Piano, etwas Stadion-Drum, fertig ist das Popradio-Rezept. Der Track geht rein wie Cola Zero – süß, ohne Gewicht. Catchy ist das allemal, ein Opener, der Hunger auf mehr macht und Großes verspricht.

Mit "Next Summer" macht David da weiter, wo viele Indie-Boys gerne anfangen: Synthie-Flächen, die über gebrochene Herzen wabern, Melodien, die irgendwo zwischen Lana Del Rey und Netflix-Teenie-Drama hängen. Und das im besten Sinne. "Zombie Lady" möchte raus aus dem Pop-Schema. Hallende Vocals, ein bisschen ungehorsam im Arrangement, etwas Pop-Rock-Schmutz – man hört, dass David hier nicht glattgebügelt sein will. Und man dankt es ihm. Ein Highlight: "The Bruise" mit Schauspielerin und Musikerin Suki Waterhouse. Beide taumeln durch ein schleppend-schönes Duett, das im besten Sinne leidet. Hier gibt's keine Pose, sondern Gefühl. Das Schlagzeug stampft wie ein erschöpfter Herzschlag, das Gitarrenspiel so leise, dass man es fast vergisst.

Dann "Sick Of Myself". Piano, dunkle Texte, ein Hauch der alten Måneskin-Rauheit schimmert kurz durch. "You are the medicine" singt er – und man glaubt es ihm. Doch die Luft wird leider dünner. "Angel" bringt nochmal Pep, "Tango" will funky sein – ist es auch, aber so richtig zuhause scheint dieser Song im Album nicht. "Born With A Broken Heart"? Schön, aber klingt oberflächlicher als der Rest – als hätte man es schon gehört. Vielleicht, weil man es hat. Und "Tangerine", "Mars", und "Perfect Life"? Alles sauber produziert, alles hübsch gesungen – aber spätestens ab Track neun beginnt man zu vergessen, welchen Song man gerade hört.

Ganz am Ende, mit "Solitude (No One Understands Me)", zieht David nochmal die Maske ab. Reduziert, roh, am Ende schreit er den Schmerz raus: "No one understands me, but I do". Keine Neuerfindung des Sadboy-Pop, aber hier brennt nochmal ein kleines Feuer. Damiano David zeigt, dass er mehr kann als Schminke, Sex-Appeal und Rock-Pose. Funny Little Fears ist ein mutiger Schritt raus aus dem Måneskin-Kosmos. Das Problem: Er geht diesen Weg noch mit angezogener Handbremse. Einige der Songs wirken wie Varianten desselben Musters – ein bisschen Klavier, ein bisschen Weltschmerz, ein bisschen Hall.

Man hat das Gefühl, die wirklich guten Aushängeschilder am Anfang der Platte gehört zu haben, später folgt dann die Resteverwertung. Aber abgesehen davon? Ein Debüt, das vieles richtig macht. David löst sich wirklich von der Erwartung, eine Solo-Version seiner Band sein zu müssen. Er verlässt den Måneskin-Baukasten konsequent, und liefert starke und ehrliche Musik.

Trackliste

  1. 1. Voices
  2. 2. Next Summer
  3. 3. Zombie Lady
  4. 4. The Bruise
  5. 5. Sick Of Myself
  6. 6. Angel
  7. 7. Tango
  8. 8. Born With A Broken Heart
  9. 9. Tangerine
  10. 10. Mars
  11. 11. The First Time
  12. 12. Perfect Life
  13. 13. Silverlines
  14. 14. Solitude (No One Understands Me)

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