laut.de-Biographie
Demented Are Go
Als die Plattenfirma Nervous Rec. 1984 die Compilation "Hells Bent On Rocking" veröffentlicht, sind dort neben bereits bekannten Bands wie The Sharks, Restless und The Deltas auch einige neue Namen zu finden. Zum Beispiel Demented Are Go, die mit den Stücken "One Sharp Knife" und "Rubber Rock" vertreten sind. Schnell soll sich zeigen, dass diese bis dato unbekannte Psychobilly-Band mehr ist als eine Compilation-Eintagsfliege.
Bereits zwei Jahre zuvor, 1982 in Cardiff, Wales gründen die beiden Cousins Mark 'Sparky' Phillips und Ant Thomas die Band. Seit dieser Zeit existieren wahrscheinlich genauso viele Gerüchte um die Band, wie sie Songs veröffentlichen. Um aus der stolzen Sammlung an Geschichten über diverse Gefängnisaufenthalte und Drogenexzesse nur eine besonders absurde beim Namen zu nennen, sei erwähnt, dass Sparky nach eigenen Angaben früher Stammkunde bei Samenbanken gewesen sein will - ein professioneller Wichser sozusagen. Live entledigt sich Spark ab und an gern mal seiner Gummi-Fummel und wie Besucher einer legendären Amsterdam-Show zu berichten wissen, hegt er auch keine Scheu, das Publikum mit Exkrementen zu bewerfen.
Songs über Gummi-Sex, Psychopathen und Perverse, abgedrehte Live-Shows, extreme Outfits in Verbindung mit Sparkys einzigartiger Stimme gewinnen trotz (oder gerade durch) das exzessive Leben ihres Frontmanns immer wieder an aberwitziger Absurdität. Im Gegensatz zu manch anderen Pyschobilly-Bands spielen Demendted Are Go von Beginn an auch auf Punk-Festivals. Wirft man einen Blick auf ihre früheren Lieblingsbands The Ramones und The Misfits, so scheint dies nicht weiter verwunderlich. Ihr erster Auftritt auf einem Punkkonzert findet daher bereits 1985 in Cardiff zusammen mit The Damned statt. Immer wieder treten auch bekannte Szenegrößen, wie zum Beispiel Charlie Harper (und seine Harfe) von den U.K. Subs mit ihnen auf.
1986 veröffentlichen Demented Are Go ihre erste LP "In Sickness And In Health", die mit dem Gene Vincent-Cover "Be Bob A Lula" eröffnet und dank weiterer Stücke wie beispielsweise "PVC Chair" und "Busted Hymen" schon den Status einer Best of erreicht. In der Besetzung Sparky (Gesang), Ant Thomas (Drums), Graham (Kontrabass) und Dick Thomas alias Lex Luthor an der Gitarre, siedeln sie in der Hoffnung auf mehr Auftrittsmöglichkeiten nach London über.
Doch die Erwartungen erfüllen sich nicht und nach der LP "Kicked Out Of Hell" zerfällt die Band 1989. Spark lebt mehr oder minder auf der Straße und reduziert seine Diät auf Alkohl und Drogen aller Art. Wenig später trifft er allerdings auf den Bassisten Billy und den Gitarristen Mike, mietet ein Studio und schreibt zusammen mit Ant innerhalb von drei Tagen die Mini-LP "The Day The Earth Spat Blood".
1991 soll Lex für die Europa-Tour und die LP "Orgasmic Nightmare" als Ersatz für Mike wieder zur Band stoßen. Auch Graham kehrt nach der zweijährigen Tour ins Line-Up der Band zurück, so dass Demented Are Go auf "Tangenital Madness" wieder in Urbesetzung spielen. Zu den Schmankerln dieser Platte zählen unter anderem die beiden Cover-Stücke "Mongoloid" von Devo und das Hendrix-Cover "Up From The Stairs". Trotz einer weiteren kurzzeitigen Trennung, die einmal mehr Sparks mentalem Zustand zuzuschreiben ist, entsteht 1996 die Platte "I Wanna See You Bleed".
Gitarrist Stan The Man (Stan Standon), der später zum Webmaster der Band avanciert, stößt 1997 zur Band, als Lex ihr den Rücken kehrt. Nachdem Graham zunächst durch Bassist Choppy und kurz darauf vom ehemaligen Klingonz-Mitglied Eddie (Darren Edwards) ersetzt wird, erscheint in dieser Besetzung 1999 "Hellucifernation". Doch auch diese Formation sollte nicht von langer Dauer sein. Nach Sparks Entlassung aus dem Gefängnis (wieder eine längere Geschichte, angeblich soll er Minderjährige verführt haben), schaffen es DAG sich neu zu formieren: Sparky (Gesang), Kelvin Klump (Bass), Lex (Gitarre) und Drummer Criss Damage spielen die 99er Platte "Daddies Making Monsters" ein.
Ihr unermüdliches Touren, das Sparky an sich schon die letzten Haare seines Flats kosten müsste, hält die Band nicht von weiteren Nebenprojekten ab. Neben DAG sind sie ab und an auch unter dem Namen Demented Scum Cats und Festering Sores zu sehen – und diese Auftritte sind gewiss nicht weniger aufsehenerregend. Sei es das frische Blut durch den permanenten Bandmitgliederwechsel, ständiges Touren, irgendwelche Drogen oder einfach ihre Mischung aus Country, Rockabilly, Punk und Psychobilly mit Sparkys unnachahmlicher Stimme - it keeps the flame burning. Langjährige Anhänger seien hiermit bestätigt: Stay Demented.
Was für die Fans gilt, ist für die Bandmitglieder allerdings noch lange nicht verbindlich. Lex und Kelvin kratzen im Sommer 2003 die Kurve und lassen Spark und Criss im Regen stehen. Die krallen sich aber einfach Doyle (Gitarre) und Strangy (Bass) und touren weiter fröhlich rund um den Globus. 2004 erscheint zunächst die Livescheibe "Call Of The Wired", allerdings schreiben sie derweil auch neue Songs und veröffentlichen im Sommer 2005 über People Like You "Hellbilly Storm". Im September lösen sich Demented einmal mehr auf, aber wie das bei Sparky und Co. so ist, hält dieser Zustand nicht lange an. Schon einen Monat später ist alles wieder beim Alten und mit Deadline UK stehen die nächsten Gigs an.
Die für 2006 geplanten US-Abstecher fallen leider ins Wasser, weil die US Of A einen Kerl wie Sparky nicht mehr unbedingt bei sich im Land haben wollen. Dafür sind sie mit dem Ski-King, den Heartbreak Engines, Roger Miret & The Disasters und The Bones Teil der 'Bad Boys For Life'-Tour in Europa und sind somit auch auf der dazu gehörenden DVD vertreten. Im Sommer erscheint außerdem die DVD "Holy Hack Jack", die von der FSK sofort auf 18 Jahre eingestuft wird und etwas mehr Spielzeit bietet als die alte Version. Allerdings stehen in Sachen Line-Up 2007 schon wieder Wechsel an, denn auf einmal steht Heartbreak Engines-Basser Grischa am Kontrabass.
Der Mann scheint richtig frischen Wind in die Band zu bringen, denn Sparky schraubt seine Alkohol- und Drogenexzesse zurück und macht live einen richtig fitten Eindruck. Auch die Arbeiten an einem neuen Album stehen an und in Sachen Tour findet man DAG ja eh immer irgendwo in der Nähe spielen. Dennoch dauert es geschlagene sieben Jahre, ehe im März 2012 mit "Welcome Back To Insanity Hell" neues Material veröffentlicht wird.
Mit ein Grund für die Verzögerung war der plötzliche Tod des Produzenten Tim Buktu, welcher im Sommer 2011 kurz nach der Vollendung der Scheibe verstarb.
Noch keine Kommentare