laut.de-Kritik
Der Wolfsburger kreist um seine ganz eigene Welt.
Review von Toni HennigStephan Musiol alias Dero Goi verließ vor drei Jahren Oomph!, nachdem er zu Jesus Christus gefunden hatte. Wie es mit der Nächstenliebe bei dem Sänger und Musiker aussieht, erfährt man, wenn man genauer recherchiert. Unter seinem politischen Pseudonym Elmer T. Möllring lässt er auf Facebook keine Gelegenheit aus, seinen Unmut über die "oliv-grünen Kriegstreiber" zu äußern, krude Ansichten über das Impfen und den Klimawandel zu verbreiten oder sich über die LGBTQ+-Community negativ auszulassen.
Nun meldet er sich mit seinem ersten Soloalbum "1984" musikalisch zurück. Wie er zur LGBTQ+-Community, zu sozialen Medien und der gesellschaftlichen Entwicklung im Allgemeinen steht, davon kann man sich sowohl in textlicher als auch in visueller Form mit der Single "Clickbait" einen Einblick verschaffen. Auch sonst nimmt der Wolfsburger auf der Platte kein Blatt vor dem Mund, wenn er der Gesellschaft oder Hatern den Spiegel vor das Gesicht halten möchte. Nebenher geht es aber auch um sein Verhältnis zum Glauben. Kurzum: Inhaltlich kreist die Scheibe um Deros ganz eigene Welt.
Schade, denn "The First Stone" fängt mit seinem elektropoppigen Fundament, den etwas hauchigen Vocals in den Strophen und seiner hymnischen Hook vielversprechend an, und auch die fast schon rockig anmutenden Synthesizerrhythmen in "Whistleblower" können sich durchaus hören lassen. Das war es aber schon fast mit den guten Ideen. "Being Alive" hat zwar mit seiner swingenden Ausrichtung durchaus noch etwas Interessantes, aber Raymond Watts bekommt das mit seinem Projekt PIG deutlich besser und mit mehr Galgenhumor hin.
"Resurrected" stellt sich im Anschluss mit wenig aufregenden Midtempotönen als recht dröge Angelegenheit dar. "The Great Reset" beginnt mit seinen Sprachsamples schnell zu nerven. Wenig später muss man in "Shitstorm" noch schrille Pfeiftöne über sich ergehen lassen. Mit dem schon erwähnten "Clickbait" kommt man danach endgültig im Elektro-Schlager an.
Auch sonst bekommt man eine Mischung aus Billigsynthies und kaum zündenden Experimenten geboten. Etwas aufhorchen lässt noch das Titelstück mit seiner melancholisch warmen Ausrichtung. Aber im Grunde stehen die letzten Oomph!-Platten, bevor 'Der Schulz', mit bürgerlichem Namen Daniel Schulz, das Mikro übernahm, bei der Songqualität im Vergleich wie Meisterwerke dar.
Jedenfalls würde man dem Album gerne etwas Gutes abgewinnen, aber das öffentliche Auftreten Deros und die Tracks an sich machen einen das alles andere als einfach. Man hofft, dass der Wolfsburger doch noch irgendwann auf den richtigen Weg wieder zurückfindet.
10 Kommentare mit 3 Antworten
Vielleicht sollte Dero lieber zum Wendler in die USA gehen, da passt er besser hin. Seine Solo-Sachen sind zumindest reaktionärer rechter Schwachsinn.
Bei dem sind alle Sicherungen durch, kann weg. Die Statements sind z.T. menschenverachtend, der Typ steht kurz vor Attila Hildmann.
Ob sich wohl demnächst hier wieder ein Kommentar eines besorgten Bürgers ala "...gewisse Äußerungen und Behauptungen kann man durchaus kontrovers betrachten - aber er hat auch mit vielem recht..." unter dieses Werk einschleichen wird - ich bin gespannt.
Was ne Witzfigur.
Ohne diese Rezension hätte ich gar nicht mitbekommen, dass er was veröffentlicht hat. Ist nicht wie bei Weimar auf Platz 1, wo man dann leider doch mal über ein Kackalbum sprechen sollte.
Also beim nächsten Mal: SEHR, SEHR gern einfach unter den Tisch fallen lassen.
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