laut.de-Biographie
Dissection
Dissection genießen in der Death/Black Metal-Szene einen zwiespältigen Ruf. Wohl niemand wird der Band aus Strömstad, Schweden absprechen, dass sie mit ihren ersten beiden Alben Maßstäbe gesetzt und zu einem nicht unwesentlichen Teil auch zum typischen Göteborg-Sound beigetragen haben. Fakt ist jedoch auch, dass Frontmann Jon Nödtveidt wegen Beihilfe zum Mord an einem homosexuellen Algerier im Dezember 1997 zu acht Jahren Haft verurteilt wurde. Seitdem hängt dem Mann der Ruf eines mörderischen Rassisten an, der seine Tat zu keinem Zeitpunkt bereit hat, sondern eher noch damit prahlt.
Den Anfang nimmt alles, als Sänger/Gitarrist Jon Nödtveidt, Basser Peter Palmdahl und Drummer Ole Öhman (die zusammen schon bei Siren's Yell gelärmt haben) 1989 Dissection gründen. Vom ursprünglichen Thrash Metal mit Siren's Yell entwickeln sie sich eher in Richtung Death Metal und stehen für ihren ersten Gig im Oktober 1990 auch mit Entombed auf der Bühne. Nachdem mit John Zwetsloot '91 ein zweiter Gitarrist einsteigt, veröffentlichen sie im September über das französische Corpsegrinder Records Label eine erste Single.
Live spielen Dissection inzwischen auch Coverversionen von Possessed, Death und Mayhem, wobei Jons Verbindung zu Mayhem immer stärker wird und er letztendlich auch in den 'Norwegian Black Circle' aufgenommen wird. Dabei handelt es sich hauptsächlich um ein paar Black Metal-Musiker von Mayhem, Burzum und Emperor, die sich teilweise nicht nur selbst das Licht ausblasen, sondern auch gegenseitig. Die Ideologien des Inner Circles sollten anscheinend satanistisch sein, waren im Großen und Ganzen aber nur rassistisch, menschenverachtend dumm und meist auch grenzdebil. Kirchen anzünden und schänden standen als Hobbys ganz hoch im Kurs.
Dort fühlt sich Nödtveidt bezeichnenderweise ganz wohl. Sehr bedauerlich, denn musikalisch legen Dissection 1992 ein weiteres Demo vor, das ihnen einen Deal mit No Fashion Records einbringt. Während Jon sich zu dieser Zeit schon in allen möglichen Nebenprojekten rumtreibt, nehmen sie unter der Regie von Dan Swanö (Nightingale, Ex-Edge Of Sanity) ihr Debüt "The Somberlain" auf. Das Album (das sie dem von Burzums Varg Vikernes gekillten Øystein Aarseth aka Euronymous von Mayhem widmen) schlägt in der Szene massiv ein.
Nach der Veröffentlichung zieht die Band nach Göteborg um und teilt sich dort den Proberaum mit At The Gates. Allerdings kommt es zu Auseinandersetzungen mit Zwetsloot, der kurz darauf aussteigt und sich nach einem Gastspiel bei den frühen The Haunted um Cardinal Sin kümmert. Seinen Platz nimmt der ehemalige Decameron/Satanized- und Sacramentum-Gitarrist Johan Norman ein. Dieser gibt sein Debüt auf dem zweiten Werk der Band, das über Nuclear Blast erscheint und auf den Namen "Storm Of The Light's Bane" hört. Inzwischen spielen Dissection beinahe lupenreinen Black Metal und Jon und Johan gründen zusammen auch den Misanthropic Luziferian Order. Auf lächerliches Corpsepaint verzichten sie aber.
Kaum ist das Album raus, sind sie mit Cradle Of Filth in England unterwegs, die gegen die Schweden wie ein Puppentheater wirken. Im Oktober stellen sie während eines Gigs mit Morbid Angel ihren neuen Drummer Tobias Kjellgren vor, der genau wie Johan zuvor bei Decameron und Satanized aktiv war. Mit ihm geht es im Dezember auch mit Dismember quer durch Europa, bevor man mit At The Gates und Morbid Angel Anfang '96 auch den amerikanischen Markt erobert. Als kleinen Appetizer gibt es in diesem Jahr die EP "Where Dead Angels Lie", zwar mit rarem, allerdings ausschließlich bekanntem Material.
Zurück in Europa stehen Dates mit Satyricon und Gorgoroth an, ehe Dissection 1997 im Rahmen der 'Gods Of Darkness'-Tour mit Dimmu Borgir, In Flames und Cradle Of Filth unterwegs sind. Zahlreiche weitere Gigs sorgen dafür, dass sich Peter aus dem Line-Up verabschiedet und den Bass vorübergehend Jons Bruder Emil übernimmt (später bei Deathstars). Auch Johan zieht sich ganz aus dem Musicbiz zurück, weil er mit dem Misanthropic Luziferian Order nichts mehr zu tun haben will und Repressalien fürchtet. So läuft bei Dissection zunächst nicht viel, weswegen sich Jon bei dem Electro/Dark Ambient-Projekt De Infernali verwirklicht.
Dann kommt die Anklage und Verurteilung wegen Beihilfe zum Mord und Jon wird in Kumla eingeknastet, einem Gefängnis mit höchster Sicherheitsstufe. Necropolis veröffentlichen derweil "The Past Is Alive" mit lauter alten Demosongs in entsprechender Qualität und Jon arbeitet vom Knast aus bei diversen anderen Bands als Song- und Textschreiber. Kaum ist er wieder aus dem Knast raus, erscheint zunächst einmal "Live Legacy" mit Aufnahmen vom Wacken Open Air 1997. Doch obwohl sich die Band mittlerweile in alle Winde zerstreut hat, steht für Jon außer Frage, dass er sie wieder reaktivieren will.
So sucht er sich mit Gitarrist Set Teitan (Aborym/Bloodline), Basser Brice Leclercq (Nightrage) und Drummer Thomas Asklund (Dark Funeral/Infernal) eine neue Mannschaft zusammen. Im Juni 2005 steigt Brice jedoch schon wieder aus und Haakon Nikolas Forwald, ein Sympathisant des MLO übernimmt den Viersaiter. Bevor sie sich aber an die Aufnahme zu einem neuen Album machen, stehen sie schon wieder ohne Basser da. Zwar stößt schließlich Erik Danielsson zur Band, doch ist der Mann auf "Reinkaos" noch nicht zu hören. Das Album spaltet die Fangemeinde ziemlich, da es sich nach Ansicht vieler zu sehr am Göteborg-Sound von Bands wie Dark Tranquillity oder At The Gates orientiert.
Ende Mai gibt Nödtveidt das Ende der Band bekannt, da er laut eigener Aussage alles erreicht und getan habe, was man mit Musik an Propaganda für den MLO erreichen könne. Nun sei es an der Zeit, sich anderen Gebieten zu widmen. Die sehen allerdings recht seltsam aus, denn im August bläst sich der Mann in seinem Appartement nach einem Abschiedsbrief die Lichter aus. Seine ehemaligen Bandmitglieder sprechen von einem Ende, wie es sich für einen wahren Satanisten gehöre ...
Das alles ändert nichts an der Tatsache, dass es sich bei Jon Nödtveidt und sämtlichen Mitgliedern des MLO um menschenverachtende, großteils rassisistische und stellenweise vollkommen kranke Hirne handelt, die Selbstmord und auch Mord als etwas vollkommen normales ansehen. 'Mein tiefster Respekt geht an all jene, die für ihren Glauben auch töten', spricht Nödtveidt auf dem Wacken Open Air 2005 von der Bühne und spricht sich somit selbt, jeglichen gesunden Menschenverstand ab.
Der letzte Gig der Band in Stockholm wurde allerdings für eine DVD aufgezeichnet, die wohl posthum irgendwann erscheinen wird.
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