Das Rätseln um den Verbleib des Dissection-Frontmannes hat ein Ende. Er hat sich selbst in den 'Antikosmos' geschickt.

Stockholm (mp) - Viel wurde um den Verbleib von Jon Nödtveidt, Frontmann der umstrittenen Untergrund Black Metal-Band Dissection gerätselt. Nun ist es offiziell: Der 31-Jährige hat sich am 16. August mit einem Kopfschuss das Leben genommen.

"Weil sich die Gerüchte immer mehr ausgebreitet haben, fühlen wir uns verpflichtet, den Tod Jon Nödtveidts zu bestätigen", heißt es in der Stellungnahme auf der Band-Webseite zwei Tage nach dem Suizid. "Jon Nödtveidt war ein Mann, der nach seinen Überzeugungen und seinem wahren Willen lebte. Vor ein paar Tagen hat er sich dazu entschlossen, sein Leben aus eigener Hand zu beenden."

Nödtveidts Bruder, der bei der Industrial/Metal-Band Deathstars spielt, hat von Jons Tod vor seinem Auftritt am Summer Breeze-Festival erfahren. Trotzdem hat er die Show mit seiner Band noch durchgezogen. Die Überraschung dürfte nicht sonderlich groß gewesen sein, da das Dissection-Mastermind angeblich schon länger an psychischen Problemen litt. Die letzten Tage vor seinem Tod soll er laut Aussage der Bandmitglieder fokussierter, glücklicher und stärker gewirkt haben als je zuvor.

Seine Band verstand Jon Nödtveidt als Sprachrohr für den Misanthropisch-Luziferischen Orden, in dem er seit 1994 eine wichtige Position einnahm. Auch Sympathie mit rechtsextremem Gedankengut wird und wurde diversen Bandmitgliedern des öfteren nachgesagt. Erst 2004 wurde der Satanist und Chaos-Gnostiker aus dem Gefängnis entlassen, nachdem er 1997 wegen Beihilfe zum Mord an einem Homosexuellen verhaftet wurde. Von dieser Tat, deren Motive nie ganz aufgeklärt werden konnten, hat er sich nie wirklich distanziert.

Im Jahr seiner Entlassung wurde die Wiedergeburt der Band mit einer ausverkauften Show bei Stockholm gefeiert. Am 30. April 2006, nicht zufällig auch das Datum der Walpurigsnacht, erschien das letzte Album "Reinkaos", das wegen seines Stilwechsels auch einige negative Kritik nach sich zog. Nicht ganz einen Monat später gab Nödtveidt die Auflösung der Band bekannt. Die Abschlusskonzerte in den USA konnten jedoch nicht statt finden, weil der Frontmann wegen seiner kriminellen Vergangenheit Einreiseverbot in den Staaten hatte.

Im Statement der Band heißt es weiter: "Als wahrer Satanist führte er sein Leben so, wie er es wollte und beendete es, als er das Gefühl hatte, sein Schicksal erfüllt zu haben. Nicht jeder wird Verständnis oder Akzeptanz für seinen persönlichen Weg und den darüber hinaus haben, aber wir alle müssen seine Entscheidung respektieren. (...) Es ist unsere absolute Überzeugung, dass er diese Welt der Lügen mit einem höhnischen Lachen verlassen hat, wissend, dass er alles erfüllt hat, dass er für sich selbst vollenden wollte. Weil es nie das Ziel unseres Bruders war, im Leben oder im Tod 'in Frieden zu ruhen', wünschen wir ihm Siege in allen Schlachten, die noch auf ihn zukommen, bis das antikosmische Schicksal sich erfüllt hat."

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