laut.de-Biographie
Gorgoroth
Bei Gorgoroth handelt es sich um eine der dienstältesten Bands der norwegischen Black Metal-Szene mit eingebautem, sich eifrig drehendem Besetzungskarussell. Inspiriert von 'Der Herr Der Ringe' sucht sich Gitarrist Roger 'Infernus' Tiegs (bei Borknagar auch am Bass) den Bandnamen aus und ist fortan vom Eifer beseelt, es seinen - mitunter leicht hirntoten - Kollegen von Burzum, Darkthrone, Mayhem und Immortal musikalisch nachzumachen und den sogenannten True Norwegian Black Metal zu spielen.
Infernus ruft die Band zusammen mit Schreihals Jan Åge Solstad aka Hat (Norwegisch für Hass) und Drummer Rune Thorsnes aka Goat Pervertor ins Leben. Nachdem sich die Jungs einige Zeit im Proberaum um die Ohren schlagen, Demos aufnehmen und sich ein schickes Corpsepaint aussuchen, finden Embassy Records Gefallen an der Band und winken mit dem Vertrag.
Zusammen mit dem Session-Basser Samoth hämmern Gorgoroth ihr Debüt "Pentagram" ein und bieten darauf den typischen norwegischen Black Metal mit Highspeed Drums, Kreischgesang, simplen Riffs und massig Keyboards.
Nach der Veröffentlichung macht sich Goat vom Acker. Satyricons Frost gerbt für einige Zeit die Felle. Um der Schwarzwurzel treu zu bleiben, setzen sie auf das "Pentagram" noch einen drauf und nennen ihr nächstes Werk "Antichrist".
Sänger Hat nimmt inzwischen selbigen und drückt das Mikro einem Herrn mit dem schönen Namen Pest in die Hand, hilft aber auf "Antichrist" noch aus. Stilistisch bemerkt man keine große Änderung. Malicious Records veröffentlichen die Scheibe.
Mit der anschließenden Tour nimmt das Besetzungskarussell erst richtig Fahrt auf. Nachdem zunächst Storm als Live-Basser für Cradle Of Filth-Daten an Bord kommt, übernimmt diesen Job Ares (Aeternus) für die restlichen Gigs mit Dissection und Satyricon.
Da sich Frost aber verkrümelt, sitzt bald Grim hinter den Kesseln. Und da im selben Jahr auch noch die Single "The Last Tormentor" erscheint, holt man sich einen Gitarristen in die Band, der sich Tormentor nennt (von Mutti aber Bjørn Heyerdahl gerufen wird).
Dafür sind auf "Under The Sign Of Hell" sowohl Thomas Kronenes aka Pest als auch Grim nach der Veröffentlichung schnell Geschichte. Dennoch zeigen sich Nuclear Blast von den Norwegern beeindruckt und nehmen sie unter Vertrag.
Nachdem man in Vrolok einen neuen Drummer und in Gaahl einen neuen Sänger findet, erscheit 1998 "Destroyer". Am Sound ändert sich gar nichts. Die Produktion bleibt gewöhnungsbedürftig, die musikalischen Zutaten die selben.
Das scheint Ares nichts mehr zu geben. Er packt seinen Bass ein und verschwindet. Das Bemerkenswerte an "Destroyer" ist: Insgesamt sind drei Sänger (Gaahl, Pest, T-Reaper) und zwei Drummer (Frost, Vrolok) verzeichnet. Außerdem wirkt ein Typ namens Daimonion an den Keys am Album mit.
Für die nächste Tour mit Cradle Of Filth holen sich Gorgoroth einen Drummer namens Searjant Erichsen. Mit Basser Tom Cato Visnes aka King Ov Hell steigt ein Kerl ein, der Ambitionen auf mehr als ein Album hat. "Incipit Satan" prügeln die Norweger als Quintett ein und beweisen dabei doch tatsächlich, dass es sich bei ihnen um fähige Musiker handelt.
Das Album gerät deutlich leichter konsumierbar und wartet mit anständigem Sound auf. Erichsen ist trotzdem schnell wieder Schnee von vorgestern, weshalb Kvitrafn (Wardruna) die Sticks in die Hand nimmt.
Als auch Tormentor 2002 seinen Job bei Gorgoroth an den Nagel hängt, beschließen die restlichen Mitglieder, als Quartett weiterzumachen und nur für Live-Auftritte einen zweiten Gitarristen zu organisieren. Zu viert nehmen sie "Twilight Of The Idols" auf und heuern für etwaige Touren Klampfer Ole Jørgen Moe aka Apollyon an.
Im Vorfeld der Veröffentlichung machen die Skandinavier eher mit kriminellen Delikten (Fronter Gaahl atmet zeitweise sogar gesiebte Luft) und einigen hirnrissigen Aussagen von sich reden. Auch mit dem neuen Label gibt es Probleme, da sich dieses zu Recht weigert, eine brennende Stabskirche aufs Cover zu pflanzen.
2004 scheint es auch Drummer Kvitrafn zu blöd zu werden. Er verkrümelt sich. Für die Tour mit 1349 sitzt Drige Rep hinter den Kesseln, Teloch spielt die zweite Klampfe.
Die Tour durch Europa verläuft ganz gut, doch in Mexiko sind die Fans ziemlich aus dem Häuschen; in San Salvador brechen nach dem Konzert sogar regelrechte Straßenkämpfe aus. Norwegischer Black Metal scheint einen seltsamen Effekt auf die heißblütigen Zentralamerikaner zu haben.
Ein deutliches Raunen geht durch die Black Metal-Szene, als Gaahl - der sonst immer als das Böseste unter der norwegischen Sonne gilt - bekannt gibt, dass er mit dem Model-Agenten Dan De Vero und der Designerin Sonja Wu eine Damenmode-Kollektion auf den Markt bringen will.
De Vero outet Gaahl - der eigentlich Kristian Eivind Espedal heißt - im selben Atemzug als schwul, was der in einem Interview mit dem Rock Hard Magazin auch bestätigt. Wie darauf die anderen True Norwegian Black Metaller reagieren: spannend.
Gerichte befassen sich mit der Rangelei zwischen Gaahl und King auf der einen und Infernus auf der anderen Seite um die Namensrechte an Gorgoroth. Infernus gewinnt als einziges verbliebenes Gründungsmitglied den Rechtsstreit und sucht sich mit Pest und Tormentor zwei neue alte Bekannte. Für die Drums verpflichtet er den Dark Funeral-Drummer Tomas Asklund und am Bass steht Frank Watkins von Obituary, allerdings unter dem Namen Bøddel.
Während Gaahl und King unter dem Banner God Seed weiter machen, veröffentlichen Gorgoroth Ende Oktober 2009 "Quantos Possunt Ad Satanitatem Trahunt". Nach dessen Release bleibt Sänger Pest zwar noch ein paar Jährchen in der Band, auf dem nächsten Album "Instinctus Bestialis" übernimmt allerdings Atterigner seinen Posten. Vor dem 2012 erfolgten Einstieg des zuvor bei Triumfall aktiven Serbens, übernahm auf einer Lateinamerika-Tour zwischenzeitlich Taakes Hoest das Mikro.
2014 flattert schließlich eine Klage von Tolkiens Erben ins Hause Gorgoroth. Als "respektierte katholische Familie können [sie] nicht gutheißen, wofür Gorgoroth stehen" und wollen nicht mit der Band in Verbindung gebracht werden.
Die Veröffentlichung von "Instinctus Bestialis" lässt zwar für ungewöhnlich lange auf sich warten (sechs Jahre), der tolkiensche Bandname prangt aber stolz darauf. Dem Albumtitel machen die Norweger dann aber alle Ehre und bieten zusammengepresst auf eine gute halbe Stunde einen schwarzmetallischen Totalabriss. Böse wie man es von Gorgoroth gewohnt ist.
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