Porträt

laut.de-Biographie

Doves

Die Geschichte der Doves beginnt mit einem Danceprojekt namens "Sub Sub", das im Jahr '93 aus dem Nichts auftaucht und in England einen Riesenhit landet: "Ain't No Love (Ain't No Use)" ist ein absoluter Discoknaller. Doch das Glück soll nicht lange währen und so brennt 1995 das gerade erst eingerichtete Studio der Band ab und zerstört einen Großteil der Aufnahmen. Ob wirklich nur dieser Brand der Auslöser für einen Neuanfang ist, bleibt ungeklärt - die Band hüllt sich in Schweigen. Sicher ist jedenfalls, dass das ehemalige Danceprojekt sich in Doves umbenennt, dem Gitarrensound zuwendet und das Image des Disco-Acts endgültig ablegt.

Doves - Constellations For The Lonely
Doves Constellations For The Lonely
Wichtig, durchdacht, künstlerisch außerhalb des Erwartbaren.
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Doch es gibt immer noch ein Problem - die Band hat keinen Sänger. Nach einiger Zeit kann sich Bassist Jimi Goodwin schließlich dazu durchringen, den Gesangspart zu übernehmen. Nach einer EP ("Cedar") veröffentlichen sie im Jahr 2000 dann endlich ihr Debütalbum "Lost Souls", das (wie so oft) von den Kritikern hoch gelobt, von der Masse außerhalb Großbritanniens und Irlands aber kaum beachtet, geschweige denn gekauft, wird. Der "Next Big Thing"-Status scheint die britischen Käufer nicht sehr zu beeindrucken.

Zwei ausverkaufte US-Touren später gehen die Doves wieder ins Studio, um ihren zweiten Longplayer "The Last Broadcast" aufzunehmen. Und dieses Mal sind sie wohl überzeugender: Das Album schafft gleich in der ersten Woche den Einstieg auf Platz eins der britischen Charts.

Vielleicht haben sie diesen Erfolg auch dem Hype einiger Zeitschriften zu verdanken, die die Doves schon als "die neuen Radiohead" bezeichnen. In der Tat, man könnte die leicht melancholische Elektro-Pop-Rock-Mischung der Doves auch mit Radiohead vergleichen, aber damit würde man sie nur wieder in eine der vielen Schubladen stecken, in die sie gar nicht wirklich passen. Lieber nennt man musikalische Einflüsse wie The Smiths oder New Order, erwähnt in einem Nebensatz noch die Stone Roses und lässt den Hörer dann selbst entscheiden, wo er die Doves einordnen soll.

Die 2003 eingeschobene Veröffentlichung der B-Seiten-Sammlung "Lost Sides" gelangt noch einmal offiziell in den Verkauf, was als Promo-CD für die britischen Radio-Stationen drei Jahre zuvor untergegangen war. Danach erblickt 2005 das neue Studio-Album "Some Cities" das Licht des Tast-Lasers im CD-Player. Zwar klingen die Songs kraftvoller als je zuvor, besitzen jedoch nicht alle die Klasse früherer Tage. Einer heißt "Snowden", kommt auf die 17 der UK-Charts und ist leider schon so vergessen wie die Band, als das WikiLeaks-Drama um Edward Snowden später die Welt in Atem hält. Da gehen den Tauben leicht verdiente Tantiemen durch die Lappen.

Denn nachdem sie mit "Kingdom Of Rust" ein Manifest der Melancholie samt Instrumental-CD "The Instrumentals Of Kingdom Of Rust" abliefern, ziehen sie sich trotz nunmehr großen Erfolges von der Show-Front zurück. Es dauert zehn Jahre, bis sie sich als Trio zurück melden.

Dazwischen passiert wenig. Das wenige spielt sich im Underground ab. Jimi veröffentlicht als Solist "Odludek" (2014), weiter auf dem Indie-Label Heavenly. Ein Drittel des Albums schreibt er zusammen mit dem Elbow-Frontmann Guy Garvey, der auch als Background-Sänger zu vernehmen ist.

Die Brüder Williams treten hier und da mal für Remixes oder am Mischpult in Erscheinung, zum Beispiel bei den Heavenly-Label-Kollegen Saint Etienne. Als Musiker und Produzenten erlebt man sie bei der Band Black Rivers 2015 unter dem gleichnamigen LP-Titel. 2020 macht Gitarrist und Multiinstrumentalist Jez Williams eine EP mit einem Kumpel unter dem Namen Metro Trinity.

Als das Trio nach zehn Jahren Auszeit wieder zusammen findet, ist es, als wären sie nie weg gewesen. "The Universal Want" ist nicht nur bezaubernd, sondern steigt auch auf Eins der UK-Hitliste ein. Dabei floppen paradoxer Weise die meisten Singles, wie auch 2025 wieder bei "Constellations For The Lonely", obwohl sie dafür recht besondere und auch eingängige Tracks als Singles vorschieben.

Auf dem Fan-Blog rund um die Doves geben die drei ein Interview, in dem sie jeden einzelnen Track erläutern. Dabei überlegt Andy, ob sie im Song "Southern Bell" ein bisschen wie Queen klängen, obwohl sie mit der Band wenig am Hut hätten. Zum Song "Strange Weather" erklären sie "Das waren zwei separate Lieder, bis wir merkten, dass es zwischen den beiden eine Verbindung gab. Es gab um die 20 Möglichkeiten und Abwandlungen dafür, bis wir uns auf eine festlegten. Eine harte Nuss, die wir da zu knacken hatten, es war nicht einfach, aber es machte Spaß."

Obwohl die Platte gute Chancen darauf hat, den Nummer Eins-Erfolg des Vorgängers zu wiederholen, durchkreuzen die Folkpop-Kollegen The Lathums diesen Plan. "Constellations For The Lonely" chartet in der Heimat der Doves auf Rang Zwei.

Alben

Doves - Kingdom Of Rust: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2009 Kingdom Of Rust

Kritik von Matthias von Viereck

Ambitionierte, höchst gekonnte, auch zeitgemäße Gitarrenmusik. (0 Kommentare)

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