laut.de-Kritik
Der schwärzeste Schweizer lässt keine Zeit für Langeweile.
Review von Dani Fromm"Don't judge a book by its cover." Selten erwies sich dieser alte Ratschlag als angemessener. Wer sich vom Artwork, nennen wir es gewöhnungsbedürftig, abschrecken lässt, der verpasst mit Famaras fünften Album ein gar zauberhaftes Werk, das seinem Titel durchaus gerecht wird: "Oreba" bedeutet "magisch", deswegen: "Open your eyes - and be wise."
Mit traumwandlerischer Sicherheit bewegt sich der Schweizer, dem man sein Eidgenossentum überhaupt nicht anmerkt, in Grenzgefilden zwischen Reggae, Dub und Weltmusik. Mit Rückendeckung seitens der Basler Scrucialists liefert er akustische Leckerli, die erdverbundene Schwere mit karibischer Leichtigkeit verbinden, ohne dass dieser scheinbare Widerspruch auch nur eine Sekunde offenbar wird.
Dominierende, hypnotisch groovende Basslinien bilden fruchtbaren Boden für eine Vielzahl musikalischer Ideen, die dort trefflich gedeihen. Knackige Percussioneinlagen peppen nahezu jedes Stück auf. Zarte Akustikgitarren-Melodien durchwehen "Super Natural", wohingegen die E-Gitarre in "N'kayere" Rock-Tauglichkeit besitzt.
In "Nana Buruku" lassen quäkend orgelnde Keyboards und ein warm tönendes Solo-Saxophon für Langeweile keine Zeit. Anfangs noch in eher gebremsten, behäbigen Tempo, zieht "Oreba" spätestens nach der Hälfte der Spielzeit kräftig an, bis in "Prince Rastami" nahezu Ska-Tempo erreicht wird. Banales Poolparty-Bacardi-Feeling braucht dennoch niemand zu fürchten.
Famaras Vocals passen sich in die stimmigen Gesamtgefüge der Tunes unaufdringlich ein. Stellenweise gehen sie darin sogar ein wenig unter. Die Präsenz des Mannes bleibt jedoch stets spürbar, ob er nun singt oder sich in an Rap grenzendem, zungenfertigen Toasting ergeht.
Schade nur, dass sich die sicherlich hörenswerten Aussagen Famaras im zelebrierten babylonischem Sprachenwirrwarr versenden: Englisch? Französisch? Patois? Ein afrikanisches Idiom? Mehr als einmal frage ich mich, was ich da eigentlich höre.
Im Grunde ist das allerdings gleichgültig, solange der Vibe stimmt - und daran herrscht zwischen dem einleitenden "Colors", dem zum Abschluss noch eine prächtige Dub-Version mit reichlich Raum für allerlei mäandernde Gedankengänge nachgeschoben wird, nirgends ein Mangel.
Noch keine Kommentare