laut.de-Biographie
Fashawn
Die Vorstellungen der Hip Hop-Gemeinde von der Westcoast sind engstirnig: Zwischen Gangster-Rap der Compton'schen Schule und dem Selfmade-Untergrund der Bay Area passt höchstens ein Longpaper von Cypress Hill.
In den ausgehenden Nullerjahren stellt sich eine neue Rapper-Riege vor, die nur schwer in die Küstenkonventionen passt. Künstler wie Blu, Pacific Division, U-N-I oder Fashawn vertreten den neuen Westen - frei von den musikalischen und inhaltlichen Vorgaben der Legenden. Jungspund Fashawn entsagt sich sogar der üblichen Standortvorgaben, stammt er doch aus dem mittel-kalifornischen Nicht-Ort Fresno.
Als Santiago Leyva am 27. Oktober 1988 geboren, erblickt er das Licht der Welt, als gerade seine geistigen Vorväter von N.W.A. die Westküste auf die Rap-Landkarte bringen. Der innerstädtische Kriegsschauplatz Compton ist von der Rosinenhauptstadt Fresno weit entfernt, die von Cube, Eazy-E und Dre in drastischen Worten angeprangerten Probleme sind dem jungen Mann jedoch nicht fremd.
Der Vater sitzt im Knast, die Mutter hängt an der Nadel: So sieht die Realität in den Armenvierteln Fresnos aus. Die Gang-Welle ist längst aus Los Angeles ins Landesinnere geschwappt. Auch Fresno kennt die von Death Row in Folge besungene Ghettorealität.
Die Erlebnisse der juvenilen Misere verarbeitet Fashawn mit jungen 17 Jahren auf seinem ersten Mixtape "Grizzly City". Rap als Ausweg grenzt als Jungspund in Fresno zwar an kühnen Wahnsinn. Die Beispiele derer, die den Weg von hier ins internationale Rap-Szenebewusstsein geschafft haben, sind ernüchternd:
Einerseits der im Underground vor sich hin darbende Planet Asia, andererseits Rap-Witzfigur und Britney-Ex Kevin Federline. Die Ambitionen des jungen Fashawn blenden diese Realität jedoch aus. Der Wunsch, es zu schaffen, ist groß.
Tatsächlich schlägt er aus dem bescheidenen Kontaktnetz in Fresno Profit. Planet Asia bringt Fashawn in Kontakt mit Dilated Peoples-MC Evidence. Die Connection zur Hip Hop-Szene in Los Angeles ist gelegt. Von dort an geht es bergauf.
Mit Orisue fängt Fashawn einen in der Szene etablierten Klamottensponsor ein, etliche Mixtapes finden unter Rap-Begeisterten zwischen West- und Ostküste Gehör. Seinen Segen bekommt er von meinungsmachenden Blogbetreibern zwischen nahright.com und onsmash.com, zusätzlich legen Planet Asia, Alchemist und Evidence die Hand für den Newcomer ins Feuer.
Fashawn verbringt seine Zeit in Alchemists Studio und hört dort die besten Beats, die das Genre zu bieten hat. Alchemist schenkt dem Newcomer sein Vertrauen und lanciert eine Reihe Instrumentals, die auf dem ausschließlich von Al produzierten Mixtape "The Antidote" landen.
Evidence lädt Fashawn auf seine "The Layover EP" ein und nimmt den gerade 21-Jährigen mit auf Europa-Tour. Der Titel des zur gleichen Zeit erscheinenden Erstlingswerks könnte besser nicht passen: Fashawn debütiert mit "Boy Meets World".
Der komplett von dem kalifornischen Produzenten Exile produzierte Longplayer trifft den Nerv der Hip Hop-Journaille. Fashawns klischeefreie Lebensbeichten, die Geschichten eines Kindes aus dem Ghetto abseits der üblichen Brennpunkte, rufen durchweg positive Reaktionen hervor. Als Teil einer neuen Westcoast-Boheme begeistert der Newcomer neben Blu, Pacific Division und U-N-I Blogs Hip Hop-Fans weltweit.
1 Kommentar mit 5 Antworten
Habe ich Hallus oder gabs hier nicht mal ne Ecology-Rezi?!
Naja, wie dem auch sei, habe mir das in letzter Zeit sehr oft bei Prime Music reingezogen, ganz starkes Teil! Gute Beats, Ohrwurm-Hooks, schöne Parts von Fash...ungefähr auf dem Niveau des killer Debüt-Albums, würde ich sagen. Bei Tracks wie Man of the House kriege ich echt ne Gänsehaut, sheesh!
Überhaupt eine Schande, dass Kendrick als Prinz der Westcoast abgefeiert und Underground-Wunderkind Fashawn ziemlich übersehen wird, sind beide auf nem ähnlichen Top-Level, finde ich.
Genrefremdi, hör mal rein!
Das ist schon ein Guter, aber das wahre Wunderkind in seinem Umfeld war immer schon Blu. Der kriegt es nur seit Jahren nicht gerissen, sein Potential mal in Albumform zu gießen. "Below the Heavens" mit Exile ist das einzige Werk, bei dem man ein bisschen durchschien, was hätte kommen können. Heute macht der nur noch krude Producersachen mit denen er sich selbst in die Irrelevanz katapultiert. Nochmal so was auf Albumlänge, alles wäre drin: https://www.youtube.com/watch?v=DP3_zKa7XXo
Django, soeben geappleloadet und werde die Tage rein hören - und dann berichten.
Weiß nicht, wie ich Fashawn die ganze Zeit ignorieren konnte, ist Below the Heavens doch eine meiner liebsten Amirapalben der letzten Dekade. Da müsste auch sein Output, da selbes Umfeld inkl. Producer, etwas für mich sein und das, was ich gerade höre gefällt sehr! Danke dir, Django.
Django,
diverse (!) Durchläufe später: dope. Gefällt mir richtig gut, vielen Dank für den Tipp! Werden den Jungen diggen.
elbow:
habe mir "Below the Heavens" jetzt mal offline geholt und werde die Tage reinhören.
Starke Tipps hier, das Debut von Fashawn werde ich mir auch diggen.
Ich habe zuletzt das neue Badu Tape (naise), das aktuelle Blackalicious (überdope!) und "twelve reasons to die Pt II" (naise) reingetan.