laut.de-Kritik
Hungriger Jungspund auf Nas'schen Spuren.
Review von Alexander EngelenHip Hop lebt seit jeher von Referenzen. Das Sampling, das Mittel der Collage, gebar einst gar das Genre. Mittlerweile ist Hip Hop so groß, dass sich die Kulturform selbst samplen kann.
Das tut sie. Mehr denn je mit oftmals gähnend langweiligem Output. Doch ab und an entdeckt man Referenz-Werke (!), die die ganze Musikrichtung frisch und betörend nach vorne bringen. Inzest in gut, quasi.
Fashawns Debüt steckt voller Referenzen. Allen voran ist die Parallele zu einer musikalischen Großtat aus der jüngeren Vergangenheit unübersehbar. Genau wie bei Blu, der vor zwei Jahren mit "Below The Heavens" die Neo-Backpacker-Szene im Sturm nahm, hat der LA-Beatbastler Exile auch Fashawns Debütalbum komplett produziert. Die stimmliche Ähnlichkeit von Fashawn und Blu ist zudem nicht von der Hand zu weisen.
Inhaltlich kramt der 21-jährige in älteren Kisten. Die illmatische Ehrlichkeit schlägt dem Hörer nicht nur vom Kinderfoto des Covers entgegen. Die Selbstreflektion, die naive Realitätsbeschreibung des Erlebten, die Fashawn auf diesen 70 Minuten präsentiert, atmet immer wieder den Geist von Nas' "Illmatic".
Freilich sind seit dem Szene-Einstand des Gottessohnes mittlerweile 15 Jahre vergangen. Fashawn kommt auch nicht aus den Queensbridge Projects, sondern aus den Problemvierteln der kalifornischen Nicht-Stadt Fresno.
Aber der talentierte Rapper vermittelt über weite Strecken eben diese selbstzentristische Beobachtungsgabe eines Heranwachsenden, die "Illmatic" zu einem unangefochtenen Meilenstein des Genres machte. Dementsprechend liegt die Wu-Tang'sche Losung "Life As A Shorty Shouldn't Be So Rough" den 17 Tracks als roter Faden inne.
Besonders interessant gestaltet sich dieses Konzept, weil der gebeutelte Rapper seine Geschichten auf Exiles verspielten Instrumentals zum Besten gibt. Die Ästhetik brennender Tonnen weicht einem weitaus positiveren Spieluhr-Gefühl. Exiles simple, dennoch immer interessante Sample/Drums-Entwürfe gehen mit Fashawns "Aus dem Ghetto in die Welt"-Thematik Hand in Hand.
Weich gechoppte Streicher betten das sozialkritische "Why". Warme Bläser und dezente Rhodes-Klänge untermalen das nachdenkliche "Father". Eine im Twenties-Tempo holpernde Gitarre unterlegt das selbstmotivierende "Stars".
Glockenspiel und sich strikt repetierende BummTschacks brechen im Zusammenspiel mit Kopf Hoch-Lyrics auf "Hey Young World" jede Wolkendecke auf: "The sky's the limit. The world is yours." Dabei lässt Fashawn immer wieder die eigene Biografie in die Allgemeinaussagen einfließen und sorgt so für ein durch und durch kompaktes Gesamtergebnis.
Wenn Exile ein wenig härter in die Tasten seiner MPC haut und die Drums bei "Freedom" und "Ecology" dicker aus den Boxen scheppern, nimmt auch der sonst besonnene Fashawn Fahrt auf. Doch auch bei nach vorne preschenden Beats bleibt der Rapper der tonangebende Protagonist der Songs.
Besonders "Ecology" zeigt den Jungspund als energiegeladenen, hungrigen Spitter, der sein Reimbuch durchaus als Waffe einsetzt. Angesichts diesen grundsoliden Debüts bleibt zu hoffen, dass sich der junge Fashawn als ähnlich produktiv erweist wie seine Referenzkünstler Blu und Nas.
16 Kommentare
Klingt spannend. Mal sehen ob die vielen Verweise zu "Illmatic" gerechtfertigt sind.
das klingt nicht spannend, das ist das beste US Release dieses Jahr. Exiles Produktionen sind wieder mal unfassbar, Fashawn ohne zweifel einer der talentiertesten Newcomer und ein besserer Rapper als Blu, außerdem hat er nicht diesem Addlip wahn, denn die Blu Platte teilweise ziemlich nervig macht.
Album ist große Kunst, auch ganz ohne Nas Vergleich.
Gut das ihr das Teil reviewt hat, das hat jede Aufmerksamkeit verdient
jop, gutes ding, ich schreib auch nur, um es zu pushen, wurde hier schon besprochen.
idioten.
Echt ein schönes Album, ich mag die Beats die auch konträr zu den Lyrics stehen. Ansonsten gibts jetzt Blu auf die Ohren.
Ps. Pumpt hier noch wer Ice Cubes Raw Footage?
Für mich das vielleicht beste Debüt-Album im Hip Hop seit Illmatic. Unglaublich gut...