laut.de-Kritik
Die Neuseeländer setzen auf Atmosphäre.
Review von Sven KabelitzDr. Boondigga has left the building. An seine Stelle tritt eine bedrohlich dreinblickende Amsel. Ihr heimeliges Nest flechtet sie aus Roots-Sounds, Dub, Soul, elektrischen Funk und manch absurden Ramsch zusammen.
Die ersten Schritte des Titeltracks bleiben im Schlick eines düsteren Voodoo-Dub-Beats hängen, bis ein Klavier Sänger Dallas Tamaira vor dem Versumpfen rettet. Bläser, deren Malaria in Joe Lindsays Posauno-Solo gipfelt, verlieren sich im Echo. Schattenloser, vom Funk infizierter Soul, dessen besessenen Dub-Einflüsse in einem drückenden Finale gipfeln. Ein furioser Start zu "Blackbird", das eine dämmrige Feinjustierung zum Vorgänger darstellt.
Das Songwriting um Dukies feinnervigen Gesang hält die einzelnen Stücke für einen kurzen Moment hinter Mauern, bevor um ihn herum immer wieder die Dämme brechen. Uferlose Jams treten hervor, die die Lieder minutenlang in jegliche mögliche Richtung fließen lassen. Einzig die an Motown-Pop angelehnten vier Minuten "Clean The House" brechen mit melodischen Gitarren und stampfendem Piano aus diesem Konzept aus.
Ein kurzer A-capella-Part leitet die "Silver And Gold"-Dramaturgie ein, bevor die Bläser ernst machen und lautstark jeden Abweichler zurück in die Spur bellen. Das zurückgenomme, vom Sonnenschein durchflutete "Soldier" erblüht langsam unter der Hitze innerhalb seines elektronischem Dub-Territoriums. Dem Gegenüber steht die akustische Leichtigkeit des stark an Bill Withers erinnernden "Bones". Easy Listening zum Mitschnipsen.
Das in Trance versetzende, mit EDM und Acid-Klängen angereicherte "Never Moving", leitet das letzte "Blackbird"-Drittel ein. Mehr und mehr lassen Fat Freddy's Drop Stimmung über klassisches Songwriting triumphieren. Folgerichtig hat Tamaria im Dub-Instrumental "Bohannon", eine Hommage an Hamilton Bohannon, vorzeitig Hitzefrei, während der Rest der Band noch ackert.
Fat Freddy's Drop geben Album Nummer drei alle Zeit der Welt um sich langsam zu entfalten. Vorsichtig erforschen sie die Randgebiete von Struktur, Gefüge und ihrer eigenen Brigade. Behutsam breitet die neuseeländische Amsel ihre Flügel aus. Langsam, sie hat alle Zeit der Welt, beginnt sie zu fliegen. "Blackbird fly / Into the light of the dark black night."
5 Kommentare
ich zitiere:
"[...und manch absurden Ramsch zusammen. "Take these broken wings and learn to fly / All your life / You were only waiting for this moment to arise."]"
Vielleicht sollte jemand Herrn Kabelitz darüber informieren, dass die zitierten Textzeilen aus dem Beatles-Original "Blackbird" stammen und somit KEIN absurder Ramsch sind.
Es kommt jedenfalls so rüber als ob er mit absurden Ramsch eben jene Zeilen meinen würde, da er sie direkt im Anschluss an den Nebensatz über den absurden Ramsch einfügt.
Sollte ich das missverstanden haben, entschuldige ich mich für den Vorwurf.
Ansonsten ist die Band und das Album natürlich hochwertig.
Hi KA. Bin mir durchaus bewusst, woher die Zeile stammt. Der Ramsch sollte sich auch eher auf den Sound beziehen und ist keineswegs negativ gemeint. Aber ich lass die Zeile rausnehmen, damit es nicht weiter zu Missverständnissen kommt. Danke.
Sehe gerade dass der Text überarbeitet wurde und das Beatles-Zitat ganz ans Ende, als Fazit eingefügt wurde. Sehr gut. Da passt es prima.
Da war es auch schon am Anfang. Es gab zwei. Aber eines sollte wirklich reichen.
Nach dem meiner Meinung nach etwas schwachem zweite Album "Dr, Boondigga..." übertrifft Blackbird das schon hervorragende erste Album "Based on an true Story" in jeglicher Hinsicht um ein gutes Stück! Ein absolut hervorragendes Album.