laut.de-Biographie
Genetikk
"Ob ich der beste bin, wird der Erfolg zeigen", verkündet Rapper Karuzo in "Puls". An seiner Verortung - und wohl auch an der seines produzierenden Partners Sikk - lässt er jedoch keinen Zweifel aufkommen: "Wenn Hip Hop tot ist, bin ich ein verfickter Vollwaise."
Kurz vor Weihnachten 2011 rauscht die Nachricht durch Blogs und Rap-Magazine: Sikk und Karuzo, gemeinsam als Duo Genetikk unterwegs, stehen ab sofort beim Düsseldorfer Label Selfmade Records unter Vertrag. Damit sind sie Labelkollegen von Kollegah und Favorite.
Besonders mit Blick auf letzteren scheint die Wahl nachvollziehbar. Genetikks Debüt "Foetus" positionierte die Mixtapesammelstelle irgendwo zwischen dem Realo-Gangstertum eines Nate57 und Favorites überzeichneter Harlekin-Attitüde.
Eine Parallele zum Harlekin findet sich auch in Karuzos Juggalo-naher Gesichtsbemalung, die sich wahlweise an Batmans Widersacher, den Joker, anlehnt, oder Voodoo-Ästhetik bemüht. Später verhüllen Masken die Gesichter.
Über Sikk und Karuzo weiß 2011 kaum jemand irgendetwas. Man munkelt, beide haben einen Teil ihrer Jugend in den nicht gerade kuscheligen Pariser Vororten verbracht. Sikk habe dort für den einen oder anderen Untergrund-Rapper produziert.
Mit deutschem Straßenrap in Form ihres Debüts "Foetus" treten Genetikk 2010 erstmals in Erscheinung. Mehrere Videos lang künden sie danach ihr zweites Album "Samsara" an, das ursprünglich im Herbst 2011 erscheinen soll.
Mit frisch unterschriebenem Vertrag in der Tasche ist der beschworene Albumtitel dann aber doch vergessen. In der Obhut von Selfmade erscheint Album Nummer zwei im Februar 2012 unter dem Banner "Voodoozirkus".
Am für die Rap-Oberliga nötigen Selbstbewusstsein mangelt es Sikk und Karuzo jedenfalls nicht: "Keiner schiebt mehr Optik", zitiert Karuzo eine Zeile aus Bushidos und Flers "Mein Revier" und verfremdet den Rest: "Keiner ist auf Aggro" bis hin zum unbescheidenen Fazit: "Alle wollen Genetikk."
Weil die Dinge genau so liegen, schieben Sikk und Karuzo 2013 "D.N.A." hinterher, das erste richtige Album, wie beide im Interview betonen: "Zum ersten Mal machen wir die Musik, die wir eigentlich machen wollen."
Featuregast Kollegah bringt es auf den Punkt: "Rapper haben 'ne schwere Zeit, nur die Selfmade-MCs, die haben 'ne tolle - wie Elvis Presley."
Das liegt an der unbedingten Hingabe Karuzos an den Hip Hop, die sich in tausend und einem Zitat niederschlägt, insbesondere aber an Sikks begnadet produzierten Beats. Man glaubt es beinahe: Da Neckbreaker Aliens kommen von einem anderen Stern - und sie führen "doppelt nuklearen Angriffskrieg".
Die Latte für "Achter Tag" liegt entsprechend hoch. Genetikk inszenieren ihr Album, das sie im Mai 2015 veröffentlichen, aufwändig als Gesamtkunstwerk, genau wie sich selbst als Crew: Artwork, Optik, Präsentation und vor allem die Soundästhetik - allesamt vom Feinsten.
Nach "Fukk Genetikk" (20216) veröffentlichen sie auf dem selbstgegründeten Label Outta This World Records. Nach fast zwei Jahren Ruhe folgen 2018 die starken Alben D.N.A.2 und Y.A.L.A, bevor das Niveau mit "OUTTATHISWORLD" (2019) und "MDNA" (2021) wieder abfällt.
2021 tun sie sich für "Stille" mit Kollegah zusammen und schwurbeln in der Weltgeschichte herum, während auf Twitter mehrfache Komplettausfälle der zwei zu verzeichnen sind.
Noch keine Kommentare