Porträt

laut.de-Biographie

Gram Parsons

Keith Richards, Elvis Costello, Howe Gelb, Emmylou Harris – die Liste der Musiker, die Gram Parsons eine wichtige Inspirationsquelle nennen, ließe sich lange fortsetzen. Obwohl er als erster Brückenbauer zwischen Rock und Country gilt, hat er über 20 Jahre nach dem Tod den Status des Geheimtipps nicht abgelegt. Das ist erstaunlich, angesichts der Tatsache, dass sein kurzes Leben die Züge einer Legende trägt.

Cecil Ingram Connors kommt 1946 in Winterhaven, Florida zur Welt. Seine Mutter ist die Erbin eines Zitrusfrucht-Imperiums, sein leiblicher Vater ein Kleinindustrieller, der sich 1959 eine Kugel in den Kopf jagt. Seinen Nachnamen verdankt der junge Gram dem Stiefvater, den mehrere Quellen abschätzig einen Abzocker nennen, der sich 1959 in die Familie einheiratet.

Gram Parsons gilt als verwöhntes Kind, das sich jeden Luxus leisten kann. Nachdem er 1956 den noch wenig bekannten Elvis trifft, lautet sein größter Wunsch, einmal R'n'R-Star zu werden. Bereits zu Highschool-Zeiten singt er in einer ganzen Reihe an Bands. Mit 17 verbringt Gram mit den Shilos einige Monate in New York und nimmt dort seine ersten Lieder auf, die einen starken Folk-Einfluss aufweisen.

Nach dem Alkoholtod seiner Mutter 1965 schreibt sich Parsons an der renommierten Harvard-Universität ein, verbringt aber die meiste Zeit in den Bars von Boston, wo er Country entdeckt und die International Submarine Band gründet. Nachdem er seine Universitätskarriere ohne Abschluss beendet, ziehen er und seine Band 1967 nach Los Angeles, wo sie unter der Führung Lee Hazlewoods das erfolglose "Safe At Home" (1968) aufnehmen.

Als das Album wenige Monate später erscheint, existiert die Formation schon nicht mehr. Parsons hat den großen Sprung geschafft und ist nun Mitglied der Byrds, eine der erfolgreichsten Bands der 60er Jahre. "Sweetheart Of The Rodeo" (1968) ist mit Country-Elementen getränkt und beweist den Einfluss, den sich Parsons innerhalb weniger Monate verschafft hat. Doch auch diese Zusammenarbeit ist nur von kurzer Dauer.

Als die Byrds im Sommer 1968 für mehrere Konzerte nach Südafrika aufbrechen, lässt Parsons seine Mitstreiter bei einem Zwischenstopp in London im Stich. Angeblich, weil er nicht das Apartheid-Regime unterstützen will. Fest steht, dass er in Keith Richards, dem Gitarristen der Rolling Stones, einen kongenialen Saufpartner gefunden hat, der seine Liebe zum Country teilt und zu diesem Zeitpunkt in der britischen Hauptstadt lebt.

Ende des Jahres ist Parsons wieder in LA, wo er mit dem Byrds-Mitglied Chris Hillman die Flying Burrito Brothers gründet. Ihr selbsternanntes Ziel ist es, Country mit einer R'n'R-Attitüde zu spielen. Auf dem Cover ihres Debüts "The Gilded Palace Of Sin" (1968) zeigen sie sich in extravaganten Lederanzügen mit aufgenähten Marihuana-Blättern und nackten Frauen. "Cosmic American Music" nennt Parsons seinen Stil. Kosmisch sind zumindest die Saufgelage, die er mit seinen Kollegen auf Tour veranstaltet.

Oft ist er nicht mal in der Lage, die Bühne zu betreten. Für eine junge, kaum bekannte Band nicht förderlich, wie auch das uninspirierte zweite Album "Burrito Deluxe" (1969) zeigt. Auf Drängen des Labels, das viel Geld investiert hat, tritt sie ein letztes Mal beim tragischen Festival in Altamont auf, ohne aber ein Zeichen zu hinterlassen. Abermals entschließt sich Parsons für einen Abgang.

Zu diesem Zeitpunkt ist er nicht nur alkohol-, sondern auch drogenabhängig. 1970 und 1971 verbringt er weitgehend an der Côte d'Azur an der Seite Keith Richards', der dem Heroin verfallen ist. Schließlich wirft Mick Jagger Parsons raus, kann aber nicht vermeiden, dass er auf dem countryesken Rolling Stones-Album "Exile On Main Street" (1972) deutliche Spuren hinterlässt, insbesondere in "Country Honk", "Dead Flowers" und "Wild Horses."

Zurück in LA, heiratet Parsons seine Freundin Gretchen Burrell. Er beschließt, ein Soloalbum aufzunehmen, und plündert den Familienschatz, um Elvis' Begleitband TCB anzuheuern. Ein noch glücklicheres Händchen beweist er mit der Verpflichtung einer jungen, noch unbekannten Sängerin mit einer großen Zukunft: Emmylou Harris. "GP" (1973) gilt als Meilenstein des Countryrocks und erhält begeisterte Kritiken, erweist sich jedoch als kommerzieller Flop. Die Eagles und die Nitty Gritty Dirt Band haben den Country mittlerweile auch entdeckt - Parsons Untergang.

Für die Tour stellt er die Fallen Angels zusammen, der neben Harris auch Ehefrau Gretchen angehört. Parsons hatte sich für die Aufnahme des Albums kurzzeitig zusammen gerissen, greift nun aber wieder verstärkt zu Drogen und Flasche. Dennoch entwickeln sich die Auftritte zu einem Erfolg. In Austin spielen sie mit Neil Young und Linda Ronstadt vor 2000 begeisterten Zuschauern.

Nach dem Ende der Tour trennt sich Parsons von seiner Frau und stürzt sich mit Hilfe seines Tourmanagers Phil Kaufmann hemmungsloser denn je in den Rausch. Trotz zunehmender gesundheitlicher Probleme gelingt es ihm noch einmal, mit derselben Besetzung des Debüts einen Nachfolger mit dem Titel "Grievous Angel" (1974) aufzunehmen. Die Veröffentlichung erlebt er jedoch nicht mehr. Am 20. September 1973 wird er leblos in einem Hotel im Joshua Tree National Park aufgefunden. Die Autopsie ergibt 2,1 Promille und ein tödliches Drogencocktail. Gram Parsons ist gerade mal 26 Jahre alt geworden.

So schillernd sein Leben, so spektakulär sein Abgang. Nachdem Kaufmann erfahren hat, dass der Kumpel von seiner Familie in New Orleans begraben werden soll, fährt er besoffen zum Flughafen, entführt die Leiche und bringt sie zurück in den Nationalpark, wo er sie mit Benzin übergießt und verbrennt. Angeblich um eine Pakt zu erfüllen, den die Beiden geschlossen hatten: "Der Überlebende wird den Toten in den Joshua Park bringen, ein paar Drinks zu sich nehmen und ihn anzünden".

Nachdem Parsons verkohlte Überreste schließlich doch in New Orleans die letzte Ruhe gefunden haben, entwickelt sich eine eingeschworene Fangemeinde, die dafür sorgt, dass die verschiedenen Parsons-Alben nicht in Vergessenheit geraten. Im März 2005 strahlt Bayern 3 einen gelungenen Dokumentarfilm des Regisseurs Gandulf Henning mit dem Titel "Fallen Angel: Gram Parsons" aus. "Er hatte einfach nicht die richtige Konstitution für einen Rock'n'Roller", bringt es Parsons Witwe dort auf den Punkt.

Alben

Surftipps

  • Fanseite

    Mit vielen Infos.

    http://www.gramparsons.com

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