laut.de-Biographie
Grip Inc.
Waldemar Sorychta ist nach dem Ende von Despair Anfang der 90er als Gitarrist nicht mehr mit einer eigenen Band in Erscheinung getreten, sondern hat sich vornehmlich als Produzent hauptsächlich im Death Metal, danach im Gothic-Rock einen Namen gemacht.
Als eines Tages Phillip Boa an ihn heran tritt und ihn bittet, als Produzent für sein Voodoocult Projekt zu fungieren, willigt Waldemar interessiert ein, zumal der Slayer-Drummer Dave Lombardo daran beteiligt ist. Erst später, als Boa feststellt, dass Waldemar auch an der Gitarre alles andere als unbedarft ist, requiriert Phillip ihn für Voodoocult auch als Gitarristen. Um mit Dave schon mal die Stücke entsprechend vorzubereiten, fliegt Waldemar nach Amerika und freundet sich mit dem Drummer an. Als diese bei einigen Jamsessions perfekt miteinander harmonieren, ist klar, dass sie zusammen etwas auf die Beine stellen wollen.
Dave hatte schon länger geplant, unter dem Banner Grip Inc. mit Sänger Gus Chambers (Ex-21 Guns) und ein paar anderen Leuten etwas zu machen, das sich von Slayer unterscheidet. Doch irgendwie scheint er bisher nicht an die richtigen Musiker gekommen zu sein, denn der Bassist hat nur Parties und Bräute mit dicken Hupen im Kopf, und mit den Gitarristen (u.a. war mal Ex-Overkill Klampfer Bobby Gustavson im Line-Up) lässt sich musikalisch kein Konsens finden. Letztendlich bleibt Waldemar als einziger Gitarrist übrig, mit Ex-Heathen-Basser Jason Viebrooks haben sie sogar einen Kerl dabei, der zunächst mal an die Musik denkt.
Doch bevor das Debüt "The Power Of Inner Strenght" auch nur fertig abgemischt ist, hat das Quartett schon drei Klagen von jeweils 200.000 Dollar Höhe am Hals. Zum einen meinte der ehemalige Bassist, dass ihm so viel Kohle zustehe, einer anderen Band ist eingefallen, dass sie sich vor zwölf Jahren mal Grip nannte, und eine wegen absoluter Nutzlosigkeit gefeuerte Managerin wollte den selben Betrag gern auf ihrem Konto sehen. Zwar können Grip Inc. alle Fälle für sich entscheiden, um einige Anwaltskosten kommen sie aber leider nicht herum. Obwohl das Album wie eine Bombe einschlägt und überall in den höchsten Tönen gelobt wird, haben die Jungs verständlicherweise eine ganz schöne Wut im Bauch.
Dass sie das Nachfolgewerk "Nemesis" betiteln, sollte also nicht weiter wundern. Die Fortschritte innerhalb der Band sind erstaunlich. Sänger Gus wirkt flexibler und charismatischer als auf dem Debüt, Waldemar schüttelt sich die Mörderriffs und Killerhooks mit links aus dem Ärmel, und Basser Jason füllt das Ganze zusammen mit Drumtier Dave mit einem Fundament aus, das so schnell nicht einzureißen ist. Zwar ist die Spielzeit etwas knapp bemessen, dafür gibt es aber keinen einzigen Lückenfüller.
Weiterentwicklung heißt auch das Motto, unter dem '99 "Solidify" erscheint. Für Jason ist inzwischen Stuart Carruthers dabei, nach dem sie eine ganze Zeit lang suchen mussten. Die musikalische Richtung geben nach wie vor Gus und vor allem Waldemar vor. Neben den gewohnt genialen Thrash-Granaten schrauben sie das Tempo immer wieder etwas zurück und streuen auch mal eine Flamenco Einlage ein. Berechenbar ist bei der Band höchstens, dass sie Metal auf höchstem Niveau bietet. Doch da sich Dave immer mehr in irgendwelche Projekte verstrickt (u.a. Fantômas) bekommt Waldemar so langsam das Gefühl, dass sich Grip nur zu einem Job entwickeln, was er für absolut tödlich für eine Band hält. Deswegen legt er alle weitere Schritte in diese Richtung erst mal auf Eis.
Da Waldemar aber einer der extremsten Musikjunkies ist und sein Leben nur daraus besteht, bastelt er natürlich auch immer wieder an Songs herum, die perfekt ins Grip-Bild passen könnten, und irgendwann juckt es ihn dann doch so in den Fingern, dass er Dave, Gus und Jason wieder kontaktiert (Gus wohnt inzwischen ebenfalls in Dortmund) und sie sich für das nächste Album treffen wollen. Die Aufnahmen sollen alle bei Dave in L.A. stattfinden, doch als Waldemar in die USA einreisen will, führen ihn Beamte der Grenzpolizei am Flughafen grundlos ab und verhören und erniedrigen ihn zwölf Stunden lang willkürlich. Ohne ernsthafte Gründe muss er das Land wieder verlassen, alle Aufnahmepläne sind über den Haufen geworfen.
Folglich muss Dave für die Aufnahmen nach Deutschland kommen, doch aus Kostengründen bleibt Stuart wo er ist, und Waldemar spielt auch die Bass-Parts ein. Trotz dieser widrigen Umstände brennt das Feuer in der Band wieder so heiß wie am Anfang, und als "Incorporated" Mitte März 2004 in die Läden kommt, erwartet die Fans wieder nichts anderes als ein kleines Meisterwerk. Die Reviews sind überall euphorisch doch auf eine Tour oder zumindest das ein oder andere Konzert wartet man leider vergeblich. Da Dave inzwischen wieder bei Slayer aktiv ist, scheint er zeitlich extrem eingebunden zu sein, doch für Waldemar macht eine Tour ohne Dave oder Gus keinen Sinn. Somit liegt die Band bald auf unbestimmte Zeit auf Eis und Gus taucht vorübergehend als Sänger bei Squealer (A.D.) auf.
Waldemar geht es derweil gleich an zwei Fronten an und ruft neben der, von einer Dame angeführten, Gothic Metal-Band Eyes Of Eden auch gleich noch Enemy Of The Sun ins Leben, die von der Gitarrenarbeit her das Erbe von Grip Inc. weitgehend fortführen.
Eine schockierende Nachricht erreicht die Rock- und Metalwelt Ende Oktober 2008: Gus Chambers, der zuletzt bei der britischen Punk-Band Mantra Sect aktiv war, hat sich im Alter von 52 Jahren das Leben genommen. Über die Gründe ist nichts bekannt, doch der Verlust für die Musikwelt ist mehr als nur tragisch. Rest in Peace, Gus!
Grip Inc. liegen nach diesem Vorfall verständlicherweise weiterhin auf Eis. Erst im Frühling 2013 scheint die Wunde, die Gus' Tod hinterlassen hat, genügend weit verheilt: In einem Interview kündigt Dave Lombardo an, dass Grip Inc. reaktiviert werden. Den Sängerposten soll Amen-Sänger Casey Chaos einnehmen.
Noch keine Kommentare