laut.de-Biographie
Haudegen
Vom geschichtlichen Standpunkt aus betrachtet, handelt es sich bei einem Haudegen um einen Degen, der nur an der Spitze zweischneidig und an der übrigen Klinge einschneidig ist. Der Ursprung dieser Waffe von berittenen Truppen findet sich im 16. Jahrhundert in Spanien und Italien. Bei den Berliner Haudegen bekommt man es allerdings mit einer Kollaboration der beiden Rapper Joe Rilla alias Hagen Stoll und Tyron Berlin alias Sven Gillert zu tun.
Die beiden Jugendfreunde gehen schon seit 1983 gemeinsam durch Dick, Dünn und den Ost-Berliner Stadtbezirk Marzahn. Der gilt als Problemviertel und dient als Ideengeber für beider Songs. Den Strassenrap legen beide allerdings irgendwann zu den Akten. Ststt dessen widmen sie sich dem Rock.
"Eine logische Konsequenz einer musikalischen Weiterentwicklung", so nennen die beiden ihren Sinneswandel. Die Idole der Haudegen heißen Herbert Grönemeyer und Klaus Lage. Passend zum Bezirk, aus dem sie stammen, handeln ihre Lieder von Angst, Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Drogensucht.
Im Oktober 2010 machen beide das erste Mal mit ihrer EP "Haudegen" auf sich aufmerksam. Die Single "Großvater Sagt" und das Video zu "Wir Gegen Den Rest" stoßen auf eine Fanbase, die nach mehr lechzt. Das im Mai 2011 über Warner Music erscheinende Debüt- und Doppelalbum "Schlicht & Ergreifend" vereint Balladen und hard-rockige Nummern, bei denen Hagens ungeschliffene und rohe Stimme den Ton angibt, während die von Sven für Emotionen sorgt.
Haudegen beschreiben ihre Musik als "Gossenpoesie" und wollen ihre Erfahrungen und Gefühle in die Welt hinaustragen. Das klappt auch ganz gut. Wie aus dem Nichts katalputieren sich beide Longplayer in die Top Ten der Charts. Ausverkaufte Tourneen und eine fast über Nacht erschlossene Fanbase machen den Coup perfekt. 2012 erscheint ihr stark vom Deutschrock inspiriertes Album "En Garde".
Von hier aus starten sie erst richtig durch. Mit "Lichtblick" ballern sie Stadionrock aus allen Rohren. Die "Altberliner Melodien" setzen dagegen auf traditionelles Liedgut.
Die Abgrenzung zu Rechtsrock-Kapellen und musikalischen Aluhüten gelingt Haudegen dabei souverän. Zeitweilige Missverständnisse von Medien- und Fanseite lösen sich schnell in Luft auf. Ihr Ansatz erschöpft sich nicht in reinem Protest oder Destruktivität. Sie texten trotz aller Wut auf Misstände meist konstruktiv und umarmen alle, die mitmachen, mit weltoffener und überbordender Empathie.
2017 setzen sie ihrem Schaffen die vorläufige Krone auf. Nach der Gründung des eigenen Labels werfen sie mit der gleichnamigen Sammlung "Blut Schweiß & Tränen" gleich drei Alben in einem auf den Markt. Musikalisch erweitern sie das Spektrum um derben Metal und sanften Liedermacher-Stoff.
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