laut.de-Kritik
Trap kann so einfach sein.
Review von Yannik GölzKey Glock ist der beste Trap-Rapper dieses Jahrzehnts. Nach dem Tod von seinem Labelboss Young Dolph fiel ihm als nächstem in der Erbfolge die Hoheit über Memphis als Rapstadt zu. Und mit einem makellosen Run großartiger Südstaaten-Tapes hat er diese Vakanz so gut besetzt, wie es irgendjemand hätte tun können.
Dabei ist Key Glock der großartige Rapper, der am wenigsten Gesprächsstoff hergibt. Selbst, wenn er auf "Glockaveli" eine 2pac-Hommage nutzt, um sein Erwachsenwerden via Soul-Beats zu illustrieren, hört sich auch dieses Tape wieder so makellos runter, dass man einfach nur mit dem Kopf nicken und sagen möchte, dass es whippt.
Es whippt, okay? Key Glock lässt Trapmusik so lächerlich einfach aussehen. Er macht keinen der Fehler, den andere Genre-Vertreter*innen oft machen, so dass ihre ellenlangen Platten dröge oder monoton werden. Sein Beatgeschmack ist auf Gunna-Level unantastbar, seine Flows smooth wie Butter, sein Dialekt eine Wonne und sein "yeah!"-Adlib das beste im Game. Man merkt nicht einmal, dass da gar keine Features auf den Tapes passieren.
Auf "Glockaveli" fehlt sein bisheriger Stammproduzent Bandplay, der Bretter wie "Dough" oder "Cocky" gemacht hat. Sein Sound hat oft einen sehr dreckigen, reduzierten Vibe. Eine swingende 808, ein paar klinische Drums und ein gemeiner Synthesizer. Das passt auf Glock natürlich wie die Faust auf die Auge, aber schon Vorgänger "Glockoma 2" hat es angedeutet: Der Mann hat Spaß an den Vintage-Kisten gefunden, und so intensiviert "Glockaveli" die Nutzung von Soul-Samples und classy Orchestrierung, die über die 808-Rumpler gespannt wird. Das Album klingt wie ein 21 Savage, der auf seinem Erwachsen-Werden-Film wirklich konsequent raw geblieben wäre. Ein ganzes Album nur "Redrum", wenn man so will.
Schon der Opener hält die Balance wunderbar: "Hallelujah" sampelt tatsächlich den Refrain des gleichnamigen Songs von Leonard Cohen. Glock flowt darauf so ruhig und präsent, dass der Trap-Chop seine grimmig-noire Aura tatsächlich irgendwie durchschlagen lässt, ohne den weltabgewandten, sakralen Sound des Originals zu beschädigen. "Blue Devil" setzt sich selbstbewusst in die heiligen Hallen des Südstaaten-Raps, indem es den selben Song wie "Stay Fly" von der Three 6 Mafia flippt - wahrscheinlich der beste Song hier. Und wir deutschen Hörer werden wahrscheinlich einmal dumm grinsen, wenn wir das Sample von "Sunny" erkennen. Bei aller Liebe tut's mir leid, der Song kommt nicht an "Easy" von Cro ran.
Positiv sticht auch der aggressive Knock von "No Sweat" hervor. Eine der großen Stärken von Glocks Alben ist es, dass seine Instrumentals auf den zweiten Blick ziemlich viel rhythmischen Spielraum und eine Menge Pockets aus der klassischen Trap-Formel ziehen. Das hier ist eine traumhaft aufgebaute 808. "Cream Soda" überrascht hintenraus damit, Glock auf einer ganz anderen Art von Bass zu hören, aber auch das funktioniert.
Aber ja, irgendwie ist das am Ende natürlich auch ein bisschen der Witz: Key Glock ist so tief im Trap-Sound, dass es mich ehrlich erschrocken hat, ihn auf einem von 18 Songs nicht auf einer 808 zu hören. Wenn man BoomBap-Beats bevorzugt oder Musik wirklich vor allem an Innovation und Experimentierfreude bemisst: Dieses Album ist nicht auf die Art geil, wie Alben von Tyler oder Denzel geil sind.
Und trotzdem: Auf jedem Key Glock-Album landet für mich mindestens ein Track, den ich in infernale Rotation nehmen werde. Bisher waren das "Dough", "Bill Gates", "2 For 1" und "Presidential Rolex" - gerade schmiegen sich "Hallelujah" und "Blue Devil" daran, diese Tradition fortzuführen. "Glockaveli" ist wie alle anderen Projekte dieses Mannes die absolute Speerspitze von Trapmusik, die damit zufrieden ist, Trapmusik zu sein. Und wenn man denkt, dieser Anspruch wäre zu wenig, dann kann man das Genre nicht wirklich geliebt haben.
1 Kommentar
Tipptopp Albung! Macht sehr viel Spaß, Key einfach dope af!
Jetzt musses draußen nur noch ein bisschen heißer werden.