laut.de-Biographie
Kreisky
Der langjährige österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ) ist bereits 15 Jahre tot, als vier Endzwanziger ihre frisch gegründete Band nach ihm benennen. Franz Adrian Wenzl (Gesang) und Martin Max Offenhuber (Gitarre), die vormals das experimentale Projekt Gelée Royale betreiben, tun sich 2005 in Wien mit Gregor Tischberger (Bass) und Klaus Mitter (Drums) zusammen.
Noch vor dem ersten Release macht sich das Quartett mit seinem noisigen Indie-Rock einen respektierten Namen im Dunstkreis der Donaumetropole. Und so bewegt die österreichischen Medien gleich das 2007 veröffentlichte Debüt "Kreisky" inklusive der Hitsingle "Wo Woman Ist, Da Ist Auch Cry" zu wohlwollenden Reaktionen. Mit dem zwei Jahre später veröffentlichten "Meine Schuld, Meine Schuld, Meine Große Schuld" gewinnt die Band den Amadeus Award in der Kategorie 'Alternative Act des Jahres', der Standard sieht in den Wienern "die dunkle Seite der österreichischen Seele".
Nebenher betätigt sich Wenzl unter seinem an Freddie Mercury angelehnten Alter Ego Austrofred als Autor, Moderator, Dokumentarfilmer - und mit einer Kombination aus Queen-Melodien und Austropop-Texten auch als Musiker.
Dennoch dauert es nicht lange, ehe Kreisky ihre dritte Platte "Trouble" (2011) einspielen und mit der Single "Scheiße, Schauspieler" Platz zwei der FM4-Charts erreichen. Der vierte Langspieler "Blick Auf Die Alpen" folgt im März 2014.
An medialer Rezeption mangelt es beim Thema Kreisky wahrlich nicht, dabei entwickeln sich "wütend", "schlecht gelaunt" und vor allem "grantig" als Lieblingsworte der schreibenden Zunft. Diese Facette als erstes herauszulesen, empfindet Drummer Klaus Mitter gegenüber 3sat zwar als durchaus legitim. "Aber aufs zweite, dritte, vierte Mal Hinhören entdeckt man Variationen und auch die tiefergreifenden Verarbeitungen verschiedener Themen."
In den Sechzigern und Siebzigern sei die Musik die wichtigste Ausdrucksform jugendlicher Gegenkulturen gewesen, spricht Franz Adrian Wenzl bei einem launigen Auftritt in der ORF-Show "Willkommen Österreich" an. "Das hat sich sich aber verloren. Revolutionen in Nordafrika nutzen als Trägermedium nicht die Musik, sondern Facebook oder sonst was", fügt er hinzu und spricht der Musik eine gewisse Impotenz zu. "Und über diese Impotenz singen wir auch."
2017 wagen sich die Wiener zur Freude des Feuilletons an die Vertonung des Sybille-Berg-Theaterstücks "Viel Gut Essen" und justieren ihren Sound 2018 auf "Blitz" in Stück weit neu, variieren mehr. Das 2021 erscheinende "Atlantis" lässt dann, mit dem neuen Bassisten Lelo Brossmann, endgültig erkennen, dass Kreisky Synthesizer als regelmäßiges Instrument begreifen und weniger schneidend im Sound ausfallen.