Porträt

laut.de-Biographie

M.anifest

Bei der Frage nach dem Woher ist sich die Hip Hop-Szene über ihre Entstehungsgeschichte ziemlich einig: Seit jeher gilt die South Bronx als Geburtsort des Genres. Die Wurzeln liegen freilich woanders: im Mutterland Afrika.

M.anifest - Manifestations Aktuelles Album
M.anifest Manifestations
Uramerikanischer Hip Hop trifft auf ghanaische Wurzeln.

Eine Tatsache, die sich in Drum-Patterns und Erzählsträngen des sich konstant weiter entwickelnden Genres immer wieder manifestiert. Trotzdem sind afrikanische Rapper in der Öffentlichkeit der (westlichen) Welt gänzlich unbekannt. Wenn ein Rapper aus Afrika in der öffentlichen Wahrnehmung auftaucht, gelingt dies meist nur über den Umweg Amerika.

Das gilt auch für M.anifest, der Anfang der 80er als Kwame Tsikata in Ghana das Licht der Welt erblickt. Nach Amerika kommt er über ein Stipendium des Macalester Colleges in Minnesota, wo er mit Anfang 20 ein BWL-Studium aufnimmt. Er ist jedoch nicht der erste der Tsikata-Familie, der den Schritt in die Vereinigten Staaten wagt.

Seine Großeltern leben bereits in Amerika und haben dort, nach westlichen Maßstäben, etwas erreicht. Der Großvater J.H. Kwabena Nketia lehr viele Jahre als Professor für Musikwissenschaft an der prestigeträchtigen University of California in Los Angeles. Musik ist in der Familie also gegenwärtig, doch die Charts der westlichen Industrieländer spielen in Ghana eine untergeordnete Rolle.

Seine (musikalische) Sozialisation erfährt Kwame nicht durch 2Pac und Biggie, sondern vielmehr durch traditionelle afrikanische Musik, älteren Soul und Rythm and Blues und Reggae, der in Ghanas musikalischer Landschaft eine wesentliche Rolle spielt.

Jene Einflüsse prägen M.anifest entscheidend. Ebenso spiegeln sich die Erfahrungen als Kind der Dritten Welt und Ankömmling in der Ersten Welt in den Lyrics wider. Als Künstler vertritt er explizit eine afrikanische Perspektive, seine Texte resümieren seine Anekdoten als Afrikaner in Amerika.

Neben dem Studium nimmt das Hobby Musik einen immer größeren Stellenwert ein. Es gibt viel zu berichten, die Erlebnisse wollen musikalisch verarbeitet werden. Leider fehlt es an Equipment und Möglichkeiten das Hobby professionell zu betreiben.

Durch Zufall greift ihm der westliche Kapitalismus unter die Arme. Das Geld für die Produktion seines Solodebüts bekommt der strugglende Student von einem führenden amerikanischen Brausegetränkehersteller. Für Pepsi nimmt Kwame einen Werbesong auf und wird dafür ausreichend entlohnt.

Das Debüt "Manifestations" erscheint im Selbstvertrieb auf lokaler Ebene, erlangt aber auch die Aufmerksamkeit der nationalen Untergrund-Szene. Das Stadtmagazin von Minneapolis kürt den Newcomer gar kurzerhand zum Songwriter des Jahres - eine Auszeichnung, die einem Rapper selten zuteil wird.

Doch Kwames Motivation Musik zu verbreiten, treibt den Mann aus Ghana an neue Ufer. Für den europäischen und japanischen Markt findet er in Jakarta Records den passenden Partner. Das deutsche Label veröffentlicht schließlich im Sommer 2008 mit Hilfe von Groove Attack das Album in etwas abgeänderter Form neu.

Trotzdem reicht die Kohle nach wie vor nicht für den Lebensunterhalt. Neben der Musik arbeitet Kwame noch als Computerfachmann für eine Organisation, die ärmere Wohngegenden mit Computern ausstattet. Mit seiner Crew 4Shadez, bestehend aus G MoBeatz, O-D and Katrah-Quey, beackert er außerdem die Bühne seiner neuen Heimatstadt Minneapolis.

Doch stets bleiben seine afrikanischen Wurzeln die treibende Kraft. Mit dem Rapper Krukid, der ursprünglich aus Uganda stammt, mittlerweile aber in Champaign in der Nähe von Chicago residiert, gründet er das Kollektiv A.R.M.; ein Akronym, das wahlweise für African Rebel Movement oder Artists Representing the Motherland steht. Der Weg ist das Ziel, weiß M.anifest. In diesem Sinne soll das nächste Album auch den Titel "Coming To America" tragen.

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