laut.de-Kritik
Uramerikanischer Hip Hop trifft auf ghanaische Wurzeln.
Review von Alexander EngelenErst mal: Intro verkackt. Dieses Buchstabierungsding des eigenen Namens per Fräuleinsäuselei ist schon sehr ausgelaugt. Aber: Wenn das der einzige Ausfall bei einer knapp einstündigen Laufzeit bleibt, kann man getrost darüber hinwegsehen.
Besonders wenn der in Ghana geborene Wahl-Amerikaner M.anifest inhaltsschwer seinen Lebensweg mit einem Ausdruck auf den Punkt bringt, den er schlau mit dem eigenen Namen verbindet: Manifest Destiny.
Unter diesem Leitspruch fühlten sich die weißen Siedler im Amerika des 19. Jahrhunderts dazu berufen, immer weiter westwärts zu ziehen und den neuen Kontinent zu unterjochen. Die verheerenden Kollateralschäden dieser Gott gewollten Expansion sollten bekannt sein.
Für den Afrikaner M.anifest hat die Reise nach Westen freilich eine etwas andere Bedeutung, auch wenn sein Gang in die neue Welt offensichtlich von dem Wunsch nach einer neuen Freiheit getrieben wurde, konterkariert er mit seiner Geschichte jenes Mantra.
Musikalisch läuft das auf eine interessante Melange aus afrikanischem Mindset, uramerikanischer Hip Hop-Schemata und selbstbewusster Unbedarftheit hinaus, wie sie nur ein Reisender versprühen kann.
Inhaltlich wird der 25-Jährige auf dem von Sample und Bassline locker getriebenen BoomBap-Lehrstück "Africa Represent" deutlicher: "Represent who? Represent what? Represent Africa with a spectacular street vernacular." M.anifest definiert sich textlich also bewusst über seine Herkunft.
Musikalisch aber orientiert er sich en gros eher an den traditionellen Vorgaben des US-Hip Hops. Die Ausnahmen sorgen dafür, dass "Manifestations" als eine gelungene Abwechslung aus dem Rap-Einheitsbrei sticht. Typische Offbeat-Drums etwa unterlegen die im afrikanischen Gewand neu aufgelegte Gospelnummer "Swing Low".
"Babylon Breakdown", die erste Singleauskopplung, baut ohne jede Anbiederung auf Reggaeklänge und Jamaika Bass-Schunkelei.
Der Rest reiht sich musikalisch in die Untergrund-Traditionen Detroits und Philadelphias ein. Warme Soul-Teppiche Soulquarian'scher Prägung verquicken sich mit Drum-Patterns, die sich freudige Dilla-Beileidsbekundungen auf die Fahnen geschrieben haben.
In herrlicher Perfektion und völlig unkäsiger Emotionalität gelingt dies M.anifest auf "Ode To Dilla", dem Tribut für den verstorbenen Produzenten. Zitat: "Since Dilla passed Donuts don't taste the same no more." Wir können beruhigt sein: Rap ist nicht tot, er sorgt noch immer für Gänsehaut.
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