laut.de-Biographie
Macy Gray
Geboren und aufgewachsen im beschaulichen Canton, Ohio, denkt die kleine Natalie McIntyre an alles außer an eine Karriere als Sängerin. Zu Hause interessieren sie neben den gängigen R'n'B-Größen auch Old School-Hip Hop-Scheiben, was man ihrer Musik später zuweilen anhört. Zudem kommt sie mit Rock'n'Roll in Kontakt.
Zunächst erhält sie jedoch sieben Jahre lang eine klassische Ausbildung am Klavier. An eine Laufbahn als Profimusikerin ist dennoch nicht zu denken, obwohl im laufe der Jahre unzählige Jams mit Freunden in Wohnzimmern, Studios und sonstigen dafür geeigneten Plätzen zusammen kommen.
Erst als Macy nach Los Angeles übersiedelt und gemeinsam mit einigen Kumpels Demos aufnehmen will, beginnt die neue persönliche Zeitrechnung. Die ursprünglich gebuchte Sängerin taucht nicht auf. Plötzlich wird Macy ans Mikro geschoben - und jedem Zuhörer fällt die Kinnlade herunter. Sie selbst traut dem Hype zunächst nicht, vor allem, weil sie ihre eigene Stimme nicht ausstehen kann. Doch bald klopft Atlantic an und nimmt die Lady unter Vertrag - ohne ihr Debüt-Album zu veröffentlichen. "On How Life Is" erscheint erst 1999 bei Epic/Sony.
In Deutschland startet sie durch, als SWR 3 ihre Songs in die Rotation nimmt und sie zum New Pop Festival '99 einlädt. Zur Belohung warten Anfang der 2000er Grammy-Nominierungen und Kollaborationen mit Fatboy Slim, den Black Eyed Peas und Slick Rick. Im Thriller "Training Day" (mit Denzel Washington und Ethan Hawke) feiert sie zudem ihren Einstand ins Filmgeschäft. Später wirkt sie außerdem im Blockbuster "Spiderman" und im Musical-Film "Idlewild" mit.
Macy Gray wächst nach und nach zu einer Größe im amerikanischen Musikzirkus heran. Musikalisch kann sie sich aussuchen, mit wem sie zusammenarbeitet. Will.I.Am produziert für sie, Justin Timberlake, Natalie Cole und Bobby Brown sind gerne Gast auf ihren Platten. Erykah Badu singt ihre Backing-Vocals, John Frusciante von den Red Hot Chili Peppers zupft für sie seine Gitarre. Zudem arbeitet sie mit Santana und Velvet Revolver zusammen.
Der Rolling Stone feiert sie als "Erykah Badus verrückte große Schwester", sie tritt in Fernsehsendungen wie "Dancing With The Stars" - in Deutschland bekannt als "Let's Dance" - oder "Celebrity Poker Showdown" auf, wo bekannte Persönlichkeiten für den guten Zweck pokern. Nebenbei veröffentlicht sie ihre eigene Modemarke namens "Natalie Hinds" und gründet die Macy Gray Music Academy, in der unterprivilegierte Kinder und Jugendliche die Chance bekommen, Musik zu erlernen und zu performen.
Neben dem angenehmen Sound, der irgendwo im weiten Land zwischen R'n'B und Singer/Songwritertum mit Hip Hop-Einsprengseln anzusiedeln ist, fällt ihr eigenständiger und variabler Gesangsstil auf. Im einen Moment umschmeichelt sie das Ohr des Hörers noch mit sanft wiegenden Melodien und kann im nächsten Augenblick fast kratzbürstig, rauchig und widerborstig klingen. Vergleiche mit Aretha Franklin und Nina Simone sind erlaubt. Macy selbst bezeichnet Billie Holiday und Betty Davis als ihre größten Einflüsse.
Nach dem einst begonnenen Studium als Drehbuchautorin zieht es die Sängerin immer wieder ins Filmgewerbe zurück. So hat sie zahlreiche Auftritte vor der Kamera, trägt als Komponistin und Interpretin zu Soundtracks bei und entfernt sich zugleich vom Plattenmarkt. Mit ihren CD-Veröffentlichungen erntet sie ab Mitte der 2000er-Jahre gespaltene Reaktionen. Während sie in manchen Ländern weiterhin im oberen Mittelfeld chartet, rutscht sie in England (trotz fortgesetzten Lobes vom NME) und auch in Deutschland aus dem Radarfeld. In der Schweiz liebt das Publikum sie weiterhin. Die Kritiken sind sich weltweit recht uneinig, zumindest bleibt die ungewöhnliche Künstlerin relevant und bleiben ihre Releases einigermaßen überraschend - wenn auch selten überragend.
Unter die Haut geht vor allem noch ein Song, "Queen Of The Big Hurt" vom Album "The Way" (2014). Spannend, auch strittig, sind ihre Versionen von "Creep" (Radiohead) und "Nothing Else Matters" (Metallica) auf einem ihrer Cover-Alben, "Covered", und ihre süße Aufnahme des doch ausgelutschten Advents-Titels "Walking In The Winter Wonderland".
Im Gegensatz zu ihren mitunter steril wirkenden Alben kann man sich nach Live-Aufnahmen die Finger schlecken - nur erscheinen kaum welche, oder die Recordings sind tontechnischer Müll. Digital zumindest gibt es die furiosen "Nissan Live Sets On Yahoo! Music". Dieser Mitschnitt zeigt anhand der beiden Markennamen, welche Kaufkraft im Image der Künstlerin steckt. Und: Die Aufnahmen sind ein Ereignis (und ein gut gehütetes Geheimnis)!
Doch Zeit ihrer Karriere hindurch blockierten womöglich die privaten Umstände die Sängerin: Der Vater ihrer drei Kinder hatte sie sitzen gelassen, als ihre CD-Erfolge begannen. Erst als die Kids über den Berg der Pubertät gekommen sind, zeigen sich deutliche Innovationen bei Macy, als da ein binaural produziertes Album wäre, bei dem sie ihre Stimme über zwei Mikrofone zugleich einsingt.
Die Aufnahmen finden in einem Rutsch in einer Kirche statt und sind vorwiegend neue Einspielungen von Songs früherer CDs. Doch besagte Platte, "Stripped", wird als Jazz-Album wahrgenommen. In Europa wird es zum Nischenartikel. Doch es ruft die Aufmerksamkeit des Labels von Jazz-Liebhaberin Gretchen Carhartt Valade hervor. Bei deren Firma Mack Avenue erscheint mit "Ruby" nach Langem wieder eine Platte mit lauter neuem Material, das auf Namedropping, Gäste und fragwürdige Cover-Versuche verzichtet. Ein Stevie Wonder-1:1-Cover von "Talking Book" lässt beim Hören ratlos zurück - ehrenwert war der Versuch trotzdem.
Die Sängerin beweist immer wieder ihren Respekt vor der Musikgeschichte und früheren Acts, scheint sich in der Pop-Welt jenseits der Genres recht gut auszukennen und begeisterte so schon viele Kolleg*innen für eine Zusammenarbeit: Santana, Booker T., Bobby Brown, Velvet Revolver, Natalie Cole, Fergie, Justin Timberlake, will.i.am, Pharoahe Monch, Fatboy Slim, Gang Starr, Erykah Badu, Angie Stone, Slick Rick, Mos Def, Raphael Saadiq, Questlove, Ariana Grande, Marcus Miller ... Die Liste kann sich sehen lassen. Macy Gray bleibt eine unverwechselbare Figur im Showbusiness, mit einer Ausnahme-Stimme.
1 Kommentar
Ochse hat mir grad mit seinem Behavior-Spruch nen Ohrwurm erzeugt, den teile ich doch direkt man und mahne: Hört mehr Macy!
Macy Gray - Strange Behavior:
https://www.youtube.com/watch?v=-TorGPUl7Oo