laut.de-Biographie
Medina
Der große Durchbruch von Andrea Fuentealba Valbak alias Medina verläuft etwas holprig. Bei einem Auftritt in Kopenhagen bekommt sie aus dem Publikum keinen warmen Regen aus Zuneigung und roten Rosen zu spüren, sondern einen Ladung fauler Eier. Eine Gruppe muslimischer Jugendlicher fühlt sich von ihrem Namen ihre zweitwichtigste Wallfahrtsstätte Medina verunglimpft und bringen das ebenso plastisch wie gehirnreduziert zum Ausdruck. Medina stockte kurz, fährt dann aber mit ihrem Vortrag fort.
Dabei kann man Medina nicht einmal vorwerfen, dass sie bei der Wahl ihres Künstlernamens nicht nachgedacht hätte, denn Medina ist einer ihrer Vornamen, den sie vor Jahren sogar zu ihrem Rufnamen macht. Ihre exotische Namensgebung hat sie ihrem Vater zu verdanken, einem chilenischen Musiker. Mama kommt aus Dänemark und aus dieser Verbindung geht 1982 Medina hervor. Schon früh kommt sie mit dem freiheitlichen Denken und der Musikzene in Berührung: Mit Muttern (ehemalige Hippie) und Vatern (im Widerstand gegen Pinochet) tourt sie bereits als Kind durch die Lande.
Mit Anfang zwanzig entdeckt sie ein Produzentenduo und nimmt mit ihr 2007 das R'n'B-lastige Album "Tæt på" auf – ausschließlich auf dänisch. Das Album ist kein Erfolg, aber die Dänen bemerken das Potential der Sängerin. Danach erfolgt ein Stilwechsel der nur ein Jahr später den Erfolg bringt. 2008 verkauft sich der Song "Kun For Mig" (Nur für mich) dank starker Clubrotation in Dänemark 75.000 mal und erreicht Platz eins der Singlecharts unserer nordischen Nachbarn. Das bedeutet dort: Doppelplatin.
2009 krönt diesen Riesenerfolg ein MTV European Music Award als beste dänische Sängerin. Inzwischen gilt Medina als feste musikalische Größe und wird im Frühling 2009 als Jurorin in die Jury zum nationalen Vorentscheid des Eurovision Song Contest berufen. Schließlich dämmert ihrem Produzententeam: Dieser Erfolg könnte sich europaweit wiederholen lassen. Und so wird aus "Kun For Mig" "You And I". In Großbritannien avanciert der Song mit seiner reduzierten Produktion schnell zum Clubhit und breitet sich aus in die Ohren von Resteuropa und teilweise den USA aus. Im Frühling und Sommer 2010 tanzt schließlich auch Deutschland zu Du und Ich.
Für einen stärkeren Wiedererkennungswert erhält Medina ein Makeover: Die im Debütvideo noch wehenden langen braunen Haare fallen einem markanten Kurzhaarbob zum Opfer. Das Outfit gerät knapp und kantig: Medina wandelt sich zur europäischen Lady Gaga. Die nimmt sie dann auch mit auf Tour. Im Sommer 2010 erscheint ihr Album "Welcome To Medina" (im Original: "Velkommen Til Medina") in Deutschland. Es ist geprägt von Medinas sphärischem Gesang und begrenzter elektronischer Instrumentierung und repräsentiert damit den neuen Eurodance der ausgehenden 2000er-Jahre.
Wie steht das Musikerkind dazu, sein Sangestalent hauptsächlich nur unter hämmernden Beats unter Beweis stellen zu können? "Ich gestehe: Ich bin ein Popgirl, und aktuell ist nun mal Elektropop angesagt."
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