laut.de-Kritik

Mit der Zuckerbrechstange zum Erfolg.

Review von

Medina ist ein Kind der Liebe: "Liebe macht meine Stimmung aus, jeden Tag! Wenn ein Tag mit Liebe gefüllt ist, ist es ein guter Tag. Liebe macht uns lebendig", schwärmt die Dänin. Eine Welt in Rosarot: für Medina mehr als nur ein Wunschtraum. Alles andere sei schließlich unwichtig, so die 34-Jährige.

Viele Menschen in Dänemark scheinen das ähnlich zu sehen. In ihrem Heimatland liegen der Sängerin mit chilenischen Wurzeln bereits seit Jahren die Massen zu Füßen. Auch bei uns sorgte Medina schon einmal kurz für Aufsehen, als sie es im Frühling 2010 mit der Single "You And I" in die Top Ten der Single-Charts schaffte.

Mit ihrem neuen Album "We Survive" soll es nun abermals klappen. Das große Ziel: Europa. Medina will den ganzen Kontinent begeistern, und zwar mit Musik, die "sehr eingängig ist und gute Laune macht", so die Rezensentin eines Musik-Blogs, dessen Namen ich leider schon wieder vergessen habe.

Macht aber nichts. Wichtig ist nur: Die Frau bringt es auf den Punkt: Medinas Melodien gehen ohne Umwege ins Ohr. Kaum sind sie allerdings drin, werden sie auch schon wieder fortgejagt. Warum? Man braucht sie nicht. Man kennt sie schon. Zumindest kommt es einem so vor.

Beispiele? Schwierig. Im Grunde dreht sich das komplette Album stetig im Kreis. Wahlweise auf der Überholspur ("Let Go", "Liquid Courage"), im Midtempo-Bereich ("Someone New", "Jealousy") oder im Schlafzimmermodus ("For U", "Walking Mistake") spielen Melodien für Millionen Ping-Pong. Es geht hin und her, dennoch bleibt nichts längerfristig hängen.

Während die Großen der Branche nach bezirzenden Harmonieangriffen pointierte Auszeiten nehmen, legt Medina noch eine Schippe drauf. Da versucht jemand mit der Brechstange zum Erfolg zu kommen. Medinas Brechstange präsentiert sich wie ein zuckersüßer Dauerlutscher. Man schleckt und schleckt, doch das Ding will irgendwie nicht kleiner werden. Auch der Geschmack ändert sich nicht, von einer spannenden Füllung ganz zu schweigen. Er ist einfach nur süß. So klingt "We Survive" wie ein am Laptop zusammengebastelter musikalischer Lolly aus purem Zucker.

Medinas Dancefloor-Ode an die größte Kraft des Lebens entpuppt sich als in etwa so facettenreich wie Arjen Robbens allsamstäglicher Sturmsprint zur Strafraumgrenze. Das Ziel bleibt stets dasselbe, auch der Weg dorthin ist bekannt. Dennoch fallen viele immer wieder darauf herein: auf narkotisierenden Elektro-Pop ohne Markanz und Tiefe, genauso wie auf linkslastig dribbelnde holländische Beine. Faszinierend, aber irgendwie auch nervend.

Trackliste

  1. 1. Runnin Out Of Love
  2. 2. We Survive
  3. 3. Someone New
  4. 4. Jealousy
  5. 5. Good Enough
  6. 6. Let Go
  7. 7. For U
  8. 8. Liquid Courage
  9. 9. Young In Love
  10. 10. By Your Side
  11. 11. Grass
  12. 12. Karma's A Bitch
  13. 13. Walking Mistake

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