laut.de-Biographie
Messa
Metal hat inzwischen so viele Subgenres, warum sollte nicht jede einzelne Band sich an diesem Punkt nicht einfach ihr eigenes ausdenken? Würdest du sagen, du machst Stoner Doom, würde der gemeine Fan ja wohlmöglich denken, du bist wahrscheinlich eh nur die nächste Electric Wizard-Coverband. Da gilt es mehr zu spezifizieren. Funeral Doom? Epic Doom? Death Doom? MF Doom???
Wenn schon, denn schon, denken wohl die ItalienerInnen von Messa und heften sich prompt den Begriff Scarlet Doom ans Revers. In einem Interview besprechen sie das im Kontext der Bedeutung der scharlachroten Farbe für die kirchliche Liturgie bis hin in die Jungsche Psychoanalyse. Vielleicht muss man so weit gar nicht gehen. Es reicht, in die Diskographie der Band zu schnuppern, um zu merken, dass der Begriff wie die Faust aufs Auge passt. Trotz aller Variationen in ihrer Geschichte bleibt der Band nämlich stets dieses Gefühl von Gloss und Eleganz, das sich aber ganz verschieden ausspielt.
Wie alle Bands, die in verschiedene Kategorien sortiert werden, bedeutet das vor allem, dass wir hier mehrere sehr kompetente Mitglieder mit sehr verschiedenen musikalischen Wurzeln haben. Gitarrist Alberto kommt eigentlich aus dem Prog, Schlagzeuger Rocco aka Mistyr hat eine lange Black Metal-Vergangenheit, Bassist Marco war zuvor im Dark Rock tätig und Sängerin Sara in Grind- und Punk-Bands, bevor sie mit Messa überhaupt zum ersten Mal das Mikrofon anfasst. Dass sie das zuvor nicht nur nicht getan, sondern auch nie Gesangsunterricht bekommen hat, hört man der Frau aber nie an.
Die Summe oder Differenz dieser Genres müsste man berechnen, um annäherungsweise das Genre für Scarlet Doom auszuknobeln. So oder so ähnlich ist es nämlich 2014 geschehen, als die vier beschließen, gemeinsam eine Band zu bilden - und nur wenige Wochen später zum Aufnehmen im Studio stehen. Ihr Debütalbum "Belfry" reicht auf jeden Fall, um sie innereuropäisch auf den Radar der Genre-Enthusiasten zu schicken und immerhin mit der deutschen Stoner-Band Breit eine Menge Gigs spielen zu lassen.
Der wahre Sprung vom nächsten Eintrag der babyblauen Seiten bis zum Talk Of Town kommt aber erst 2018: Da veröffentlichen sie ein Album namens "Feast For Water", das zeigt, wo ihre kreativen Horizonte liegen. Das Tape wirkt, als hätte sich ein Spiritual Jazz-Spieler in eine Black Metal-Band verirrt, und baut eine so einzigartige und klaustrophobe Atmosphäre aus diesen Sounds, ohne ihren Doom-Glamour dafür auf der Strecke zu lassen.
"Feast For Water" macht diese wunderschöne Sache, die Metal-Bands sofort adelt: Es klingt wie nichts anderes. Wer auf diesem Sound kleben bleibt, der hat Messa und sonst nichts. Klar, man hört ihre Einflüsse, viele an der Zahl, schon heraus. Aber das Gesamtprodukt grenzt sie auf dem Markt ab. Und das wird nur ärger, wenn man den Nachfolger "Close" anguckt, der Einflüsse von allen Küsten des Mittelmeers sucht, ein paar arabische, mikrotonale Instrumente in den Mix wirft und daraus über eine Stunde Doom-Opus spinnt, garniert von einem der coolsten Albencover der Genre-Geschichte. Kein Wunder, dass Messa an diesem Punkt nicht mehr nur hartgesottenen Genrefans auf den Plan treten.
2025 kommen sie mit "The Spin" kommerziell einen großen Schritt weiter: Das erste Mal charten sie in Europa, ihre Tour wird ein heißer Tipp, und die Fans fressen ihnen den neu gefundenen Gothic-Sound aus der Hand. Messa haben legitimiert, warum sie sich einen eigenen Genre-Namen geben durften: Im Laufe ihrer Diskographie haben sie zwar viel variiert, aber sie haben klargemacht, dass niemand wie sie klingt.
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