laut.de-Biographie
Minutemen
Es ist ihr ausgeprägter Sinn für Ironie, der den roten Faden im Schaffen einer der einflussreichsten Punkrock-Bands der Genregeschichte bildet. Ob Hardcore, Postpunk, Alternative Rock, Funkrock oder Folk, die Minutemen (Gitarrist/Sänger D. Boon, Bassist Mike Watt und Schlagzeuger George Hurley) inkorporieren in ihren Stil die diversesten Spielarten – doch der augenzwinkernde Humor hält den Eklektizismus erstaunlich gut zusammen. Mit ihrem Sound prägen sie zudem den Alternative Rock und den Crossover der 90er nachdrücklich.
Stark beeinflusst von Black Flag und Gang Of Four, The Clash und Wire, setzen die Minutemen aus dem kalifornischen San Pedro heraus zwischen 1980 und 1985 eine der entscheidenden Wegmarken des Cali-Punk. Im Kern zwar durchaus politisch und gegen das Establishment der Reagan-Ära gerichtet, sind Genre- und thematische Grenzen von Beginn an ihre Sache nicht.
Infolge einer Umbesetzung der Vorgängerband The Reactionaries benennt die Band sich nach einer Miliz aus dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Bezeichnenderweise sind die meisten Songs, etwa auf dem bekanntesten Album, der 1984er Doppel-LP "Double Nickels On The Dime", selten länger als eine Minute lang. Boon und Watt bezeichnen diesen tatsächlich sehr ökonomischen Stil als "jamming econo".
Über die gesamte Zeit der Existenz der Gruppe hinweg besteht eine starke Verknüpfung mit dem legendären Indielabel SST Records (Hüsker Dü, Sonic Youth, Meat Puppets). Black Flag-Gitarrist und Plattenfirmen-Betreiber Greg Ginn bittet seinerzeit zur Vertragsunterschrift. Insbesondere in den frühen Achtzigern sind die Minutemen beinahe ununterbrochen auf Tournee. Sie spielen in jeder Stadt, in der sich die Gelegenheit zum Auftritt bietet.
Der körperliche Einsatz und kontinuierliche Releases sorgen dafür, dass die Band nach dem Underground ab 1983 auch Collegeradios und infolge dessen den Mainstream zu erobern beginnt. Als Gegenstück zum "econo"-Ansatz veröffentlichen die Minutemen 1985 die EP "Project: Mersh", die eine explizit kommerzielle Ausrichtung besitzt und zu weiten Teilen aus Covern von Arena-Rockbands besteht. Auf ihrer letzten Tour begleiten sie die damals aufstrebenden R.E.M.
Im Dezember 1985 kommen D. Boon und seine Freundin bei einem tragischen Autounfall ums Leben. Boon ist gerade einmal 27. Nach einer längeren Kondolenzphase beschließen die verbleibenden Mitglieder Hurley und Watt 1986, zusammen mit dem leidenschaftlichen Minutemen-Fan und Gitarristen Ed Crawford die Nachfolgeformation Firehose zu gründen.
Firehose existieren für sieben Jahre, können aber nie an die großen Erfolge und die Underground-Reputation der Minutemen anschließen. 2003 wird Watt Bassist bei den Stooges. Bekanntheit in erhält der Minutemen-Song "Corona", der als Titelmelodie für die MTV-Show "Jackass" genutzt wird. Die Dokumentation "We Jam Econo" illustriert 2005 die Bandgeschichte anhand von Interviews mit Watt, Hurley, Henry Rollins und Flea.
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