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Donna Summer - "Love To Love You Baby"

Als Musicaldarstellerin für die deutsche Fassung von "Hair" war sie nach Deutschland gekommen. Geblieben ist sie, weil weitere Jobangebote hereinflatterten - und der Liebe wegen. In den Niederlanden hatte sie ein Album veröffentlicht, so richtig durchgestartet war Donna Summer Mitte der 1970er Jahre aber noch nicht. Bis ihre Produzenten Giorgio Moroder und Pete Bellotte begannen, an einem neuartigen Disco-Sound zu feilen und Donna dazu überredeten, dazu ein paar sexy Zeilen einzuhauchen. Der anrüchige Song "Je T'aime ... Mois Non Plus" war gerade wieder in die Charts geklettert, in dieser leicht schmuddeligen Ecke sollte sich doch wohl noch mehr Erfolg abschöpfen lassen?

Donna Summer hatte Bedenken, ließ sich dann aber doch dazu breitschlagen, "Love To Love You" einzustöhnen. Ausschließlich zu Demozwecken, betonte sie, um es potenziellen anderen Sängerinnen vorzuspielen. Moroder aber gefiel, was er da hörte, so gut, dass er nach einem Ersatz gar nicht erst suchte. Der Track erschien, zunächst auch wieder in den Niederlanden, als Single und bescherte Donna Summer ihren ersten kleineren Hit.

Richtig ins Rollen kam die Sache jedoch erst, als Casablanca Records-Boss Neil Bogart in den USA die Scheibe in die Finger bekam. Auf einer seiner Privatpartys, wie man munkelt, eher ausschweifende Orgien voller Sex und Drugs, spielte er den Song wieder und wieder und trat danach mit dem Wunsch nach einer deutlich längeren Version an Moroder und Bellotte heran. Wieder war Überzeugungsarbeit nötig, wieder knickte Donna Summer am Ende ein. 23 Fake-Orgasmen zählten akribische Fans auf der nun "Love To Love You Baby" betitelten Langfassung, die ganz nebenbei die Maxi-Single salonfähig machte.

Das Gestöhne belegt die komplette erste Seite des zugehörigen, ebenfalls "Love To Love You Baby" betitelten Albums. Auf Seite zwei geht es weniger sündig, dafür deutlich konventioneller zu: Hier tummelt sich ein Strauß Soul-, R'n'B- und Pop-Disco-Liedchen, von denen heute kaum noch jemand spricht.

Mit ihren Vorbehalten behielt Donna Summer übrigens durchaus Recht: Moroder, Bellotte oder Bogart mussten sich ja nicht leicht bekleidet vor eine Horde brünftiger Typen stellen und ihnen "Love To Love You" entgegenröcheln, anders als sie selbst. Nach einem Auftritt in Italien reichte es ihr: "Ich bin in einem Zelt aufgetreten, 5.000 Männer waren da, so gut wie keine Frau, ich sang 'Love To Love You Baby', in einem ziemlich knappen Outfit. Es war so ein Gedränge, dass sich die Bühne verschoben hat. Ich floh in meinen Wohnwagen, aber die Kerle verfolgten mich, fingen an, den Trailer zu schaukeln. Ich dachte nur: 'Heute sterbe ich. Ich komm' hier nie lebend wieder raus.' Man kann diese Art von Song nicht einfach so raushauen."

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