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Parliament - "Mothership Connection"

Im bunten Gewusel des Funkateer-Kollektivs, das mal Funkadelic, mal Parliament hieß, lässt es sich leicht den Überblick verlieren. Grob gesagt, setzt "Mothership Connection" den mit "Up For The Down Stroke" eingeschlagenen Weg hin zu mehr Charts- und Radiokompatibilität fort. Dies erreichen George Clinton und Konsorten aber nicht mit Anbiederei an irgendeinen Zeitgeist, sondern mit neuen Ideen und kompromissloser Tanzbarkeit.

Mit "Mothership Connection" veröffentlichen Parliament 1975 nach "Chocolate City" bereits den zweiten Longplayer. Zum Gedanken dahinter erklärt Clinton: "Wir wollten Schwarze Menschen in Zusammenhängen zeigen, in denen sie niemand erwartet, im Weißen Haus zum Beispiel. [Bis hin zu einem Präsidenten Barack Obama war es noch ein echt weiter Weg. D. Red.] Eine andere Umgebung, in der man mit Schwarzen eher nicht rechnet, war der Weltraum, dachte ich. Ich war ein riesiger 'Star Trek'-Fan, also haben wir eine Zuhälterfigur ersonnen, die in einem Raumschiff herumfliegt, das wie ein Cadillac aussieht, und wir haben all diese James Brown-artigen Grooves fabriziert, aber mit Straßenjargon und Ghetto-Slang." Pimps in Space, sozusagen. Ein völlig bescheuertes Konzept, das einschlug wie die beschworene Bombe.

"Mothership Connection" erreichte in kürzester Zeit Gold-, später Platinstatus. Die Single "Give Up The Funk (Tear The Roof Off The Sucker)" avancierte zu Parliaments erstem Millionenseller, diente später vielen als Samplequell und Kamala Harris erst im vergangenen Jahr als einer ihrer Kampagnen-Songs. Die BBC adelte das zugehörige Album zum "Pionierwerk des Afrofuturismus", es beeinflusste bei weitem nicht nur den Funk, sondern hinterließ auch in Jazz, Rock und Dance-Music Spuren. Der stets mäkelige Musikkritiker Robert Christgau von der Village Voice drückte den passendsten Stempel von allen auf diese Platte: Er nannte sie "galactic".

Die James Brown-Grooves, die Clinton erwähnte, kamen nicht von ungefähr: Erstmals verstärkten Maceo Parker und Fred Wesley aus den Reihen der J.B.'s, der legendären Backing-Band des Godfathers of Soul, das Line-Up. Wesley kümmerte sich zusammen mit Parliament-Keyboarder Bernie Worrell um die Bläserarrangements, während Clinton und Bassist Bootsy Collins, ebenfalls ein Ex-J.B., für den Rhythmus sorgten.

Um Clintons Alter Ego Star Child auch standesgemäß auf die Bühne zu transportieren, ließen Parliament tatsächlich ein Mothership bauen. Das Vehikel, in dem die Band Unsummen versenkte, kam jahrelang bei Live-Shows zum Einsatz, ehe es Anfang der 80er aus ... öh ... Gründen an einen Schrotthändler in Maryland verhökert wurde. Bei dem Mothership, das im Smithsonian National Museum of African American History and Culture zu besichtigen ist, handelt es sich um den etwas kleineren Nachbau, den Clinton & Co. Mitte der 90er bei ihrer "Mothership Reconnection"-Tour flogen.

... und jetzt sprecht uns nach:

"Make my funk the P-Funk.
I want my funk uncut.
Make my funk the P-Funk.
I wants to get funked up.
I want the bomb, I want the P-Funk.
Don't want my funk stepped on.
Make my funk the P-Funk
Before I take it home.
"

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