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Wer nach 50 Buchtipps immer noch nicht genug hat, ist ein Ehrenbücherwurm und hat seinen Nachschlag wahrhaftig verdient. Wie in den Jahren zuvor, ist uns auch 2025 wieder jede Menge Zeug durchgerutscht. Für manches Thema fehlte schlicht die Zeit, bei anderen fand sich partout niemand, der sich damit befassen wollte. Etliches haben wir zugegebenermaßen auch einfach verschnarcht. So oder so, wisset - das hier gab es auch noch:

  • Andreas Banaski - "Die Wahrheit über Kid P."

"Wirres Buch über ein absolutes Nischenthema", befand unser Autor hierzu, "kein roter Faden, ein paar Rezi-Auzüge und Insider, für die man wohl in den 80ern jede Spex-Ausgabe auswendig lernen musste." Da das keiner von uns getan hat, werdet ihr von uns leider nicht erfahren, "wie ein Hamburger Punk den deutschen Pop-Journalismus erfand". Sorry.

  • Bernadette La Hengst - "Warum ich so laut singen kann"

Auch warum Bernadette La Hengst so laut singen kann, bleibt uns verborgen. Die ausgewählten Texte von Deutschlands angeblich einziger Soulsängerin hätten zwar bestimmt ins Auge gehauen, und die kooperativen Menschen beim Ventil-Verlag hätten uns das Buch sicher gerne zur Verfügung gestellt. Wir haben aber verpennt, es zu ordern. Holt schon mal die Asche für unsere Häupter.

  • Bon Jovi - "Lebenslang laut"

Diese "Biografie über Bon Jovi" liegt einem "Fan-Set" bei, für das wir nicht gewillt waren, 65 Euro zu investieren. Das Buch gibts auch einzeln, allerdings ist der Verlag, über den es angeblich erscheint, dermaßen zweifelhaft beleumundet, dass wir von einer Bestellung abgesehen haben. Um etwas über Bon Jovi zu erfahren, empfehlen wir ohnehin die vierteilige Duku-Serie "Thank you, goodnight". Damit macht ihr nichts falsch.

  • Cynthia Erivo - "Mehr als genug"

Tony, Emmy, Grammy: Cynthia Erivo hat all das bereits auf dem Kaminsims stehen, für Golden Globe und Oscar war sie immerhin schon nominiert. In der Musical-Szene ist die britische Schauspielerin und Sängerin ein Superstar. Dass eine queere Schwarze Frau im Showbusiness "Mehr als genug" erlebt, glauben wir sofort. Mit ihrer Anekdotensammlung konnten wir uns allerdings noch nicht befassen, sie erscheint erst Mitte Dezember.

  • Dion - "The Rock and Roll Philosopher"

Dion ist einer der, wenn nicht der dienstälteste Musiker unserer Zeit. Ende der Fünfziger befeuerte er den New Yorker Doo Wop-Hype mit Hits wie "Teenager In Love". Sein Kumpel Bruce Springsteen verfasste das Vorwort. Ein Freund, nicht gerade ein Profi-Autor, schrieb die (bisher unübersetzte, aber überfällige) Biographie, die bei jedem Thema mit Adam und Eva anfängt und Basics erklärt, die jeder Musikfan sowieso weiß. Parallel erschien ein gleichnamiges Album, "The Rock'n'Roll Philosopher". Ach, hätte man nur ein bisschen mehr Zeit für all das ...

  • Florian Opitz - "Capital B"

Die fünfteilige Dokumentation "Capital B" über den Ausverkauf der Hauptstadt ist dringend zu empfehlen, um die Frage zu klären: Wem gehört Berlin denn nun? Da die Geschichte der Stadt eng mit der dortigen Clubszene verwoben ist, wäre uns Florian Opitz' Buch zur Serie durchaus eine Erwähnung wert gewesen. Aus Gründen, die wir nicht mehr aufgedröselt bekommen, hat es die Redaktion leider jedoch nie erreicht.

  • Frank Schäfer - "Rolf Dieter Brinkmann"

... sehr im Gegensatz zu Frank Schäfers Buch über "Rolf Dieter Brinkmann". Das kam bei uns an, wurde gelesen und für empfehlenswert befunden. Seine Aufnahme in diese Liste scheiterte allerings daran, dass wir dafür beim besten Willen nicht genug Musikbezug an den Haaren herbeigezogen bekommen haben. Wenn ihr euch aber für einen obskuren deutschen Poeten und Schriftsteller interessiert: Hier seid ihr richtig.

  • Holger Schmenk - "Sodom - Auf Kohle geboren"

Dass Holger Schmenks offizielle Bandbiografie über Sodom keine Erwähnung findet, liegt dafür wieder einzig und allein an uns. Drei verschiedene Autoren dachten jeweils, einer der anderen kümmert sich. Am Ende hat niemand das Buch bestellt, ergo hat es auch niemand gelesen. Sorry dafür in den Ruhrpott. Wir schämen uns.

  • Howard Carpendale - "Unerwartet. Mein Leben"

Huch, das kam wirklich unerwartet: Howard Carpendales letzte Biografie erschien doch gefühlt gerade erst. Naja, in knapp zehn Jahren kann etliches passiert sein. Wir hätten gerne verglichen, die Anfrage nach einem Rezensionsexemplar blieb unbeantwortet. Zumindest bisher, das kann sich aber noch ändern: "Unerwartet" erscheint ja erst Ende November.

  • Kara Atkin - "K-Pop: 100 Seiten"

Reclams 100-Seiten-Serie hätte auch eine Ausgabe zum Thema K-Pop geboten. Da allerdings der einzige, der qualifiziert genug wäre, um das zu beurteilen, dieser Yannik™ ist, und wir den leider kaputtgemacht haben, indem wir ihn zur erneuten Beschäftigung mit SDP genötigt haben, wissen wir leider nicht, wir gut es Kara Atkin gelungen ist, das üppige Thema auf Hosentaschenbuchformat einzudampfen.

  • König Boris - "St. Pauli - Eine Liebeserklärung"

Yo, das dürfte genau sein, was der Titel verspricht: Ein Drittel von Fettes Brot huldigt seinem favorisierten Fußballverein. Unser sach- und fachkundiger Kollege Rinko Heidrich wird sich damit befassen, Interviewtermin mit dem Autor steht. Für die Liste kam das Buch allerdings minimal zu spät: Es erscheint am 27. November.

  • Leon Schäfers, Jeanette Lang & Tobias Kargoll - "Million Dollar Hip Hop Watches"

Äh ... naja. Wer sich für scheißteure Uhren interessiert, hat vermutlich auch 100 Euro übrig, um sie in einen Bildband über scheißteure Uhren zu investieren. Immerhin erzählen die Autor*innen Schäfers, Lang und Kargoll (of hiphop.de-Fame) darin wohl auch noch bisschen was über "Rappers, Jewelers, and all that Ice". Zu luxuriös für uns.

  • Marcus Kleiner - "Keine Macht für Niemand"

Marcus Kleiner, Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaft, hat ein Buch über die Schnittstellen von Pop und Politik geschrieben. Es unternimmt einen Streifzug durch die deutsche Geschichte von 1945 bis heute und beleuchtet unterwegs Künstler*innen von Franz Josef Degenhardt über Ton Steine Scherben bis zu Ebow. Das klingt schweineinteressant. Völlig unerklärlich, wieso das niemand von uns auf dem Schirm hatte.

  • Marija Aljochina - "Political Girl"

Der Untertitel verrät, worum es geht: Ein Mitglied des Künstlerinnenkollektivs Pussy Riot erzählt von "Leben und Schicksal in Putins Russland". Marija Aljochina wurde infolge des "Punk-Gebets" 2012 verhaftet und wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" verurteilt. Nach ihrer Freilassung setzte sie ihre aktivistischen Tätigkeiten fort und wurde dafür erneut verurteilt. 2022 gelang ihr die Flucht aus dem Hausarrest. Ihr Buch: hoffentlich ein Augenöffner für Putinversteher*innen. Es erschien gerade erst diese Woche, das lesen wir noch.

  • Stephan Rehm Rozanes - "Oasis: 100 Seiten"

Oasis nicht auf dem Schirm zu haben, war in ihrem Reunion-Jahr dagegen nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Dass wir Stephan Rehm Rozanes' 100-Seiten-Abhandlung zum Thema trotzdem links liegen gelassen haben, liegt wohl daran, dass die eine Hälfte der Redaktion mit der Jagd nach Tickets beschäftigt war, während den übrigen alles, das die dauerzerstrittenen Gebrüder Gallagher betraf, meilenweit zum Hals heraushing.

  • Wieland Schwanebeck - "Herbert Grönemeyer: 100 Seiten"

Uns' Herbert haben wir lange nicht so satt. Die 100 Seiten, die Wieland Schwanebeck ihm zu Ehren füllte, haben wir trotzdem übersehen. Kann mal passieren, sind so kleine Bücher ... wahrscheinlich haben wir trotzdem was verpasst, der Autor kann das Winzformat nämlich nachweislich bespielen: Er klopfte für die Reihe zuvor bereits die übermenschgroßen Themen Loriot und James Bond zurecht.

  • Xalo Selam - "Niemand schlägt so hart zu wie das Schicksal"

Apropos zurechtklopfen: Damit kennt sich Xalo Selam vermutlich recht gut aus. Er diente als Xatars Leibwächter und prügelte sich, glaubt man dem Titel seiner Biografie, auch schon mit dem Schicksal, oder hat das zumindest versucht. Geschrieben hat er seine Memoiren zusammen mit Dennis Sand, der Selams Weg vom Bodyguard zum Unternehmer, vom Türsteher zum Storyteller vermutlich gewohnt dramatisch aufgerüscht hat. Xatars Mutter reagierte, so sagt man, wenig amüsiert auf diesen Versuch, aus dem Tod ihres Sohnes Kapital zu schlagen. Weil wir uns mehr vor der Mama des Babas als vor dem Herold eines rappenden Schwamms fürchten, haben wir dieses Thema dann doch unberührt links liegen gelassen. Nixwieweg.

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