Platz 3: Kae Tempest - "Self Titled"
Was ich im Juli schon ahnte, steht im Dezember felsenfest:
Album.
Des.
Jahres.
(Für mich.)
Nie im Leben hätte ich gedacht, dass mich Kae Tempest irgendwann so erwischen könnte. Klar, alle Vorgängerwerke fand ich, objektiv betrachtet, gut bis sehr gut. Es gab inhaltlich wie handwerklich wenig auszusetzen, ich mochte das alles, aber berührt hat es mich kaum. Dann kam "Self Titled", hat mich vom Hocker und mit sich gerissen, mir den Kopf gefickt und das Herz gebrochen. Ich rate wirklich besonders allen, die bisher mit diesem Artist eher fremdelten, dringend dazu, dem Album eine Chance zu geben. Von dem Poetry Slam-Vibe früherer Tage ist wenig übrig. Statt dessen demonstriert Kae Tempest hier, welch abartig guten Rapper zwanzig Jahre Struggle geformt haben.
Von ihrem "bisher persönlichsten Album" haben schon viele Künstler*innen schwadroniert. "Self Titled" spielt diesbezüglich allerdings in einer ganz anderen Liga. Kae Tempest teilt auf diesem Album alles: Ängste, Zweifel, Verzweiflung, Zorn und die allgegenwärtige Einsamkeit derer, die nicht ins Raster passen. Das zutiefst Private wird politisch und umgekehrt. In all seiner brutalen Härte und Offenheit ist "Self Titled" aber vor allem anderen ein Liebesbrief an Kae Tempests früheres Ich, liebevoll, endlos zärtlich und signiert mit der Erkenntnis: "It's fine. We don't need permission to shine."
von Dani Fromm
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1 Kommentar
Ziehe es mir gerade wieder rein und habe nach ca. zwei Minuten Gänsehaut. Klare Nummer 1 für mich dieses Jahr und zwar auch klar über alle Genregrenzen hinweg. Das ist schon auch deutlich mehr als HipHop, was Kae hier teilt. "Resilience!" - Just WOW!