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Jan Reetze - "Joe Meek - Ein Porträt"

Worum gehts?

Um Leben, Tod und den Nachlass von Robert George "Joe" Meek. Für den britischen Toningenieur, Produzenten und Labelbetreiber hätte man die Bezeichnung "Soundtüftler" ersinnen müssen: Von frühester Jugend an bastelte er seine eigenen Gerätschaften, mit denen er Songs seinen unverkennbaren Stempel aufdrückte. Sein Signature-Sound bescherte ihm in den 1960er Jahren einige Hits, deren größten, das Instrumentalstück "Telstar", wahrscheinlich sogar Menschen kennen, denen der Name Joe Meek kein Stück vertraut vorkommt. Meek war zweifelsohne ein Pionier auf seinem Gebiet, aber auch ein Freak, ein Außenseiter, ein alles andere als leicht zu handhabender Charakter. Dieses Buch porträtiert ihn, ohne zu glorifizieren oder (wie in früheren reißerischen Biografien bereits geschehen) zu skandalisieren. Sein Autor trotzt der dürftigen Faktenlage eine erfreulich ausgewogene Darstellung ab und geht dabei so transparent wie nur irgend möglich vor.

Wer hats geschrieben?

Jan Reetze weiß in vieler Hinsicht, worüber er hier schreibt: Er hat Tonstudios nicht nur von innen gesehen, sondern war zeitweise selbst als Produzent tätig. Später studierte er in Hamburg Soziologie, promoviert hat er über "Die Realität der Medien". Sein Portfolio umfasst unter anderem mehrere Bücher, Radio-Features, Drehbücher und Storylines für eine Daily Soap. Seine umfassenden Recherchen über Joe Meek hatte Reetze zunächst auf einer Website zugänglich gemacht, bevor in diesem Jahr die erste deutschsprachige Biografie des Producer-Unikums daraus entstand.

Wer solls lesen?

Machen wir uns nichts vor: Das hier ist Nerd-Shit deluxe. Die Zielgruppe derer, die sich für einen fast vergessenen, zwar visionären, aber über weite Strecken doch auch recht erfolglosen Produzenten interessiert, der überhaupt nur einige wenige Jahre wirklich aktiv, in dieser Zeit aber höllisch produktiv war, und dessen Sound bei heutigen Wiedergabemöglichkeiten und Hörgewohnheiten kaum noch vermittelbar ist, dürfte extrem spitz sein. Connaisseur*innen sehr nischigen Partywissens kommen hier allerdings voll auf ihre Kosten. Außerdem könnte Meeks bizarr-unschönes Ende eine ganze Reihe von True-Crime-Fans ansprechen.

Das beste Zitat:

"Meek glaubte daran, dass die Tarotkarten die Wahrheit sagen. Aus ihnen hatte er im Herbst 1957 herausgelesen, dass sein großes Idol Buddy Holly am 3. Februar sterben werde. Er glaubte so fest daran, dass er Holly sogar eine Warnung zukommen ließ. Bezeugt ist, dass Meek den 3. Februar 1958 in großer Unruhe verbrachte und sich erst beruhigte, als abends klar war, dass nichts passiert war und Holly noch lebte. Als Meek dann aber ein Jahr später - am 3. Februar 1959! - von der Meldung überrascht wurde, Buddy Holly sei bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, war der Schock umso größer: Er lief tagelang kopflos durch die Gegend, bis er aus dem Ereignis für sich den Schluss zog, er müsse dann wohl ein Medium sein."

[Entsprechend kommunizierte er fortan mit Buddy Holly im Jenseits per Ouijaboard.]

Wertung: 4/5

Text von Dani Fromm

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