Platz 4: Kae Tempest - "Self Titled"
Bis hin zu "Self Titled" war Kae Tempests Weg sicher vieles, aber kein leichter. Er ließ uns jeden Schritt davon mitgehen, bis zu jenem Moment, in dem sich alles ordnet und plötzlich stimmig wird. "The Line Is A Curve" klang 2022 zwar noch geschlossener, aber Kae als Person eben noch nicht.
Nun lässt er uns auf Jahre voller Zorn und Verletzlichkeit, Mut und Durchhaltevermögen blicken, auf Gefühle und Haltungen, die Tempest Zeit seines Lebens begleiten. "Self Titled" führt uns so schonungslos in die Geschichte eines Trans-Manns, dass es parallel zu all den Brüchen, Verletzungen und Befreiungen zugleich schmerzt und ermutigt. Der Brite streckt all jenen die helfende Hand entgegen, die sich noch auf diesem Weg befinden.
Es gibt keinen Schutzraum, keine ironische Distanz. Tempest spricht über Ausgrenzung, über den öffentlichen Blick auf Körper und Identitäten, über eine Gesellschaft, die lieber Sündenböcke sucht, als die eigenen Beschränktheiten zu hinterfragen. Mitreißende Tracks mit sich mal zurücknehmenden, mal eruptiven Beats stellen jedoch immer Kae Tempest in den Mittelpunkt. Es entsteht eine unmittelbare Wucht, eine Naturgewalt, die unvorbereitet trifft und einen zunächst sprachlos zurücklässt.
Das Album erzählt vom Ankommen bei sich, ohne diesen Ort zu romantisieren oder zum sicheren Hafen zu verklären. Die Kraft dieses unbequemen, intensiven Longplayers erwächst aus seiner radikalen Selbstverständlichkeit. Eine der Erkenntnisse, die diese Platte bietet: Jeder einzelne LGBTQIA+-Mensch trägt mehr Mut in sich als alle hässlichen Horden zusammen, die ihre Wut und ihren Hass über ihm ausschütten.
von Sven Kabelitz
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Vollhonk
toooor von gleep glorp