Buchkritik: Hilmar Bender preist Kreator

"Violent Evolution - Die Geschichte von Kreator": Der frühere Tomte-Autor Hilmar Bender war all die Jahre hautnah dabei.

Ruhrpott (edy) - Biographien sind im Musikbiz mittlerweile ein großes Thema. Lemmy und Motörhead, Ozzy und Black Sabbath, die großen Helden der Metalszene erinnerten sich schon mehrfach ihrer Jugend. Mit Hilmar Bender ("Die Schönheit der Chance - Tage mit Tomte auf Tour") legt nun ein nur auf den ersten Blick ungewöhnlicher Autor eine Biographie über die Ruhrpott-Thrasher Kreator vor.

Zwar ist er wie auch Produzent Moses Schneider kaum als typischer Thrasher zu bezeichnen. Dennoch hat er die Entwicklung der Band maßgeblich begleitet und am eigenen Leibe miterlebt. Kreators Werdegang beschreibt er in "Violent Evolution - Die Geschichte von Kreator" recht sachlich und ohne in Fanverliebtheit abzuschweifen.

Zeitsprünge trüben Lesevergnügen

Das Buch beginnt mit dem kommerziellen Tiefpunkt der Band vor ein paar Jahren, als ein ausgelaugter Mille (Vocals, Gitarre) von einer kräftezehrenden, finanziell desaströsen Tour nach Hause kommt und sich fragt, ob Kreator und Heavy Metal überhaupt noch eine Zukunft haben. Dann folgt der Schwenk in die Vergangenheit, als ein paar Teenager, vom Kiss-Virus infiziert, selbst zur Gitarre greifen.

Die ersten Schritte der Band gibt Bender mit vielen Zitaten der Mitglieder, der Eltern und vor allem wichtiger Wegbegleiter wie Boggi Kopec (Drakkar) und Karl-Ulrich Walterbach (Noise) wider. Das Lesevergnügen trübt dabei allein die Tatsache, dass man mitunter nicht immer gleich erkennt, wer denn nun gerade seine Erinnerung mit dem Leser teilt. Auch zeitliche Sprünge könnten für Leute, die nur bedingt mit der Materie zu tun haben, ein wenig holprig wirken.

Tour-Stories äußerst amüsant

Witzig sind auf jeden Fall die Stories, etwa wie Drummer Jülle gerade mal so um den Wehrdienst herum gekommen ist. Ein paar Anekdoten mehr aus dem Tourleben oder dem Proberaum hätten dem Lesefluss sicher nicht geschadet. Aber wenn man weiß, wie sehr Mille darauf bedacht ist, Kreator aus irgendwelchem Trubel heraus zu halten, verwundert das Fehlen solcher Geschichten nicht sonderlich.

Auch das Zielpublikum lässt sich nur bedingt ermitteln, da für echte Fans die Details ein wenig lasch abgehandelt werden, für Außenstehende gewisse Personen und Sachverhalte einfach als bekannt vorausgesetzt werden. Immerhin dürfen sich Fans an den Geschichten der ehemaligen Mitglieder Rob Fioretti und Jörg "Tritze" Trzebiatwoski freuen.