Nach dreieinhalb Stunden standen die Gewinner des Bundesvision Song Contest fest: Seeed nehmen den Cup mit nach Hause. Auf den Plätzen folgen Revolverheld und In Extremo.
Wetzlar (alc) - Er hat sich ja mittlerweile zum gefragten Event gemausert, der Bundesvision Song Contest. Gestern Abend stieg in Wetzlar die zweite Auflage. Streng nach der traditionellen Eurovisions-Vorlage mussten die einzelnen Bundesländer ihre Stimmen abgeben. Die Folgen waren eher weniger aufregend, es gewannen die schon im Vorfeld als Favoriten gehandelten Seeed. Zum einen, weil sie eben die beste Performance darbrachten, und zum anderen, weil die Konkurrenz erschreckend schwach war.
Was sich Raab jedoch bei der Wahl von Janin Reinhardt als Co-Moderatorin dachte, wird auf ewig sein Geheimnis bleiben. Grenzdebile Sprüche, peinliche Witzlosigkeiten. Da bekam das Wort Fremdschämen eine völlig neue Dimension. Ein Darmverschluss hat mehr Witzpotenzial als diese Trulla. Beispiel gefällig? Nach dem Auftritt der so hübschen wie belanglosen Toni Kater, die mit ihrer Truppe in Fechtanzügen auf der Bühne stand, meinte Raab zum Co-Moderatoren-Honk: "Das, was du da an hast, ist aber auch fast ein Fechtanzug". Sie: "Quatsch, ich habe Hosenträger an." No Comment.
Was als professioneller Gesangs-Wettstreit angekündigt war, bekam schon beim Auftritt von AK4711 einen faden Beigeschmack. Der verantwortliche Mischer muss bei den Generalproben zu tief ins Glas geschaut haben, denn nicht nur die Damen aus Nordrhein-Westfalen hatten mit fürchterlichen Soundproblemen zu kämpfen. Es ist anscheinend schwerer als gedacht, die Lautstärke von Gesang und Musik aufeinander abzustimmen.
Katastrophal auch, was da so manches Bundesland als Kandidat ins Rennen schickte. Neben einigen mittelprächtigen Performances gab es auch richtig schön Unterirdisches zu bestaunen. Einige Einsichten am Tag danach: Pyranja mochte man ihren Songtitel "Nie Wieder" ans Herz legen und raten, am besten nie wieder vor Publikum aufzutreten, statt in schlechtester Sabrina Setlur-Manier mit Tic Tac Toe-Rapskills zu singfaseln.
Peter Brugger soll seinen Bruder am besten auf dem Dachboden einschließen und wieder mit den Sportfreunden Musik machen. Was sich die Verantwortlichen aber bei der Einladung der Raketen aus Sachsen erlaubt haben, grenzt schon an Frechheit. Die Synthiepop-Nummer "Popsong" war mit Abstand der schlechteste Titel des Abends, und die Gesangsleistung, so man sie denn so nennen möchte, neben der Co-Moderation, so übel, wer braucht da noch Abführmittel?
Auf die Dauer nervte auch, dass die Präsentation der Punktevergabe von Radiosendern des jeweiligen Bundeslandes veranstaltet wurde. Antenne Sowieso, Doof FM, jeder noch so schlechte Sender durfte - von Claqueuren mit Schildern flankiert - zeigen, weshalb Radiohören in Deutschland so furchtbar ist. Die Witzigkeit erreichte neue Tiefen, als ein Moderator, der an diesem Abend sein Gehirn im Kühlschrank vergaß, zur Atmosphäre im Saal verkündete: "Hier ist die Stimmung so gut wie in der dänischen Botschaft. Hier brennt die Hütte".
Neben derart geballter Dummheit durfte man sich wenigstens noch freuen, dass Seeed am Ende noch mal "Ding" performten, selbst wenn Frank Dellé anscheinend schon vorher den sicher geglaubten Sieg mit Alkohol begoss und seine Freestyle-Performance deshalb etwas in die Hose ging. Kleine Anekdote am Rande: Ausgerechnet Seeed-Schlagzeuger Based, der mit seiner Playback-Kritik im Vorfeld noch für Wallungen gesorgt hatte, schritt bei der Trophäen-Verleihung vorne weg und schnappte sich die Auszeichnung , bevor auch nur jemand anderes seine Griffel um den Glas-Pokal schließen konnte.
Noch keine Kommentare