Das Festival lieferte ein Lineup, dem auch ein bisschen Orga-Chaos nichts anhaben konnte.

Konstanz (drö) - Vor ein paar Jahren war ich beim deutschen Ableger des Download Festivals am Hockenheimring – und obwohl das schon eine Weile her ist, erinnere ich mich noch gut an ein paar Dinge: zwei Bühnen direkt nebeneinander, ein überforderter Einlass, Menschenmassen auf engem Raum und eine Orga, bei der man manchmal das Gefühl hatte, dass keiner so richtig wusste, was gerade abgeht. Genau daran musste ich denken, als ich dieses Jahr beim Campus Festival in Konstanz war – nur mit dem Unterschied, dass das Download Germany ein einmaliger Versuch war und das Campus Festival inzwischen auf zehn Jahre Geschichte zurückblickt.

Zumindest das Wetter war dieses Mal auf unserer Seite. Nach einer ziemlich nassen Woche kam pünktlich zum Start des Festivals die Sonne raus – fast so, als hätte sie den Kalender gecheckt. Freitag und Samstag war es angenehm warm im Konstanzer Bodenseestadion, alles in allem echt gute Bedingungen für ein Open-Air direkt am See. Mein persönlicher Einstieg ins Festival war allerdings etwas holprig. Während meine Freunde mit normalen Tickets nach rund einer Stunde drin waren, durfte ich als Gastlistenbesucher ganze drei Stunden vor dem Einlass warten. Zu dem Zeitpunkt war das Festival natürlich schon in vollem Gange – die geplanten Treffpunkte mit meiner Gruppe konnte ich also direkt vergessen. Und da es auf dem Gelände zwei Tage lang keinen Handyempfang gab, war das Wiederfinden der anderen mehr Glückssache als Plan.

K.I.Z. gewinnen den Abend

Musikalisch hatte das Festival auf jeden Fall einiges zu bieten. Besonders entspannt war die abgelegene Walinkula-Stage – entspannter Techno im kleinen Kreis, perfekt zum Ankommen. Danach ging's rüber zur doppelten Mainstage, wo unter anderem Edwin Rosen, Blümchen und K.I.Z. auftraten. Bei den großen Acts wurde aber leider auch deutlich, wo es hakt: Die beiden großen Bühnen lagen direkt nebeneinander, und der Sound war nur in den streng abgegrenzten Front-of-Stage-Bereichen wirklich gut. Wer nicht früh genug da war oder keine Lust auf langes Warten hatte, bekam oft nur dumpfen oder überlagerten Klang ab – selbst von der Tribüne aus war teilweise mehr Bass von der Techno-Bühne zu hören als vom eigentlichen Act. Wenn Künstler zwischen den Songs mal geredet haben, blieb oft nurnoch Lippenlesen übrig. Eine zweite Lautsprecherreihe hätte hier echt einiges retten können.

Trotzdem: Die Stimmung war bei den meisten Acts echt stark. K.I.Z. haben am Freitagabend das komplette Gelände zum Kochen gebracht, mit Moshpits bis weit nach hinten. Auch am Samstag ging's musikalisch gut weiter. Der Tag war insgesamt etwas ruhiger – mit Aktionen wie Taschenbemalen, kleinen Ständen der Konstanzer Studi-Fachschaften und Mitmachaktionen auf dem Gelände.

Front-of-Stage machte Probleme

Symba brachte dann etwas Rap in das eher Indie-lastige Line-up, auch wenn sein Auftritt mit Verzögerung und Technikproblemen zu kämpfen hatte. Weniger rund lief der Abend bei Culcha Candela: Deren Konzert wurde kurz unterbrochen, weil der Front-of-Stage-Bereich zu voll war. Über das Mikro hieß es, es gehe erst weiter, wenn sich die Menge davor von selbst entzerrt. Die halbgare Erpressung wirkte ein bisschen unnötig, war angesichts der Enge aber irgendwo auch verständlich.

Generell war die Regelung rund um den Front-of-Stage-Bereich ziemlich unglücklich: Wer einmal drin war, konnte nicht raus, ohne seinen Platz komplett aufzugeben, es gab keinen Zugang zu Klo oder Getränken. Wer da vorne stand, musste also entweder eisern durchhalten oder sich vorher gut vorbereiten. Dass der Bereich den ganzen Abend gesperrt blieb, war schade, angesichts des maßlos überfüllten Festival-Geländes aber auch die richtige Entscheidung.

Auch beim Thema Versorgung gab's ein paar Stolpersteine. Das Festival war als cashless angekündigt – in der Realität wollten dann aber doch einige Stände Bargeld, was viele verwirrt hat. Richtig kritisch war die Trinkwasserversorgung: Zwei Wasserstellen für das komplette Gelände waren bei dem Wetter einfach zu wenig. Da muss definitiv nachgebessert werden. Aber: Trotz all dieser Punkte gab's auch viele schöne Momente: $oho Bani hat das Publikum ordentlich angeheizt, Domiziana lieferte den perfekten Soundtrack zum Sonnenuntergang, und Paula Hartmann beendete das Festival mit ihrer ersten Show mit Liveband. Ihr Auftritt hätte vielleicht noch emotionaler wirken können, wenn nicht wieder die Techno-Bühne dazwischengefunkt hätte. Musikalisch war das aber alles in allem echt stark.

Unterm Strich bleibt ein gemischter Eindruck: Tolle Location direkt am See, starkes Line-up, gute Stimmung, aber eben auch einige Schwächen bei der Umsetzung. Gerade beim Sound, dem Einlass und der Infrastruktur sollte ein Festival nach zehn Jahren ein bisschen weiter sein. Trotzdem: Wer mit der richtigen Crew unterwegs ist, Geduld und ein bisschen Improvisationstalent mitbringt, kann beim Campus Festival echt ein cooles Wochenende erleben, und das zu einem Preis, der viele Fehler verzeihen lässt.


Fotos

Campus Festival 2025 30. und 31. Mai

30. und 31. Mai, Campus Festival 2025 | © laut.de (Fotograf: ) 30. und 31. Mai, Campus Festival 2025 | © laut.de (Fotograf: ) 30. und 31. Mai, Campus Festival 2025 | © laut.de (Fotograf: ) 30. und 31. Mai, Campus Festival 2025 | © laut.de (Fotograf: ) 30. und 31. Mai, Campus Festival 2025 | © laut.de (Fotograf: Lucy Medert) 30. und 31. Mai, Campus Festival 2025 | © laut.de (Fotograf: Lucy Medert) 30. und 31. Mai, Campus Festival 2025 | © laut.de (Fotograf: Lucy Medert) 30. und 31. Mai, Campus Festival 2025 | © laut.de (Fotograf: Lucy Medert) 30. und 31. Mai, Campus Festival 2025 | © laut.de (Fotograf: Simeon Mai) 30. und 31. Mai, Campus Festival 2025 | © laut.de (Fotograf: Simeon Mai) 30. und 31. Mai, Campus Festival 2025 | © laut.de (Fotograf: Simeon Mai)

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