Am 1. August haben die Rundfunkanstalten das digitale Radioformat DAB+ eingeführt. Es droht ein Desaster auf Kosten der Gebührenzahler.
Konstanz (flo) - Liebe Rundfunkgebührenverwalter,
nachdem 1995 euer erster Versuch, in Deutschland einen digitalen Radiostandard einzuführen, grandios floppte, versucht ihr es nun ein zweites Mal - mit noch geringeren Erfolgsaussichten und noch größerem Gebührenaufwand. Allein im Zeitraum von 2009 bis 2012 wollt ihr 140 Millionen Euro in die Entwicklung stecken.
Das Presseecho ist eindeutig, die Süddeutsche etwa nennt DAB+ eine "Beleidigung der technischen Intelligenz", dessen Einführung genau so sinnvoll sei wie wenn man "Formel-1-Wagen mit Holzrädern bestückte. Oder Smartphones mit Wählscheiben. Oder ICEs mit Kohle-Tendern."
Die Empfangsgeräte sind teuer, die Sender stören den TV-Empfang, die Versorgung ist lückenhaft und vor allem: Die Senderauswahl ist und bleibt extrem begrenzt. Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien erwartet zudem auch mittelfristig "keine annähernd befriedigende Versorgung" . Besonders kritisch sei, dass DAB+ auch nach der 2015 abgeschlossenen Ausbaustufe noch lange nicht flächendeckend in Deutschland verfügbar sein wird.
Wofür steht das "+" noch mal?
Wofür steht das "+" noch mal? Bestimmt irgendwas mit Google. Um dem digitalen Antennenradio mit ganz analogen Gebührengeldern doch noch Schwung zu verleihen, soll das + für "mehr Programme" stehen. Nach Auskunft des Betreibers Media Broadcast sind das bundesweit gerade mal 14 (in Worten: Vierzehn!) "teilweise neue Programme".
Was sich für den Hörer dabei ändert? Außerordentlich wenig: Ein Lounge-Sender, ein Klassik-Kanal, ein Fußballradio und das christliche Radio Horeb sind die Zugpferde dieses erneuten Starts in die digitale Radiovergangenheit. Der Geschäftsführer des Fußballradios sagt übrigens, dass das Internetradio weiterhin "wichtiger Vertriebskanal" bleibe. Wichtiger? Oder einziger?
Radiovielfalt ohne Gebühren - geht das?
Obwohl DAB+ gerade beim mobilen Empfang Vorteile bringen soll, stattet derzeit übrigens kein einziger deutscher Autohersteller seine Fahrzeuge serienmäßig mit DAB+ aus. Die sind alle damit beschäftigt, ihre Anlagen internetreif zu machen - offenbar sehen sie hier den Vertriebsweg der Zukunft.
laut.fm beispielsweise lässt bereits seit zwei Jahren die Vielfalt in Deutschlands Radiolandschaft aufblühen. Wer auf Pop, Rock, Alternative und Indie steht, hört nämlich laut.fm. Und wer Hip-Hop, Jazz, Reggae, House, Dubstep oder Volksmusik bevorzugt, auch. Wir bieten Deutschlands erstes und bislang einziges User Generated Radio. Das bedeutet höchste emotionale Bindung durch persönliche Beziehung zwischen DJ und Hörer in über 600 Radio-Communities. Bürgerfunk 2.0. Und wir wachsen. Ständig. Ganz ohne Gebühren.
19 Kommentare
Gebührenverschwendung im großen Stil, aber das ist ja nichts neues. Ich hör so wenig Radio, mir reicht die analoge Sendervielfalt vollkommen. Ältere Leute werden sich wohl auch einen Dreck um digitales Radio scheren, junge Leute werden wohl, wenn überhaupt den Weg übers Internet gehen, wie angesprochen. Zumal man auch noch neue Empfangsgeräte brauch.
so ist es. und es ist so offensichtlich. man könnte es fast lustig finden, wenn es nicht so jammerschade wäre um die vielen gebührenmillionen.
wird zeit, dass der virtuelle asteroideneinschlag endlich kommt und diese dinos mit einem mal wegfegt. unfassbar das.
was is das nu schon wieder, bei meinem dvb-t stick hab ich schon seit jahren ne radio option wo nie was drinne ist...ich dachte das läuft dann mal da rüber...
@Rainer
klar hast du recht, dass eure 400 Sender nicht gleichzeitig gesendet werden können.
Aber es gibt halt eine deffinierte Bandbreite an Frequenzen und ich find es besser DAB mit(hoffentlich eher bald als spät) 40 Sender zu haben, die jeder hören kann als die andere Möglichkeit, nähmlich mobiles Internet, bei dem der Hörer theoretisch Zugriff auf 3000 (allein deutsche) Sender hat, aber in jeder Stadt nur die 1000 reichsten Leute (mit der dicksten Flat) das nutzen können. Auf dem Land wird das eh nie funktionieren.
@sickboy
DVB-t nutzt wie DAB das modernste übertragungsvefahren, ist mehr auf viele Daten als auf Reichweite optimiert und funktioniert nur bis ca 80kmh (DAB bis 250). Theoretisch kannst du damit also auch Radio übertragen, ist ja auch vorbereitet, wie dein Stick zeigt, aber is eben ansich für mobiles Fernsehen optimiert.
ich fand die video-laserdiscs damals auch ganz groß und beta vhs. nämlich.