Zum siebten Mal sucht Deutschland seinen Superstar. Gestern startete RTL die neue Staffel der Talentsuche mit ersten Kostproben aus den Castings.
Köln (dani) - Gut, dass man das alljährliche Frinton'sche "Same procedure as every year" noch bestens im Ohr hat: Der Casting-Zirkus "Deutschland sucht den Superstar" geht in die siebte Runde, und alles bleibt beim Alten. Gestern zeigte RTL die erste Folge der neuen Staffel mit Kostproben aus den Castings.
Nichts Neues im Casting-Zirkus
Offenbar wagte diesmal keiner seiner Beisitzer, gegen Obermacker Dieter Bohlen aufzumucken. Nach gewohnt pompösem Einlauf flankieren ihn am Jurytisch die gleichen Pappkameraden Volker Neumüller und Nina Eichinger, die allerdings gewohnt wenig beitrugen.
Einzige Neuerung: Für jedes "Scheiße" zahlt Bohlen nun einen Euro ins Schweinderl. Mit Recht oder Unrecht geschmähten Teilnehmern dürfte das ein schwacher Trost sein.
Mehr Teilnehmer als je zuvor
Die Kandidatenschar - angeblich bewarben sich für die neue Ausgabe der Show "37.000 Teilnehmer und damit mehr als je zuvor" - glänzt mit der inzwischen wohlvertrauten Mischung aus mehr oder minder selbstwahrnehmungsgestörten jungen Menschen, für die man im Hip Hop-Kontext tatsächlich keine andere Bezeichnung als "Opfer" übrig hätte, versprengten Sympathieträgern und dünn gesäten Talenten.
Die alte Frage bleibt: Haben diese Kinder keine Freunde?
Selbst die Fragen, die sich einem aufdrängen, sind die gleichen geblieben. Was treibt völlig unbegabte Zeitgenossen dazu, sich vor der Nation zum Horst zu machen? Haben die alle keine Eltern oder Freunde, die sie doch vor einer derartigen Blamage bewahren müssten?
Was treibt erwachsene Menschen wie Herrn Bohlen dazu, sich auf Kosten offensichtlich nervöser Jugendlicher oder klar minderbemittelter Erwachsener lustig zu machen? Wer am Boden liegt, ist leicht zu treten. Anständig ist das nicht.
Xavier Naidoo statt Shaggy
Wieviel Geld bekommen blonde Hühner, nachdem sie einen Heulbojen-Auftritt hingelegt haben, für ihre gespielte Empörung bezahlt? Und andere für das "Geständnis" ihrer "heimlichen Liebe" an Nina Eichinger?
Und warum zum Teufel fühlen sich alle, die halbwegs singen können, zur Darbietung der immer gleichen R'n'B-Nummern berufen? Selbst der Kandidat, der im Vorfeld eine astreine Shaggy-Performance hinlegte, schmalzte sich angesichts der Juroren wieder durch einen Xavier-Titel. Keiner traut sich was - sehr schade.
That's entertainment
Leichter beantworten lässt sich da die Frage, warum das Format ungebrochen funktioniert: Die Gratwanderung zwischen Schadenfreude, Mitleid und Fremdscham erfüllt, zumal man diesen Winter auf das Dschungelcamp verzichten musste, gleich drei Boulevard-Wünsche auf einmal. Leichter wird es einem selten gemacht, sich nicht wie der dümmste, untalentierteste oder bösartigste Mensch vorzukommen.
Gewürzt mit gut versteckten musikalischen Lichtblicken füttert DSDS niedere Instinkte. Wer immer wieder einschaltet, fühlt sich unterhalten oder bekommt zumindest ein Thema für einen Daueraufreger geliefert. That's entertainment - da beißt die Maus keinen Faden ab.
Wir sehen uns im Recall. Wenn dann ein Lied deine Lippen verlässt, lieber noch unbekannter Kandidat, dann ist es hoffentlich "Mr. Boombastic".
59 Kommentare
Alfi hardcore!
mist. den hab ich vergessen.
jä-äh-äh-äi!
Guter Artikel. Konsequent wäre jetzt allewrdings, jede weitere Berichterrstattung zu verweigern.
@Czily (« Ich kann Dieter Bohlen nicht ausstehen.
Aber er ist kein Idiot. Der weiß genau, was er tut.
Er verkauft die Masse für blöd.
Und es funktioniert. »):
das macht ihn nicht besser
Mal ehrlich, das Konzept war immer das gleiche, es hat sich mit der Zeit nur 'weiterentwickelt', also verschlimmert.
Auch in der 1. Staffel gab es schon genug Vollidioten, auch in den Top 10 (denkt mal an Daniel Kübelböck).
Manchmal frage ich mich echt, warum ich DSDS schaue. Aus einem einzigen, beschämenden Grund: Trotz einem entwürdigend niedrigem Niveau - auch gegenüber den Kandidaten - ist das ganze einfach unterhaltsam.
Ich bin mir mittlerweile allerdings sicher, dass viele dieser Deppenauftritte gestellt sind.
Egal, so wird es weitergehen, denn DSDS ist erfolgreich wie nie.
DENKT MAL NACH: Letztendlich geht es nicht nur RTL, sondern auch den Zuschauern mehr um die Serie an sich als um das Endprodukt. Denn die Serie kommt jedes Jahr, kaum ist der Gewinner gekürt, gibt es schon die nächsten Castings, die dann im Winter gezeigt werden. Man sucht sich seinen Favoriten, es gibt ein paar Skandale und am Ende der Staffel gibt es einen Sieger - der in den meisten Fällen ziemlich schnell von allen Seiten fallengelassen wird.
Die 'Superstars' sind letztendlich Karaokesänger, die in eine 'glamuröse' Welt von kurzlebigem Erfolg und kurzlebiger Fanliebe entlassen werden.
Ach ja, und bei Pro7 ist es genau das gleiche, die haben ja sogar noch weniger und kürzer Erfolg. Und dass denen ihr Endproduktletztendlich auch scheißegal ist, sieht man an den aktuellen 'Siegern'.
Dass die Zuschauerlieblinge Elif und Nik - außergewöhnlich und talentiert - trotz riesiger Fanbase nicht gewonnen haben, dürfte letztendlich auch nicht verwundern.
Ich zitiere mal kurz Sido, der ja 2008 bei Popstars war: [aus 'Sido', gerichtet an Detlef D! Soost]
'Und, nur dass du es weißt, die Queensberries tun mir leid. Weil sie bald weg sind und dann nichts von diesem Ruhm mehr bleibt. Denn die Band ist euch egal, von euch aus kann sie gleich verschwinden, deshalb werdet ihr niemals eine Stefanie Heinzmann finden.'
Recht hat er. Punkt.
@FastDeath (« Die "same procedure as every year"-Regel gilt freilich auf die "Diskussion", die sich allstafflich darüber losbricht.
Ich schau es ab und zu, erstens, weil ich diese "selbstwahrnehmungsgestörten" Horste tatsächlich überhaupt nicht verstehen kann, zweitens weil ab und zu Sprüche vom Bohlen ganz okay sind und drittens, weil das eine sehr kurzweilige Vergnügung ist.
Mehr wird es niemals sein und auch die ganzen "Superstars", die bereits "gefunden" wurden, wer kennt noch alle davon?
Also weniger sich darüber aufregen, eher fragen, was für Horste es in Deutschland gibt und danach beruhigt einschlafen, weil man selber keiner ist. »):
hier ist son exemplar. diese haltung haben leider zu viele in dieser unsichtbaren masse. stumpfe berieselung und ein abfeiern darüber wie doof die anderen sind. solche lachen auch über clowns und haben im alten rom im collosseum gesessen und zugeschaut. interessant, dass dieser typ mensch nicht ausstirbt.