Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen entschied Daniel Schuhmacher die sechste Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" für sich. Die knapp unterlegene Sarah Kreuz zeigte sich nicht nur als faire Verliererin, sondern als wahrhaft strahlende Zweite.
Köln (dani) - Der Selektionsprozess zog sich über Monate hin. Am Samstagabend fiel der letzte Vorhang in der sechsten Staffel von "Deutschland sucht den Superstar". Von den einst 30.000 hoffnungsfrohen Kandidaten, die diesmal ihr Glück versuchten, waren zwei übrig geblieben: Mit Sarah Kreuz und Daniel Schuhmacher zogen diesmal tatsächlich zwei würdige, einander ebenbürtige Finalisten in die letzte Runde ein. Mit hauchdünnem Vorsprung holte letzterer am Ende eines auf dramatisch getrimmten Abends den Sieg nach Pfullendorf. Die unterlegene Sarah Kreuz präsentierte sich daneben nicht als Verliererin, wohl aber als mit vollem Recht strahlende Zweite.
Den beiden Kandidaten lässt sich die Langatmigkeit, die den Abend streckenweise dominierte, diesmal nicht ankreiden. Beide zeigten sich außerordentlich gut bei Stimme, sympathisch und erfreulich kollegial. Erstmals blieben die Einspiel-Filmchen frei von gegenseitigen Seitenhieben, dokumentierten statt dessen in Rückblicken die Entwicklung beider Nachwuchs-Künstler.
Sarah eröffnete den Abend sauber mit Aretha Franklins "You Make Me Feel Like A Natural Woman", nicht umsonst ein Klassiker. Obwohl vor Anspannung den Tränen nahe: Das einst durch und durch verhuschte Mädchen aus den Castings hat sich ohne Frage zu einer deutlich selbstsichereren, durchaus vielversprechenden Sängerin gemausert. Daniel setzte - ebenfalls ohne Fehl und Tadel - "Soulmate" von Natasha Bedingfield oben drauf. Kritik vom Jurytisch hagelte es weder hier noch in in den folgenden beiden Runden. Bohlen und Beisitzer applaudierten durchgehend und meist mit Recht.
Wiederholungen bis zum Erbrechen
"Staffelhighlight" lautete das ärgerliche Motto des zweiten Durchlaufs. Erneut tadellose Vorträge von Whitney Houstons "I Will Always Love You" und Bill Withers' "Ain't No Sunshine" ändern eben leider nichts daran, dass man beide Nummern von beiden Teilnehmern aus voran gegangenen Mottoshows bereits kannte. Warum das Format derlei Wiederholungen diktiert, wird mir ebenso unerfindlich bleiben, wie der Grund dafür, die lächerlichsten Teilnehmer aus den Castings noch einmal vorzuführen, quellen einem, hat man die Staffel bis hierher tapfer verfolgt, die rauf- und runtergenudelten Clips vom "Tee-Mann", dem "Löwenbändiger" und der "Schandale" doch bereits aus Augen und Ohren. Zu offensichtlich die Intention dahinter: So lässt sich eine Show, die man hätte in einer Stunde abhandeln können, auch auf die doppelte Länge aufblasen, und man kann noch ein paar Werbeclips mehr verkaufen.
"Weltpremiere" erweist sich als Mogelpackung
Die für die Finalrunde angekündigte "Weltpremiere" entpuppte sich als Mogelpackung. Aufmerksamen Zuschauern kann nicht entgangen sein, dass der Bohlen-Titel "Anything But Love", den sich sowohl Sarah als auch Daniel für ihren letzten Auftritt ausgesucht hatten, bereits in den Castings auftauchte. Als der Song nämlich, den alle Teilnehmer im Tonstudio einzusingen hatten. Schon damals kristallisierten sich Sarah und Daniel als Favoriten heraus.
Ihre unterschiedlichen Interpretationen der scheußlichen, aber verteufelt eingängigen Schnulze konnten sich beide hören lassen. Das Lied an sich darf man den Sängern schließlich nur bedingt zum Vorwurf machen. Sarah lotete mit Säulen, Kronleuchtern und Pyrotechnik die Kitsch-Schmerzgrenzen aus. Daniel, mit etwas schlichter Staffage, dafür in deutlich weniger beeindruckendem Kleid, zückte einmal mehr den Joker seiner in der Tat ungewöhnlichen Stimmfarbe. Beide gemeinsam sangen den Titel in der Folge noch einmal als Duett, diesmal etwas dezenter und weniger pompös.
Wiedersehen mit den auf der Strecke Gebliebenen
Keine Finalshow ohne Wiedersehen mit den unterwegs verloren gegangenen Top-Ten-Kandidaten: Als die komplette Truppe samt Harfe und Flügel gemeinsam aufmarschierte und den "Dirty Dancing"-Titel "The Time Of My Life" intonierte, wurde doppelt deutlich, dass zur Abwechslung einmal wirklich die beiden absolut stärksten Stimmen um den Titel rangen. Nichtsdestotrotz: Ich denke, nicht nur ich hatte meinen Spaß an Benny Kiekhäben, Vanessa Neigert, Holger Göpfert und Baby-Blunt Büchele. Erfrischend schräge Typen teilweise, die diesmal eine Bühne geboten bekamen.
Zwei Gewinner
Kurz vor Mitternacht hatte das große Zittern endlich ein Ende. Ein Rotz und Wasser heulender Daniel Schuhmacher erwies sich als seiner Konkurrentin um eine Nasenlänge voraus. Eine schöne Geste von ihm, die knapp unterlegene Sarah Kreuz für die erneute Darbietung des Siegertitels mit auf die Bühne zu holen und die Staffel gemeinsam zu beschließen. Die Phrase von den "zwei Gewinnern" scheint diesmal tatsächlich angebracht. Ich jedenfalls hätte nichts dagegen, von beiden mehr zu hören. Es müssen ja vielleicht nicht unbedingt aalglatte, absehbare Bohlenproduktionen sein.
70 Kommentare
Meine Damen und Herren, wir präsentieren ihnen: Eintagsfliege die 37125.te
ja, aber eingängig wie nix sonst.
ich krieg es nicht aus dem ohr.
wurde von freundin verdonnert sendung anzuschaun... puuhhh erstma deftones hören. und wenn ich noch einmal diese ohrenfolter Anything but love hören muss dann... naja ich schreibs euch wenns passiert is.
@MarzipanFerkel («
außerdem muss er damit klar kommen, dass er jede künstlerische selbständigkeit an dieter bohlens garderobe vor der tür abgibt. ergo: in der branche, in der öffentlichkeit übernimmt er damit die hämische haltung, die es gegnüber bohlens..."scheisse" nun mal gibt wenn er danach was anderes machen will, dann wird das nicht als sein wirklich künstlerischer weg gesehen, sondern als verzweifelter versuch, sich neu "zu erfinden"...oder irgend ein bissel profil zu bekommen.. »):
Ob ein Künstler seine künstlerische Selbständigkeit an Bohlen abgibt oder nicht, hat jeder selbst in der Hand. Nach Ende der Show muss ohnehin jeder - mal vom "Sieger" abgesehen, seinen Weg selbst in die Hand nehmen. Die wenigsten Ex-Teilnehmer haben je mit Bohlen zusammengearbeitet.
Und was die Vorurteile in der Öffentlichkeit angeht: jene kleine Gruppe von Leuten, die einen Künstler allein wegen seiner Teilnahme an einer Castingshow ablehnen, ist genauso borniert wie jene, die den Gewinner tatsächlich schon für einen Superstar halten. Das muss man nicht wirklich ernst nehmen.
@MarzipanFerkel («
zu bohlen: weil es KEINE musikrichtung ist. es ist NICHTS, kein stil, kein anspruch, es ist einfache wegwerfkonsumware! die soll sich verkaufen und danach vergessen werden, damit man später fast dasselbe nochmal verkaufen kann... »):
Da stimme ich Dir völlig zu, nur hat eben auch diese "Wegwerfware" ihre Berechtigung. Wir alle wollen uns nicht 24 Stunden am Tag hoch komplexen und anspruchsvollen Dingen hingeben, sondern ab und an einfach auch "nur" konsumieren - sei es nun bei Musik ohne großartigen Anspruch, einfach gestrickten Filmen, Computerspielen oder ähnlichem. Da braucht sich keiner dafür zu rechtfertigen, das gehört einfach zum Leben dazu.
@MarzipanFerkel («
sie sind in der masse untalentiert. das merkt man, dass nicht mal unter den top10 wirklich 10 talente waren.... »):
Das sind die zahlreichen unbekannten Bands und Sänger, die man in Discos, bei Volksfesten oder Firmenpartys erleben kann, aber auch. Logisch, dass unter tausenden Leuten immer nur ein paar wirklich gute dabei sind.
@MarzipanFerkel (« und der sender bietet keine chance. welche chance? 30.000 teilnehmer. wievielen hat es auch nur ansatzweise was gebracht. DREI stück, die etwas geld draus schlagen konnten, eine karriere vor augen haben. macht 29.997 verlierer....
alle anderen sogenannten ehemaligen top10-kandidaten haben nie wirklich gutes geld verdient. ein paar provinz-auftritte und das geld stecken sie in cds, die sich mehr schlecht als recht verkaufen. wirkliche karriere sieht anders aus. »):
Nein, dass sieht sie nicht! Es geht schließlich nicht allein um Geld. Wer als junger Nachwuchskünstler von einer Karriere als Profimusiker träumt, kommt um entsprechende Promotion nicht drumrum und da bietet DSDS nun einmal eine optimale Chance, was RTL leider auf Kosten der Teilnehmer gnadenlos ausnutzt.
Trotzdem behaupte ich, dass die allermeisten der Top-10-Kandidaten der Show letztlich von ihrer Teilnahme priofitiert haben. Auch Auftritte in kleinerem Rahmen oder eine CD bei einem unabhängigen Label klappen eben eher, wenn man auf eine deutschlandweite Bekanntheit hinweisen kann. DSDS wird eben nicht nur von der breiten Masse, sondern auch von Musikmanagern, Produzenten, Veranstaltern usw. geschaut. Daraus ergeben sich Chancen und Möglichkeiten, die z.B. eine Schülerband oder ein Straßenmusiker nicht haben werden.
ja und jeder, der NICHT mit bohlen zusammengearbeitet hat und vom hype als sieger profitierte, der hat nichts durchschlagendes in den charts gerissen. das waren alles musiker unter vielen. nicht mehr, nicht weniger. das hätten sie auch ohne die show geschafft. guck doch mal, wo die aus der letzten staffel jetzt sind. da hat sich keine bombenkarriere angeschlossen.
und diese "kleine anti-gruppe", die sie wegen einer teilnahme an bohlens show ablehnen, ist nicht klein. sie ist riesig. man muss immer noch sehen, dass die käuferschaft der anschließenden cds aus kleinen mädchen besteht oder halt jungen menschen generell, die wenig geschmackssicher sind und einen hohen gruppendruck haben (der ist jetzt "in"). an menschen, die das nicht mehr haben, an denen geht doch ein dsds weiter als eine u-bahn auf dem mond vorbei. nicht umsonst achten die macher peinlich drauf, dass der sieger ja bloß gut bei den kleinen mädchen ankommt (bravo-affin). das ist die hauptzielgruppe.
ansonsten kann bohlens show sicher sowas wie ein türöffner sein (die leute, die daran teilnehmen, haben ne gewisse bekanntheit). aber da kann man sich fragen: wer nutzt hier wen aus. wie gesagt, aus den ganzen leuten ist nicht mal annähernd ein star geworden und die leute, die sie produzierten, nutzen eher die dsds-bekanntheit noch aus. also sie profitierten von den dsds-kandidaten.
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klar, musik ist ein "nebenrauschen". aber trotzdem: ich glaube, dass die zeit der wehrlosen berieselung vorbei ist. radiosender werden an einfluss verlieren und die meisten jungen leute stellen ihre eigene musikbox zusammen und die füllen sie mit sachen, über die sie sich gedanken machen. und wer sich gedanken macht, der denkt: diese schnellbrütersachen von bohlen schielen eigentlich nur auf den verkauf. wann hat schuhmacher dsds gewonnen? und zwei wochen später ist schon ein album draußen? na toll, was hat das denn für eine qualität?
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unter 30.000 waren nur 2 dabei, die überdurchschnittliche stimmen hatten.
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eben: RTL nutzt die promotion für SICH. die jungen leute werden vorgeführt und benutzt. in den meisten fällen kommt danach gar nix oder eben leute, die selbst noch was vom "dsds-ruhm" haben wollen. wie gesagt, einige haben so eine musikerkarriere begonnen, aber sie bleiben immer "die, die damals bei dsds mitgemacht haben und jetzt um ein bisschen aufmerksamkeit kämpfen".
außerdem ist das eh mumpitz: sogannte "stars" sind am ende eh nur alle von einer industrie gehypte trugbilder. was passiert, wenn dieser backup fehlt, sieht man am beispiel von annemarie eilfeld. die wurde gleich von zwei seiten medial ausgeschlachtet. dsds und bild. bei bild ist sie schon fast weg und bei rtl hat sie noch als entschädigung für die wahlschlamperei gastauftritte bei irgend ner soap. wenn jetzt kein großer musikkonzern kommt, und sie medial als deutsche lady gaga inszeniert, war es dass dann auch.
Daniel Schuhmacher ist noch da und hat sich längst von D.Bohlen gelöst . Am 27.11.2009 erschien seine 2. Single "Honestly" produziert von Alex Christensen und seine 3. Single "If it's love" kam am 26.3.2010 produziert von Thordten Brötzmann beide zu finden auf seiner myspace-Seite:http://www.myspace.com/danielschuhmacherof… Bald erscheint seine 4. Single "Feel"