In dem Beef um Feminismus und Authentizität, den Loredana und Schwesta Ewa mit "Ihr Möchtegern" losgetreten haben, ergreift Ikkimel Partei.

Berlin (jne) - Deutschrap erlebt mal wieder einen handfesten Streit unter seinen bekanntesten Frauen. Nach dem Release am 23. Oktober ihres gemeinsamen Songs "Ihr Möchtegern" sorgen Loredana und Schwesta Ewa für Wirbel in der Szene - und geraten prompt ins Kreuzfeuer von Shirin David-Fans und Rapperin Ikkimel.

In dem Track kritisieren die beiden offen, was sie als "oberflächlichen Feminismus" im Deutschrap bezeichnen. Zeilen wie "Du bist keine Bad Bitch, nur weil du dich ausziehst" und "Sorry, bei dir war nur 'ne Phase" werden in der Szene eindeutig als Seitenhiebe auf Shirin David verstanden - auch wenn ihr Name im Song nicht fällt.

Offiziell geäußert hat sich Shirin bislang nicht - ihre Community dagegen lautstark. So finden sich unter Loredanas Instagram-Post zum Song Kommentare wie dieser: "'Ich mach Cash und du OPs' neben einer Schwester Eva zu rappen die selbst OPs hat ist zu witzig (...) Du bist Shirin (ganz neutral betrachtet) weder intellektuell noch künstlerisch gewachsen."


Kurz nach Release meldete sich auch die Berliner Rapperin Ikkimel zu Wort - und stellte sich auf Shirins Seite. In ihrer Instagram-Story schrieb sie: "Bevor der nächste Typ euch nen unoriginellen Kacktext schreibt, fragt doch das nächste Mal mich. Würde nein sagen."

Damit unterstellt sie Loredana und Schwester Ewa, ihre Texte nicht selbst geschrieben zu haben - ein schwerer Vorwurf in der Rap-Szene, in der Authentizität zählt. Loredana reagierte prompt in ihrer eigenen Story: "Dann sag ich mal morgen im Stream meine Meinung zu deiner unmenschlichen Kacke" Ein Statement, das deutlich macht: Der Streit ist noch längst nicht beendet.

Der Track steht sinnbildlich für eine Haltung, die Loredana schon länger öffentlich vertritt: Emanzipation bedeute für sie nicht, sich über Sexualisierung oder Social-Media-Inszenierung zu definieren. Schwesta Ewa schlägt in dieselbe Kerbe und betont Authentizität und "echte Straßenrealität" als Gegenpol zu Hochglanz-Pop-Rap.

Shirin David, die mit ihrem selbstbewussten, glamourösen Auftreten längst eine Symbolfigur für weiblichen Erfolg im Rap geworden ist, gerät damit erneut in die Schusslinie. Ihre Fans interpretieren den Song als Frontalangriff auf ihre Art von Empowerment, die Shirin verkörpert: erfolgreich, hyperfeminin und medienwirksam.

Hinter dem Beef steckt mehr als reine Egosache. Die Auseinandersetzung berührt zentrale Fragen des modernen Deutschrap: Was bedeutet Feminismus in einer Szene, die lange von Männern geprägt war? Wie viel Selbstinszenierung ist erlaubt, bevor Authentizität verloren geht? Und: Wer darf sich eigentlich "empowert" nennen, die twerkende Pop-Rapperin oder die raue Straßenkünstlerin?

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