Hagen Liebing, besser bekannt als 'The Incredible Hagen', war zwischen 1986 und 1988 Mitglied der Besten Band der Welt. Über seine Zeit als Popstar hat er jetzt ein amüsantes Buch geschrieben.
Konstanz (mis) - Liebings Werk heißt "Meine Jahre mit Die Ärzte", obwohl sich der Titel "2000 Mädchen - The Incredible Hagen erinnert sich", förmlich aufgedrängt habe, wie der Autor gleich in der Einleitung zugibt. Doch er habe nicht flunkern wollen. Seit er beim zwanzigjährigen Bühnenjubiläum seiner Ex-Kollegen 2002 in Berlin den gleichnamigen Ärzte-Song mit Farin und Bela live performen durfte, hat der Bassist und heutige Journalist mit seiner Vergangenheit Frieden geschlossen.
Dass dies in den 90er Jahren lange nicht der Fall war, bestreitet Liebing nicht. Zu tief sei er verletzt gewesen, als seine Ex-Kollegen 1993 mit Rod Gonzalez ein Comeback starteten, ohne ihn davon in Kenntnis zu setzen, geschweige denn in Betracht zu ziehen. Doch mit Böswilligkeiten hält sich Liebing nicht lange auf. Seine Tagebuch-Einträge der drei Ärzte-Tourneen zwischen 1986 bis hin zum legendären Abschlusskonzert auf Sylt 1988 dokumentieren die Begeisterung und Unbeschwertheit jener Tage, als die Ärzte sich mehr mit der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften als mit Nummer Eins-Platzierungen herum schlagen mussten.
Hagens Einstieg fiel in eine schwierige Phase. Das Album "Im Schatten der Ärzte" verkaufte sich 1985 weit schlechter als "Debil", woraufhin die damalige Plattenfirma CBS einen Erfolg von "Die Ärzte" einforderte. Stattdessen indizierte die erwähnte Bundeszentrale das neue Ärzte-Album aufgrund des Songs "Geschwisterliebe" und plötzlich sank das Interesse von CBS an den Ärzten gegen Null. Auf Tour hatten die drei dennoch ihren Spaß.
Bela verlieh, zum Leidwesen von Farin und Hagen, seiner zunehmenden Metal-Begeisterung (Sodom, Megadeth) vor allem im Tourbus Ausdruck. Damit das Nachtleben zwischen Lüdenscheid und Delmenhorst nicht allzu langweilig geriet, suchte und fand vor allem Farin weibliche Ablenkung, während Bela mit Busfahrer Nopper zielstrebige Tequila-Vernichtungsfeldzüge startete. Einer kurzen Romanze mit der US-Sängerin Taylor Dane 1988 stand dieses Hobby scheinbar nicht im Wege. Hagen selbst strapazierte allabendlich seine Telefonrechnung, da er damals bereits verheiratet war. Ein Umstand, den ihm BRAVO die vollen zwei Jahre lang nicht glaubte.
Mit dem heute so typischen Ärzte-Humor konnte das damals noch sehr junge Publikum allerdings nicht immer Schritt halten. Als Bela, Farin und Hagen eines Abends eine Live-Version von "Geh'n wie ein Ägypter" vom Band abspielten und mitten im Song die Bühne verließen, dachte ein Großteil der Zuschauer allen Ernstes, ihre Helden spielten tatsächlich die ganze Zeit Playback. Hagen konnte es nicht fassen: "Wir müssen Ironie erklären". Zumindest das bleibt Bela und Farin heutzutage erspart.
1 Kommentar
Och Kinners, die Meldung ist fünf Jahre alt, mittlerweile ist viel Wasser ins Meer gelaufen, tausende Soldaten sind je nach Glaubensbekenntnis über Wupper oder Jordan gegangen, in den ärmsten aller Länder sind zigtausend Menschen an Hunger oder medizinischer Unterversorgung gestorben, die Galerie der Staats- und Kirchenoberhäupter hat sich seit der Meldung radikal gewandelt, dennoch sind wir noch immer ganze Galaxien vom Weltfrieden entfernt.
Und als Bilanz steht unter allem: Hagen ist ein Arschloch.
Ich bin stolz darauf, einer Zivilisation anzugehören, in der man nach fünf Jahren solch sensationellen Schlüsse ziehen kann.
Gruß
Skywise