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Mélanie De Biasio

Auf Vergleiche mit afroamerikanischen Jazz-Musikerinnen wie Billie Holiday und Nina Simone darf man sich getrost etwas einbilden. Mélanie De Biasio erarbeitet sich solche Lorbeeren mit den sanft dahin gehauchten Vocals, die zu ihrem Markenzeichen avancieren. Als Kind begeistert sie sich zunächst für Tanz und Ballett. Erst als Teenager beginnt sie mit dem Singen. Gitarre, Piano und Querflöte beherrscht sie nach kurzer Zeit virtuos.

Zunächst sammelt sie Erfahrungen in einer Jazz-Punk-Band. Auf Tour in Moskau ereilt die Belgierin jedoch eine Lungenkrankheit, die sie beinahe die Stimme kostet. Die Sturm-und-Drang-Phase De Biasios nimmt damit ein Ende. Aus der Not macht sie jedoch eine Tugend: Sie entdeckt die Stille für sich und findet letzten Endes ihre eigene, leise und zurückhaltende Stimme.

Ihr melancholischer Vortrag steht schon auf dem fantastischen Debütalbum "No Deal" von 2014 im Mittelpunkt. Die dunklen, klavierbetonten Bar-Jazz-Kompositionen und die akzentuierten Trip-Hop-Sounds à la Portishead setzen dabei auf Minimalismus und Reduktion. Ihrer mysteriösen Aura kann man sich vor allem live schwer entziehen.

Für "Lilies", ihre bis dato persönlichste Platte, zieht De Biasio sich 2017 mit ihrer Band völlig in die Dunkelheit zurück. Knochig und trocken gestaltet sich der Klang des Albums. Dennoch bleiben die Kompositionen erstaunlich griffig, die Sängerin selbst klingt zugänglich wie nie. "Die Vielschichtigkeit unserer Musik liegt darin, den Gehalt in einfachen Dingen herauszuarbeiten", erklärt sie in einem Interview: eine treffende Beschreibung.

Album-Tipp: "Lilies"

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