Dr. Dre kungelt mit Snoop und Akon, Laas will sich mit Kollegah duellieren und Casper besucht die Erotikmesse Venus.
München (max) - Ich muss die Sache aus gegebenem Anlass noch einmal aufwärmen: Chefredakteur Staiger hat doch kürzlich eins auf die Zwölf bekommen, weil er sich wenig löblich über das Werk eines Künstlers äußerte. Als Reaktion wählte er nicht die 1-1-0, sondern lud zum runden Tisch, um das aktuelle Verhältnis von Hip Hop-Kunstbetrieb und zugehörigem Journalismus zu beleuchten. Mit von der Partie: Visa Vie, ihres Zeichens Rapperin und Rap-Redakteurin in Personalunion. Diese ließ im Laufe des Gesprächs wissen, dass sie Plattenkritiken früher stets unter einem Pseudonym veröffentlichte und sich heute gar auf das wertungsfreie Interviewen von Künstlern beschränkt.
Nun ist die Gute - nicht zuletzt, weil sie eben auch selbst Musik macht - ganz gut in der Szene verwurzelt und taucht für den Bruchteil einer Sekunde im jüngsten Video von Harris auf - eine der ersten Reaktionen in den zugehörigen Kommentaren:
"Bei 0:58 ist diese VisaVie, was ham HipHopRedakteure in HipHopVideos zu suchen & dann was von Neutralität erzählen, kleine Fotzen"
Nicht, dass es so wahnsinnig wichtig wäre - aber es ist doch wieder einmal ein grandioser Beleg für das Naturgesetz, das besagt, dass man es nie allen recht machen kann. Als Künstler nicht, als Reporter nicht und im von Argusaugen beobachteten Kasperltheater Hip Hop in hundert Jahren nicht.
Kush!
In eine ähnliche Lage hat sich seine Majestät Dr. Dre dagegen irgendwie selbst manövriert - und dann doch wieder nicht: Seit gefühlt hundert Jahren erwartet man seinen Nachfolger zum Meilenstein "Chronic 2001". Mehrmals jährlich verdichten sich die Gerüchte um einen möglichen Release, nur um sich dann wieder in Luft, respektive Rauch aufzulösen. So gesehen kann der Mann noch nicht einmal etwas dafür, dass seinem ungeborenen Baby "Detox" bereits jetzt vielerorts prophezeit wird, dass es die Erwartungen nie und nimmer erfüllen können wird. Paradox, eigentlich.
So kam es dann diese Woche doch einigermaßen überraschend, dass Dre dem Drängen nun zumindest in Form eines (in Zahlen: 1) neuen Tracks nachgab und seine Zusammenarbeit mit Snoop und Akon in Form von "Kush" veröffentlicht:
Dr dre Feat. Snoop dogg and Akon - kush [mastered version] by WWW.VIIMAG.COM
Ich mach' an dieser Stelle die Visa Vie und enthalte mich meiner Meinung. Vielleicht darf ich dann ja zu den Dreien ins Video.
Laas vs. Kollegah
Seiner Meinung nicht enthält sich hingegen Laas Unlimited, der für sein kürzlich erschienenes "Backpack Inferno" im Zuge der Eigenpromo die Twitter-Server zum Glühen brachte und im Moment mit Olli Banjo auf Tour unterwegs ist. Dieser hat nämlich ein YouTube-Video entdeckt, in dem sich sein Reimsport-Genosse Kollegah wenig manierlich über ihn äußert.
Laas nimmt diesen verbalen Rempler ernst und fordert Kollegah nun öffentlich heraus, beim kommenden Splash! Festival in einem Battle live gegen ihn auf der Bühne anzutreten. Rap fatal: Der Verlierer muss, wenn es nach Laas geht, seine Rap-Karriere an den Nagel hängen:
Kollegah, zur Zeit ebenfalls auf Tour, hat sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu der Herausforderung geäußert. Ein kurzer Abstecher in entsprechende Foren, Blogs und Tweets zeigt aber sehr deutlich, dass das Thema durchaus heiß ist. Es wird sich weisen, ob und wie der Selfmade-Rapper, der für seine Battle-Tracks berühmt, für seine Live-Qualitäten aber auch berüchtigt ist, reagiert.
Einigermaßen unerwartet bekommt letzterer jüngst von prominenter Stelle Rückendeckung: Im Interview mit hiphop.de gibt nämlich Prinz Pi zu Protokoll:
"Ich kenne Laas nicht. Aber Kollegah hat auf jeden Fall die bosshaftesten Punchlines am Start, der braucht nur einen 16er zu schreiben und den im Battle vorzutragen und hat mit Sicherheit glasklar gegen so ziemlich jeden Kontrahenten gewonnen. Und das ganze noch mit Witz und Lässigkeit. Ich konnte ihn seinerzeit immerhin beim Würfelspiel schlagen, tzehehe. Wenn jemand gegen ihn gewinnt, dann vielleicht weil er der größere Sympathieträger ist, aber wegen besseren Sprüchen - könnte schwer werden."
Casper und die Stechermesse
Ein andere Grundregel des Hip Hop lautet: Sehen und gesehen werden. Das dachten sich auch das Internet-Sternchen der Stunde, Mr. MoneyBoy, sowie der Indie-Rapper Casper und begaben sich jeweils mit filmender Begleitung auf eine Messe. MoneyBoy machte sich - ganz seinem Swag entsprechend - auf zur Luxus-Messe in Wien:
Eine etwas andere Darstellung seines Besuchs findet sich übrigens hier.
Casper hingegen sah sich - ganz seiner Unverkrampftheit entsprechend - zusammen mit einem Sternchen aus einer anderen Branche auf der Erotikmesse Venus um:
Was fehlt? Genau: Savas auf einer Auto- & Tuning-Messe. Aber der unterhält sich momentan lieber mit Sido via Twitter über die unterschiedlichen Ausführungen ihrer jeweiligen Rolexen. Rolexen? Keine Ahnung … der Plural von Rolex liegt außerhalb meiner Realität. Der Singular eigentlich auch.
Bed Intruder Song
Apropos Auto-Tuning: Schon ein wenig älter, aber noch deutlich erfolgreicher als MoneyBoy sind eine junge amerikanische Dame und ihr ausdrucksstarker Bruder, der sie wohl im letzten Moment vor einer drohenden Vergewaltigung gerettet hat. Die Jungs von 'Auto-Tune the News' haben aus dem originalen Nachrichten-Material eine Musikversion gemacht, die inzwischen über 43 Millionen Klicks verbucht und bei iTunes erhältlich ist:
Track der Woche
Morgen bringen Shiml und Montana Max ihr Kollabo-Album "Generation Null" raus und ich bin wirklich gespannt, was das Teil kann. Wir hoffen doch sehr, dass wir da noch ein Exemplar zur Begutachtung zugeschickt bekommen - Zaunpfahl Ende.
Im Interview mit Falk fand Shiml neulich ja erstaunlich wenig warme Worte über seine 2009er Solo-Platte "Im Alleingang". Das kann ich absolut nicht nachvollziehen - enthält es doch gleich mehrere Brecher à la "3000 Watt":
Ich, Maximum Brandl und sie, Yo Mama Fromm, sammeln und kredenzen wöchentlich Diverses aus dem Kopfnicker-Universum. Anträge, Blumen oder Punchlines an dani@laut.de oder max@laut.de.
17 Kommentare
Also ich bin großer Kollegah-Fan und schätze Laas als einen technisch sehr versierten und zusätzlich freestyle-geschulten Rapper, aber einem Battle zwischen den beiden sehe ich eher zwiespältig. Im Studio ist selbst ein durchschnittlicher Kollegah-Part in Sachen Punchlines relativ überlegen (ausser Laas packt da ein Niveau aus, mit dem keiner rechnet, was ich ihm theoretisch zutrauen würde). Live hat jedoch Laas Unltd. die Nase weit vorne, denn die Bühnenqualitäten vom Boss sind ja doch eher grenzwertig, ich weiss garnicht, ob der da nen 16er ohne Back Up halbwegs sauber durchbringt...
der dr.dre track ist ja mal richtig schwach. auto-tune, akon... und auch sonst einfach nur langweilig. könnte von jedem x-beliebigen bling-bling-charts-nigger sein.
kolle hat gegen den freestyle battle gott keine chance^^
@Hiops
Talentfrei. Ach so ist das. Ok. Wieder was gelernt.
XD
Casper und Leonie Saint auf der "Venus" = interessanter als alles, was in diesem Jahr im deutschen Rap so abging.
Da sieht man wieder eines: Deutsch-Rapper sind absolute Schwachmathen die mit versifften Jogginganzug auffm SOfa sitzen und Scheisse reden. MUsik machen sie ja eh keine diese kümmerlichen WÜrste