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Nazis boxen

Wobei, wisst ihr was? Vielleicht war ich ein bisschen vorlaut. Wir müssen diese Woche wirklich nicht lange suchen, um charakterlich nochmals einige Schubladen tiefer zu greifen als bei den frisch verliebten Podcast-Buddys. Erinnert ihr euch noch an die Kontroverse, als sich vor wenigen Monaten Leute wie Manuellsen und Bözemann mit einem bekennenden Neo-Nazi zusammensetzten, um ein wenig über Völkerverständigung und dessen ja "gar nicht mal so extreme" Weltanschaung zu tratschen?

Für letzteren schien der Kontakt zu jener Person noch weiter zu bestehen, als die Kameras schon lange nicht mehr liefen. In einem Video seines Signings Fabre taucht nämlich jetzt plötzlich jener Neo-Nazi wieder auf und posiert stolz vor der Linse. Oder zumindest tat er das, als jenes Video noch auf YouTube zu finden war. Mittlerweile begegnet einem dort nämlich diese Meldung.

Als zeichnete das nicht schon ein ausreichend ekelhaftes Bild von Bözemann und seinem Umfeld, scheint der Mann mittlerweile wirklich gar keine Hemmungen mehr zu haben, seine Gesinnung mit der Öffentlichkeit zu teilen. In einem Instagram-Video aus dem Oktober filmt er sich selbst beim Joggen, während er ein T-Shirt des neonazistischen Kampfsport-Events 'Kampf der Nibelungen' trägt. Eine Veranstaltung, die seit 2019 in Deutschland verboten ist.

Dass Deutschrap ein Problem mit Verbindungen in die rechte Szene hat oder selbst ganz gerne mit deren Ideologien anbandelt, ist ja nichts Neues. Von Kontra K über Luciano bis hin zu Kianush: Das Kuscheln mit Nazis zieht sich hierzulande durch dieses Genre wie ein brauner Faden.

Aber selbst ein Absztrakkt, der sich mittlerweile wirklich die allerletzten Synapsen weggekifft hat und mit Vampirzähnen durch den Wald rennt, um seine Kinder von der jüdischen Weltverschwörung zu schützen, versteckt sich zumindest auf den ersten Blick unter dem Deckmantel der Esoterik. Bözemann macht hingegen wirklich absolut keinen Hehl daraus, in welchen Kreisen er verkehrt, und das bislang (Überraschung!) auch vollkommen ohne Konsequenzen. Klar, musikalisch kräht nach ihm eh kein Hahn, aber spätestens seit seinem Boxkampf gegen Manuellsen findet er in der Szene zumindest rudimentär statt. Auch ein Rückkampf ist ja bereits geplant. Würde der steigen, wäre das in meinen Augen ein mittelschwerer Skandal.

Mich fasziniert und schockiert daran gleichermaßen, wie absolut wenig Beachtung solch ein Verhalten in der Szene findet und wie wenig ihre Akteure es abstrafen. Rapper fangen heutzutage Beef an, wenn ihnen ein Furz krumm hängt, aber halten es nicht für angemessen, ihre Fans mal darauf hinzuweisen, wenn ein Pappkamerad antisemitische Scheiße labert, Skinheads in der Entourage mitführt oder, wie in diesem Fall, einfach ein verdammtes Nazischwein ist. Gerade in Anbetracht der Historie des Genres fühlt sich das absolut niederschmetternd an.

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