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Juli: Alben / International

Yo Grandama Fromm: Okay, mein persönliches Rapalbum des Jahres war zwar ein anderes, aber ich kann mich gegenüber der Einsicht nicht verschließen, dass Travis Scotts "Utopia" objektiv betrachtet schon sehr gut war. Außerdem erlaubt mir dieser Pick, hier schamlos noch einmal aus dem ganz wunderbaren Text zu zitieren, den der Kollege Kay Schier für die Beste-Hip Hop-Alben-Liste verfasst hat:

"'Utopia' hat nicht die rohe Emotionalität von 'Donda', aus dessen Sessions es teilweise hervorgegangen ist, dafür sitzen die Drums perfekt, die Featuregäst:innen legen sich ins Zeug, als wäre es ihr letztes, die Synapsen leuchten lichterloh. 'Utopia' hören ist, als würde man nachts hochschauen und auf eine Antwort warten, und als Antwort fällt ein vollverchromter Ferrari auf einen drauf. In einem Wort: undeniable. Manche mögen es oberflächlich nennen. Wir nennen es das Rapalbum des Jahres."

Dieser Yannik™: ?????????? Ich weiß nicht, warum Schier und ich hier in völlig verschiedenen Realitäten leben, aber wir können unmöglich das gleiche Album gehört haben. Er soll zusehen, wie ich mich hinstelle und dieses unleugnbare Album leugne, als wäre es nichts. Es ist überhaupt nicht schwer, dieses Machwerk zu leugnen. Am ehesten irritiert mich aber die Aussage mit den Features. Nennt mir einen Artist, der hier nicht offensichtlich irgendeinen Ramsch-Part von ganz tief auf der Festplatte verschickt hat! Wer ist in Topform? Das eine Wort von Playboi Carti? Yeat, komplett außerhalb seines Elements? Drake auf seinem Ying Yang Twin-Shit, während sie transparent und ein bisschen tragisch daran scheitern, auch nur einen erbärmlichen Funken "Sicko Mode"-Magie zu forcieren? Aber trotzdem kommt niemand hier so wack wie Travis selbst, dessen Parts wie langweilige Pflichtarbeit klingen. "Utopia" ist die "Donda"-Soße vom Vortag, gestreckt mit Leitungswasser.

Freshman Mirco: Vielleicht habt ihr wirklich nicht dasselbe Album gehört, ich kann mich nämlich nicht daran erinnern, dass "Utopia" ein Yeat-Feature hatte. Aber hey, ich finde es schön, dass wir dieses Jahr wenigstens ein Event-Release von diesem Kaliber hatten und dass es auch ein halbes Jahr später noch für so viel Gesprächsstoff sorgt. Ich finde nach wie vor, dass das Album ein paar wirklich tolle Highlights hat, aber es liefert leider wirklich den finalen Beweis dafür, dass Travis Scott als Rapper nicht uninteressanter sein könnte. Ich weiß nicht, ob er auf "Rodeo" einfach hungriger war, oder hier einen besonders schlechten Tag erwischt hat, aber ich kann mich ungelogen an nichts erinnern, das der Mann auf diesem Album sagt. Auf einem Song wie "FEIN!" ist das auch fein, aber wenn die Hälfte der Platte aus zur maximalen Dramatik hochgeputschten Rap-Verses besteht, schmälert das das Erlebnis doch ein wenig.

Ich finde es übrigens gut, dass wir uns alle scheinbar darauf geeinigt haben, die x-te Nas und Hit Boy-Kollabo zu ignorieren. So langsam ist der Witz auch auserzählt.

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1 Kommentar

  • Vor 11 Monaten

    Travis ist natürlich kein herausragender Rapper aber sehe ihn im Vergleich mit Kanye trotzdem vorn. Beide nehmen ja irgendwo ne ähnliche Rolle ein. Kanye ist lyrisch deutlich besser aber Travis raptechnisch. Er hat nach wie vor nen markanten Flow und Stimme. Dazu sind seine größten Hits ja nicht durch die Features so erfolgreich sondern in der Regel durch seine Performance. Gute Melodien und flows hat er definitiv. Aber so charismatisch wie Future, Uzi oder Carti ist er auch nicht. Aber die sind halt auch alle technisch noch paar Level über Travis, bis auf carti vllt.